Vorbericht des HBW-Pressedienstes
HBW-Trainer Brack: "Die kommen mit Schaum vor Maul!"
Nach dem deutlichen Pokalerfolg am vergangenen Mittwochabend gegen GWD Minden war die Erleichterung beim HBW Balingen-Weilstetten riesig. Alle waren überglücklich und zufrieden, wie die Mannschaft die Vorgaben, die Trainer Dr. Rolf Brack ihr mit auf den Weg gegeben hatte, umgesetzt und am Ende einen unerwartet deutlichen Sieg feiern konnte. So leicht wie die völlig konsternierten Mindener, dürfte es der nächste Gegner den Schwaben allerdings nicht machen. Mit dem TBV Lemgo kommt nämlich eine Mannschaft in die SparkassenArena, die jede Menge Frustration zu bewältigen hat. Nach dem völlig indiskutablen Ausscheiden aus dem DHB-Pokal, steht der „TBV Deutschland“ unter gewaltigem Erfolgszwang. Spielbeginn in der Balinger SparkassenArena ist um 19 Uhr. Die Partie steht unter der Leitung der beiden Unparteiischen Christoph Immel (Tönisvorst) und Ronald Klein (Ratingen).
Erinnerungen werden wach
Die momentane Situation vor dem Spiel gegen den TBV Lemgo erinnert so ein bisschen an die erste Saison des HBW Balingen-Weilstetten in der Handball-Bundesliga. Vom Namen, den Erfolgen und den Spielerpersönlichkeiten sind die Lipperländer am Samstagabend haushoher Favorit und die Schwaben der Underdog. Das war im Dezember 2006 nicht anders. Hinter jedem Lemgoer Spieler verbarg sich eine internationale Karriere, von der die damaligen HBW-Akteure kaum zu träumen gewagt hatten. Fast ehrfürchtig empfingen sie die Mannschaft, die in den Jahren zuvor den Handball in Deutschland, ja in Europa geradezu revolutioniert hatte. Der TBV beherrscht das Tempospiel wie keine andere Mannschaft und fegte über ihre Gegner geradezu hinweg. Das Formel-1-Tempo war unzertrennlich mit einem Namen verbunden: Volker Mudrow! Der als jüngster Bundesliga-Trainer in die Geschichte eingegangene, ehemalige deutsche Nationalspieler nutzte die Regeländerung „Schnelle Mitte“, perfektionierte sie mit seiner Mannschaft und eilte von Erfolg zu Erfolg.
In der Saison 2006/2007 lief es aber nicht mehr so prickelnd. Verletzungen prägten die Saison, die anderen Bundesliga-Mannschaften hatten nachgezogen, kurzum: Die Lipperländer steckten in der Krise und dennoch waren sie als haushoher Favorit zum Aufsteiger ins schwäbische Tübingen gereist. Trainerfuchs Dr. Rolf Brack hatte seine Hausaufgaben allerdings gemacht, die Krise der Lemgoer genauestens studiert und seine Mannschaft auf das Spiel vorbereitet. Nur wenigen gegenüber offenbarte er damals seine innerste Überzeugung, dass seine junge Mannschaft eine berechtige Chance hat, gegen die Übermannschaft des TBV zu gewinnen und freute sich umso diebischer, als die TÜ-Arena ihn und die Mannschaft frenetisch feierte. Der Underdog aus Balingen stürzte den TBV mit seinem 30:22-Erfolg in eine tiefe Krise und nur kurze Zeit später musste Trainer Volker Mudrow seinen Platz auf der Bank räumen.
TBV Lemgo hat zurück gewechselt
In dieser Saison reagierte man beim TBV schon viel früher. Nach einer holprigen Vorbereitung, die in der verpassten Champions League-Qualifikation gipfelte, zogen die TBV-Bosse die Reißleine. Mudrow-Nachfolger Markus Baur und sein sportlicher Leiter Daniel Stephan wurden beurlaubt und Volker Mudrow, der zuvor bei der HSG Wetzlar frühzeitig beurlaubt wurde, kehrte als Steuermann auf die Bank zurück. Die Saison ließ sich zunächst auch ganz gut an und Lemgo schien in ruhiges Fahrwasser zu kommen. Mit 6:0 Punkten gab es einen geglückten Saisonauftakt. Es folgte jedoch eine 31:30-Niederlage und das ausgerechnet bei dem Verein, der Trainer Mudrow ein paar Monate zuvor den Stuhl vor die Tür gesetzt hatte – eine Niederlage, die Trainer Mudrow persönlich und den TBV im allgemeinen richtig ärgerte. Nach dem Sieg gegen Aufsteiger N-Lübbecke und erst rechte nach dem fast sensationellen Punktgewinn beim THW Kiel schien wieder alles in bester Butter, bis der HSV Hamburg in der Lipperland-Halle auftauchte. Mit sage und schreibe 25:34 wurde der „TBV Deutschland“ in eigener Halle von den Hanseaten rasiert. Einer Mannschaft mit gravierenden Verletzungssorgen, einer absolut verkorksten Vorbereitung – einer Mannschaft die sich nach einem kurzfristigen Trainerwechsel erst wieder finden muss, darf das schon mal passieren und deshalb sollte die hanseatische Ohrfeige mehr Lernprozess, als Auslöser einer Krisenstimmung sein.
