Spielbericht von Handball-World.com

Niederlage gegen Hüttenberg ist ein schwerer Rückschlag für den HBW


von Felix Buss
Mit zwei erfolgreichen Partien im Rücken, dem Unentschieden in Burgdorf und dem doppelten Punktgewinn gegen Melsungen, reiste Aufsteiger TV Hüttenberg mit breiter Brust ins schwäbische Balingen. Auch der Gastgeber HBW Balingen-Weilstetten blickt auf eine ganz beachtliche Erfolgsserie. Siege gegen den TuS N-Lübbecke, bei Eintracht Hildesheim und dem VfL Gummersbach haben neue Kräfte mobilisiert. Für beide Teams ging es also um eine wichtige Weichenstellung in Richtung Klassenerhalt bzw. Mittelfeld. Entsprechend beherzt gingen beide Teams vor 2200 Zuschauern zur Sache. Hüttenberg kämpfte sich dabei zur Pause auf 14:14 heran und prägte danach das Spiel. Nach dem 19:20 (42.) brachten die Hessen in einer abwechslungsreichen Partie die Führung mit dem besonneneren Auftritt über die Zeit. 

Der TV Hüttenberg konnte bei bester Stimmung in der Balinger Sparkassenarena ein 4:3 (7.) vorlegen, auch weil der Ball nach Abprallern mehrmals wieder bei den Gästen landete. Im Balinger Angriffsspiel hakte es und Matthias Puhle verzeichnete erst nach acht Minuten die erste echte Parade, der Ball blieb in den Reihen der Gastgeber. Wolfgang Strobel brachte den HBW nur wenige Sekunden später beim 5:4 (9.) erstmals in Führung. Die Rückkehr von Roland Schlinger aufs Parkett wurde dann euphorisch gefeiert, vor Anpfiff hatte der Klub die Verlängerung seines Vertrages um drei weitere Spielzeiten vermeldet.

Balingen kam allmählich ins Spiel, nach 14 Minuten distanzierte Ettwein beim 8:6 Hüttenberg erstmals auf zwei Tore. Dass er sich kurz darauf am Oberschenkel behandeln lassen musste, brachte aber einen leichten Knacks ins Balinger Spiel. Immer wieder durchkreuzte die Brack-Sieben zwar die Laufwege des Aufsteigers, die Effektivität der rechten Flügelspieler gegen Hüne Matthias Gerlich konnte dem Balinger Trainer aber nicht gefallen - auch wenn Felix König kurz nach seiner Einwechslung den Ball zum 10:8 (19.) in die Maschen hinter Milos Putera schickte und den Zwei-Tore-Vorsprung wieder herstellte. Die nötige Ballsicherheit fehlte HBW. 

Offensivfehler ließen Balingen eine höhere Führung verpassen. Schneiders erfolgreiche Strafwürfe hielten Hüttenberg zunächst im Spiel, dann gelang Stefan Lex der 10:10-Ausgleichstreffer (22.). Kai Häfner brachte die "Gallier von der Alb" zwar kurz darauf beim 12:10 (24.) wieder in etwas tieferes Fahrwasser, die nötige Aufmerksamkeit fehlte jedoch weiter, während Aufsteiger geduldig gegen Balingen anspielte. Stefan Lex gelang beim 13:12 (27.) mit einem Hüftwurf der Anschluss. 41 Sekunden vor der Pause nahm Hüttenbergs Trainer Jan Gorr die Auszeit. Mit einem Tor lagen die Hessen zurück, ehe Laudt den 14:14-Ausgleichstreffer setzte. Dabei blieb es, Balingen brachten vier Sekunden Restspielzeit nichts Zählbares mehr. 

Alles war also wieder offen zu Beginn der zweiten Hälfte, entsprechend zufrieden wirkten die Mienen bei den Gästen aus Hessen. Während sich vor Anpfiff Jan Gorr seinen Schlussmann Milos Putera für letzte Worte schnappte, nahm Brack seinen Mittelblock, Wilke und Strobel ins Gebet. Kurz nach Wiederanpfiff setzte sich Florian Billek beinahe außer gefecht, als er mit Schneider kollidierte, für Hüttenbergs Rechtsaußen ging es allerdings weiter. Nur Sekunden später lagen dann Scholz und Strobel am Hüttenberger Kreis am Boden, zudem wurde Ilitsch, von den Unparteiischen unbemerkt, hart gefoult. Florian Laudt brachte Hüttenberg im Gegenzug mit 16:14 (34.) in Vorlage. 

