Spielbericht des HBW-Pressedienstes
Trotz einer Niederlage auch in der kommenden Saison erstklassig
Verloren und trotzdem zum fünften Mal in Folge den Klassenerhalt in der TOYOTA Handball-Bundesliga geschafft. So lautete die Bilanz für den HBW Balingen-Weilstetten am Samstagabend nach dem Spiel gegen die SG Flensburg-Handewitt. Mit 28:25(16:11) unterlagen die Schwaben dem Favoriten von der dänischen Grenze, konnten aber nach dem Schlusspfiff erhobenen Hauptes die SparkassenArena verlassen. Es waren zwischen der 16. und 22. Minuten nur sechs Zeigerumdrehungen in denen die HBW-Abwehr sich nicht an das taktische Konzept gehalten hatte und im Angriff übermotiviert der Torerfolg gesucht wurde und die genügten Viktor Szilágyi und Co. um sich vom 8:8 auf 8:13 ab zu setzen – ein Vorsprung der ausreichte um am Ende als Sieger das Parkett zu verlassen.
Beide wollten sich nichts schenken
Obwohl es für die SG Flensburg-Handewitt am drittletzten Spieltag eigentlich kaum noch um etwas ging, war sich Trainer Dr. Rolf Brack vom HBW Balingen-Weilstetten darüber im Klaren, dass die Nordlichter aus der weiten Reise zum südlichsten Bundesligaclub keinen Betriebsausflug machen. Das hatte auch deren Trainer Ljubomir Vranjes im Vorfeld klar gestellt. Die SG wollte sich die Chance auf Platz fünf, noch offen halten. Auf der anderen Seite hatten sich die Schwaben vorgenommen, sich nicht auf die Schwächen der Konkurrenz zu verlassen. Sie wollten, trotz der krassen Außenseiterrolle, mit einem Punktgewinn den Klassenerhalt aus eigener Kraft unter Dach und Fach bringen.
Achse Schlinger / Strobel funktioniert
Die Voraussetzungen für ein spannendes Handballspiel waren also geschaffen und beide Mannschaften stellten von der ersten Sekunde an unter Beweis, dass ihre Vorhaben nicht nur Lippenbekenntnisse waren. Während die Gäste auf Grund von Verletzungen nur wenige Möglichkeiten hatten, die Schwaben mit taktischen Finessen zu überraschen, versuchten sie ihre spielerische Überlegenheit aus einer kompakten und hart zupackenden Abwehr heraus in die Waagschale zu werfen. Balingens Coach hingegen hatte seiner Mannschaft in der Defensive eine 4/2-Formationen verordnet und im Angriff setzte er auf die zwei Kreisläufer Taktik. „Wir wussten, dass Flensburg auf Grund von Verletzungen im rechten Rückraum Probleme hat und das wollten wir für uns nutzen“, so der Balinger Sportwissenschaftler zur ungewohnten Auftaktphase. Allerdings brauchte seine Mannschaft eine kurze Anlaufzeit, bis sie sich selber gefunden hatte und Flensburg konnte auf 2:0 vorlegen. In der Folge liefen die Angriffe über den Kreis bei den Hausherren aber besser und immer wieder war die Achse Roland Schlinger / Wolfgang Strobel erfolgreich. Der HBW-Kapitän war von der Flensburger Abwehr meist nur mit unfairen Mitteln zu stoppen und so gab es entweder Strafwurf oder Strobel versenkte das Spielgerät selber im Netz.
Flensburg im Stile einer Spitzenmannschaft
Es entwickelte sich eine völlig offene Partie in der die Gäste aus dem Norden immer wieder mit überhartem Zugreifen und versteckten Fouls auffielen. Die beiden Unparteiischen ließen sie allerdings gewähren und sorgten so dafür, dass die Stimmung in der SparkassenArena schon frühzeitig am Überkochen war. Aufgeputscht von der Anfeuerung schaffte der HBW in der 16. Spielminute den Ausgleich zum 8:8 durch Roland Schlinger. Trotz einiger Möglichkeiten gelang es den Hausherren aber nicht, mit einem Treffer in Führung zu gehen. Übermotiviert wurde zu überhastet abgeschlossen und auch in der Abwehr ging dadurch die Übersicht verloren. Die SG nutzte dies clever und als sich Daniel Wessig auch noch eine Zeitstrafe eingehandelt hatte, lag der Favorit plötzlich wieder mit fünf Treffern in Führung.
Torhüter Martin Ziemer mit Fallrückzieher
Mit der Fünf-Tore-Führung wurden beim Stande von 11:16 die Seiten gewechselt. Obwohl die meisten davon ausgingen, dass auf Grund der deutlichen Führung bereits eine Vorentscheidung gefallen ist, wollten sich die Schwaben nicht geschlagen geben. Sie stemmten sich mit viel Emotionen und Leidenschaft gegen die Niederlage. Torhüter Martin Ziemer, der für die Partie fit gespritzt wurde, stellte seinen wahrlich nicht schlechten Gegenüber Sören Rasmussen zeitweise in den Schatten. Unglaublich was der Balinger Keeper in der zweiten Hälfte von der Linie fischte. Immer wieder konnte er gegen den Flensburger Top-Torschütze Anders Eggert klären und als er sogar mit dem linken Fuß per Fallrückzieher ein Wurf unschädlich machte, den Eggert in den obere langen Winkel ziehen wollte, stand die Halle vollends Kopf. Wieder war es aber die Übermotivation und ein paar 50/50-Entscheidungen der Unparteiischen gegen den HBW, die die Hausherren daran hinderten beim Stande von 18:21 auf zwei oder gar einen Treffer zu verkürzen.
Nach dem Schlusspfiff konnte beide jubeln
Der haushohe Favorit aus dem hohen Norden wankte in der Schlussphase der zweiten Hälfte zwar einige Male, aber er fiel nicht. Mit all seiner Routine und internationaler Erfahrung nutzte der Tabellensechste jede sich bietenden Gelegenheit clever und abgebrüht aus, um den Underdog aus dem Schwäbischen auf Distanz zu halten. Beim Schlusspfiff konnte Flensburg/Handewitt schlussendlich einen 32:29-Erfolg bejubeln. Dem HBW Balingen-Weilstetten blieb der verdiente Beifall von den Rängen für eine engagiert Leistung und die Tatsache, dass der Klassenerhalt trotz der Niederlage in trockenen Tüchern ist.
Die Mannschaften
HBW Balingen-Weilstetten: Nikola Marinovic, Martin Ziemer(TW); Felix König, Felix Lobedank, Benjamin Herth 1, Daniel Sauer 2, Dennis Wilke 2/1, Frank Ettwein 2, Roland Schlinger 5, Wolfgang Strobel 5, Vladimir Temelkov 7/5, Jens Bürkle, Johan Boisedu 1, Daniel Wessig;
SG Flensburg-Handewitt: Dan Beutler, Sören Rasmussen(TW); Lars Bastian 1, Tobias Karlsson, Anders Eggert 11/6, Patrik Fahlgren 3, Thomas Mogensen, Petar Djordjic, Morten Dibbert, Jacob Heinl 1, Viktor Szilagyi 5, Lasse Boesen 4, Michael Knudsen 3;
Strafwürfe
HBW 9/6, SG 6/5;
Zeitstrafen
HBW 4, SG 6;
Nächstes Spiel
TV Großwallstadt – HBW Balingen-Weilstetten am Freitag, den 27. Mai 2011, um 19.45 Uhr in der Unterfrankenhalle in Aschaffenburg.