Lipperländer blamieren sich im DHB-Pokal
Seit Mittwochabend, just seit dem Moment, wo beim HBW positive Vereinsgeschichte geschrieben wurde, klingeln aber bei den Lipperländer wieder sämtliche Alarmglocken. Beim Zweitligisten VfL Bad Schwartau blamierte sich der mit internationalen Stars nur so gespickte TBV bis auf die Knochen, verlor mit 29:28 und schied damit blamabel aus dem DHB-Pokal aus. Dabei hatten Kraus und Co. zur Halbzeitpause noch mit fünf Treffern geführt.
Für Spannung ist gesorgt
„Die werden bei uns mit Schaum vor dem Mund auflaufen“, war Balingens Trainer Dr. Rolf Brack, nach bekannt werden des Ergebnisses sofort klar, was den HBW am Samstagabend erwartet. Allerdings weiß der Balinger Coach auch, wie groß der Druck auf den TBV-Stars lastet und wie entspannt seine Jungs die Partie angehen können. Die Voraussetzungen für ein spannendes Duell sind also geschaffen. Der TBV muss die Partie gewinnen, um nicht endgültig in eine sportliche Krise zu stürzen und der HBW hat nichts zu verlieren.
von der Internetseite des TBV Lemgo
Richtungsweisende Partie im Süden
TBV will sich in der Liga rehabilitieren
Trübsal war angesagt im TBV-Tross, nachdem im Pokal in Bad Schwartau Endstation war. Nun muss am Samstag ein Sieg in Balingen her.
Niedergeschlagenheit und Frustration waren am Tag nach dem unfassbaren Pokalaus beim VfL Bad Schwartau in Lemgo angesagt. "Es ist einfach nicht zu erklären, wir haben in der zweiten Halbzeit einfach versagt. Woran das liegen kann ist uns ein Rätsel", brachte es Holger Glandorf stellvertretend auf den Punkt. "Wir haben einfach schlecht gespielt, auch in der ersten Halbzeit war es schon nicht wirklich gut, aber dennoch haben wir das Spiel deutlich im Griff gehabt", war auch Tamas Mocsai einen Tag nach der Pleite ratlos.
Einer der ganz wenigen Lichtblicke war am Mittwoch im Norden noch Torhüter Martin Galia, der ein starker Rückhalt in einer zumindest in der ersten Halbzeit in Teilen sehr gut deckenden TBV-Mannschaft war. Aber auch der Tscheche war am Ende machtlos und sah sich ein ums andere Mal von seinen Vorderleuten im Stich gelassen.
Bei allen Analysen nach dem wieso und warum bleibt jedoch nur wenig Zeit. Bereits am Freitag um 12 Uhr setzt sich der TBV-Tross in Richtung Rottenburg in Bewegung, bevor es am Samstag dann zum HBW Balingen-Weilstetten geht, der sich im Pokal den Frust von der Seele warf. Mit 27:16 fertigte die Mannschaft von Trainer Rolf Brack Ligakonkurrent GWD Minden ab und feierte den ersten Pflichtspielsieg vor heimischem Publikum in dieser Saison. Diesem Erfolgserlebnis soll nach Möglichkeit ein weiteres gegen den TBV folgen, der am Samstag in der gewohnt emotionalen und heißen Atmosphäre in die Spur zurückfinden will.
"Wir brauchen uns keine Gedanken zu machen, gegen Balingen wird es nicht leicht, aber wir müssen gewinnen", sucht Tamas Mocsai nicht nach Umschweifen. Ein Erfolgserlebnis ist für den TBV so immens wichtig, weil in der kommenden Woche Spielpause ist, da die Nationalmannschaft den Supercup in Halle/Westfalen, Köln und Hannover bestreitet. Somit ist ein positives Ergebnis umso wichtiger, um mit einem positiven Gefühl in die Pause gehen zu können.
Doch in Balingen hängen die Trauben nicht so niedrig, um sie im Vorübergehen pflücken zu können. Eine solide Abwehr haben die Balinger in bislang allen Spielen gezeigt, noch keiner Mannschaft gelang es, mehr als 30 Treffer gegen den HBW zu erzielen. Das Manko war bislang der Angriff, in dem es dem Rückrauch noch zu oft an Durchschlagskraft gefehlt hatte, 19 Tore in Minden bedeuteten zunächst den Tiefpunkt in dieser Statistik, doch die 27 Tore des Pokalspiels deuten an, dass der HBW auch anders kann.
"Wir versuchen an diese Leistung anzuknüpfen und vielleicht auch gegen Lemgo eine Überraschung zu schaffen, auch wenn der TBV hier sicherlich mit Schaum vor dem Mund auflaufen wird nach dem Pokalaus", blickt HBW-Trainer Rolf Brack auf die Partie voraus.
Diesen Schaum werden Glandorf, Mocsai und Co. sicherlich haben, um den Eindruck aus dem DHB-Pokal so schnell wie möglich zu revidieren. Jens Bechtloff, Sebastian Preiß und Logi Geirsson werden dabei einmal mehr fehlen, es bleibt zu hoffen, dass Volker Mudrow bis Samstagabend den richtigen Schlüssel finden wird, um aus seinem Team wieder das abrufen zu können, was es zu leisten im Stande ist. Und dann kann der TBV auch um einiges ruhiger in die Nationalmannschaftspause gehen.