Balingen zeigte sich scheinbar unbeeindruckt, Ilitsch holte die HBW-Führung beim 17:16 (37.) alsbald wieder zurück. Doch nach Herths 19:17 (39.) riss der Spielfaden bei den Gastgebern erneut, wobei einige kuriose und überharte Szenen diese Phase prägten. Laudt glich abermals aus und Schneider brachte Hüttenberg mit einem Strafwurf wieder in Vorlage und Stock erhöhte beim 20:22 (45.) auf zwei Tore. Mit Webers 21:24 (47.) wuchs der Balinger Rückstand weiter. Während die Gastgeber nur noch zu Halbchancen und nach einer Zeitstrafe gegen Wilke vollends außer Tritt gerieten, steuerte Hüttenberg zehn Minuten vor Schluss Richtung erster Auswärtssieg. 

Während Matthias Puhle nicht an seine in der ersten Hälfte gezeigte starke Leistung anknüpfen konnte, da Hüttenberg immer wieder Mittel gegen die Balinger Abwehr fand, stärkte den Hessen inzwischen Schlussmann Milos Putera den Rücken. Drei wichtige und vielleicht entscheidende Paraden hatte er beigesteuert, während der HBW unglücklich agierte. Fünf Minuten vor der Sirene konnte Rolf Bracks Team nur noch die Auszeit helfen. Bürkle als siebter Feldspieler legte weitere zwei Minuten später auf Häfner ab, der Andreas Lex auf die Sünderbank schickte. Doch es reichte nicht mehr: Ilitsch gelang mit einem Kempa zwar noch der 27:28-Anschlusstreffer, zwölf Sekunden genügten Balingen nach einem Ballgewinn aber nur noch zu einem verdeckten Wurf. Putera parierte, die Sensation war perfekt: Erstmals nach dem Aufstieg gewinnt Hüttenberg ein Auswärtsspiel. 

Stimmen zum Spiel

Jan Gorr (Trainer Hüttenberg): Glückwunsch an Balingen zu einer phänomenalen Runde bis jetzt. Dementsprechend wussten wir, was uns hier erwartet und haben damit kokettiert, dass dieser Lauf eine Erwartungshaltung herausruft. Wenn uns es dann gelänge, das Spiel lange offen zu halten, Emotionales Gegengewicht bilden, im kämpferischen Bereich mindestens ebenbürtig sein. Meine Jungs haben das richtig stark verkörpert und einen starken Willen gezeigt und nach dem erstem Rückstand auch die eigenen Stärken gezeigt. Dann hat auch unsere Deckung funktioniert und der Torwart hat einige Bälle gehalten. Nun können wir unseren ersten Auswärtssieg in der ersten Liga feiern. 

Dr. Rolf Brack (Trainer Balingen-Weilstetten): Was Jan Gorr gesagt hat, ist natürlich alles sehr spekulativ. Wir hatten eine hammerharte Woche hinter uns mit zwei Power raubenden Auswärtsspielen. Es war klar, dass Hüttenberg unser System extrem gut kennt, weil sie es so ähnlich spielen. Vor allem in der Abwehr haben wir dieses Spiel verloren. Nach dem 18:16 haben wir neun Tore in Folge bekommen und nur vier geworfen. Zudem hatten wir in der 45. und 55. Minute in Überzahl zwei taktische Aussetzer. Die Müdigkeit kam dabei wohl mehr vom Körper als vom Kopf her. Von Hüttenberg war es hingegen ein sehr geduldiges und taktisch sehr kluges Spiel. Physisch waren die vielleicht sogar frischer als wir in der Endphase. Zudem: Puhle hält bei uns zwar 17 Bälle, aber eben 12 schon in der ersten Halbzeit. Paul Bar musste gestern auch 60 Minuten spielen und zeigt aktuell nicht das nötige Niveau, daher habe ich ihn nicht gebracht. Wir schaffen es dann aber auch nicht, zehn Sekunden vor Schluss bei einem Tor Rückstand ein Foul zu verhindern und mit schnellem Antritt das Tor zu machen. Dann war die Zeit rum. So etwas ist uns in der ersten Liga noch nie passiert, gegen einen der Haupt-Abstiegskandidaten zuhause zu verlieren tut unheimlich weh. 

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