Spielbericht des HBW-Pressedienstes
Winterwunder gegen Gummersbach sorgt für geruhsamen Jahreswechsel beim HBW
Die Stuttgarter Porsche-Arena ist und bleibt für den HBW Balingen-Weilstetten eine punkteträchtiges Pflaster! Im letzten Spiel des Jahres haben die Schwaben den VfL Gummersbach mit 29:28(12:12) bezwungen und damit für das nächste Winterwunder in der der noch jungen HBW-Geschichte gesorgt. Zwei Sekunden vor Spielende nagelte Spielmacher Benjamin Herth einen Freiwurf direkt in die Gummersbacher Maschen und verwandelte damit die ausverkaufte Porsche-Arena in ein absolutes Tollhaus. Mit dem Sieg über den Altmeister überwintern die Schwaben auf dem zwölften Tabellenplatz. Überragende Akteure auf Balinger Seiten waren Spielmacher Benjamin Herth (9/2 Tore) sowie der österreichische Nationalspieler Roland Schlinger, der zehn Mal ins Schwarze traf.
"Glück kommt nicht von alleine"
„Ich bin maßlos enttäuscht“, konnte der Gummersbacher Trainer Sead Hasanefendic kaum in Worte fassen, was kurz zuvor passiert war und weiter: „Wir sind hier her gekommen, um uns für das Pokal-Aus zu revanchieren. Wir wollten auch die Niederlage gegen Lemgo vom vergangenen Spieltag wieder gut machen.“ Die Balinger Mannschaft habe zwar mit Glück aber verdient gewonnen. Glück komme nicht von alleine, sondern Glück müsse man sich hart erarbeiten, gratulierte der VfL-Coach seinen Gegenüber Dr. Rolf Brack. Der nahm die Glückwünsche mit strahlenden Augen gerne an und lobte vor allem die kämpferische Einstellung seiner Mannschaft, aber auch die Physis, mit der sie in der Schlussphase das eigentlich verloren geglaubte Spiel nochmals drehte.
Aus der Not eine Tugend gemacht
„Wir haben in den letzten elf Angriffen zehn Tore erzielt“, fand der Sportprofessor in seiner Statistik den Schlüssel zum schlussendlich verdienten Erfolg. Aber auch die Abwehr sei in dieser Phase sehr gut gestanden und habe zusammen mit Torhüter Nikola Marinovic ihren Teil zum Erfolg beigetragen. Dabei war es in den letzten zwölf Minuten eine aus der Not geborene Abwehrformation, die den mit drei Toren in Führung liegenden Favoriten aus Gummersbach auf die Verliererstraße brachte. In der 48. Minute schickten die beiden sehr gut leitenden Schiedsrichter Christopher Biaesch und Frank Sattler Balingens Abwehrchef Daniel Sauer nach seiner dritten Zeitstrafe frühzeitig zum Duschen. HBW-Coach Brack war zum Handeln gezwungen. Er stellt seine Abwehr auf 5/1 um und ließ den torgefährlichsten VfL-Angreifer Adrian Pfahl durch Youngster Klaus Schuldt per Manndeckung aus dem Spiel nehmen. Noch in Unterzahl verkürzte Roland Schlinger für die Schwaben von 19:22 auf 21:22 und spätestens zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung in der Porsche-Arena am Überkochen.
Gummersbach mit Vorteilen nach der Pause
„Wenn man vor so einer Kulisse spielt, spielt man wie in Trance und da gelingen auch einmal Dinge, die sonst nicht klappen“, strahlte der österreichische Top-Shooter über seine gelungenen Aktionen im Angriff. Zuvor war es sein Landsmann Nikola Marinovic, der mit ein einigen tollen Reflexen seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit im Spiel hielt. Während es nämlich im ersten Durchgang eine absolut ausgeglichene Partie war, die von den beiden Abwehrreihen dominiert wurde, hatte der VfL Gummersbach in den ersten zwanzig Minuten der zweiten Hälfte die deutlich besseren Gelegenheiten das Spiel für sich zu entscheiden. Marinovic machte davon einige zunichte und konnte das Torhüter-Duell im Vergleich mit den beiden VfL-Keeper klar für sich entscheiden. Trotzdem konnte sich der Favorit vom 12:12-Halbzeitstand über das 19:19 (43. Min.), auf 19:22 (47.), in der vermeintlich entscheidenden Phase, absetzen.
Herth und Schlinger erzielen 19 Tore
Grund für die Gummersbacher Vorteile waren die fehlenden Alternativen im Balinger Angriff. Gegen die gut stehende 6/0-Abwehr taten sich die Schwaben ohne Linkshänder Felix Lobedank ausgesprochen schwer. Sein Vertreter Vlatko Mitkov mühte sich zwar redlich, aber mit fehlendem Selbstvertrauen wirkte er zeitweise wie ein Fremdkörper und auch die beiden Notnägel Vladimir Temelkov und Jo Boisedu konnten die VfL-Abwehr nicht wirklich beeindrucken. So waren Herth und Schlinger mehr oder weniger auf sich alleine gestellt. Sie lösten ihre Aufgabe aber bravourös und so konnten sich die Oberbergischen trotz deutlicher Vorteile nicht entscheidend genug absetzen.
Dramatik in der Schlussminute
Die letzten zehn Minuten der Partie standen ganz im Zeichen der Balinger Kämpfermoral. Nach dem 25:25-Ausgleich durch Roland Schlinger setzte sich Boisedu gegen die Gummersbacher Abwehr durch und brachte die Schwaben mit 26:25 in Führung. Der Altmeister konnte allerdings immer wieder ausgleichen und beim 28:28, 13 Sekunden vor Spielende, hatten sich wohl die meisten mit der Punkteteilung abgefunden. Nicht so HBW-Coach Rolf Brack der sofort die Auszeit nahm und seiner Mannschaft für den letzten Angriff klare Vorgaben auf den Weg gegeben. Drago Vukovic wusste sich gegen den anstürmenden Herth, der das Leibchen für den 7. Feldspieler trug, nicht anders zu wehren, als ihn regelrecht nieder zu strecken. Er kassierte dafür die sofortige Disqualifikation und für den HBW gab es zwei Sekunden vor Spielende, fast elf Meter vor dem gegnerischen Tor nochmals Freiwurf.
Déjà-vu und flüchtender Spielmacher
Es folgte das Déjà-vu für VfL-Manager Axel Geerken. In Diensten der HSG Wetzlar hat er die Situation mit einem direkten Freiwurf gegen den HBW schon einmal erlebt. Auch damals war es der HBW-Spielmacher Daniel Brack im gelben Leibchen, der den Ball an der Abwehr vorbei zum Siegtreffer für die Schwaben im Tor unterbrachte. Dieses Mal war es Spielmacher Benjamin Herth, der die komplette VfL-Abwehr einschließlich Torhüter Somic narrte. Während alle noch mit einem Abspiel auf Boisedu rechneten, drehte sich der Herth um die eigene Achse, fand die richtige Lücke zwischen den VfL-Spielern und setzte das Leder mit einem Aufsetzer unhaltbar ins lange Eck. Unter dem losbrechenden Jubel und den stehenden Ovationen von 6200 Zuschauer flüchtete der Biberacher vor seinen heranstürmenden Mannschaftskameraden in die Katakomben der Halle, um wenige Sekunden später, zurück auf dem Parket, den Sensationssieg mit den glücklichen HBW-Fans überschäumend zu feiern.
Die Mannschaften
HBW Balingen-Weilstetten: Ivan Zoubkoff, Nikola Marinovic (TW); Klaus Schuldt, Benjamin Herth 9/2, Daniel Sauer, Dennis Wilke 2, Frank Ettwein 1, Roland Schlinger 10, Wolfgang Strobel 2, Vlatko Mitkov, Vladimir Temelkov, Johan Boisedu 2, Sascha Ilitsch 3;
VfL Gummersbach: Goran Stojanovic, Vjenceslav Somic(TW); Geoffroy Krantz 2, Adrian Wagner 2, Christoph Schindler, Drago Vukovic 6, Igor Anic 5, Barna Putics 1, Patrick Wiencek 2, Jörg Lützelberger 1, Josip Valcic, Adrian Pfahl 8/2, Ole Rahmel, Vedran Zrnic 1;
Zeitstrafen:
HBW 4, VfL 4;
Strafwürfe:
HBW 2/2, VfL 3/2;
Nächstes Spiel:
TSG Ludwigshafen-Friesenheim – HBW Balingen-Weilstetten, Mittwoch, den 9.Februar, um 20. 15 Uhr in der Fr.-Ebert Halle in Ludwigshafen.