Spielbericht aus dem Zollernalbkurier
Ein hart erkämpfter Auswärtserfolg
von Reinhard Linder
Dennis Wilke hat dem Balinger Bundesligisten fast im Alleingang zwei Punkte beschert. Dank seiner zehn Treffer gewann der HBW gestern beim Schlusslicht Eintracht Hildesheim mit 26:24 (10:12).
Die Schwaben taten sich in diesem wichtigen Auswärtsspiel bei einem unmittelbaren Rivalen im Kampf um den Klassenerhalt unheimlich schwer. Lange Zeit stand einem Erfolg der Torhüter-Hüne Dennis Klockmann im Weg, der um ein Haar zum Helden beim Aufsteiger geworden wäre: 25 Bälle wehrte er ab, vor allem den Griechen im Trikot des HBW Balingen-Weilstetten, Alexandros Alvanos, trieb er mit seinen Paraden fast zur Verzweiflung.
Den besseren Start in der Hildesheimer Sparkassen Arena vor nur 1900 Zuschauern fanden die Gäste. Wilke verwandelte den ersten seiner acht Strafwürfe sicher, Benjamin Herth glich in der vierten Minute die kurzzeitige Führung der Mannschaft von Trainer Volker Mudrow aus. Frank Ettwein setzte den nächsten Treffer, Wilke brachte seine Farben mit zwei Toren in Front und konservierte bis zur zwölften Minute diesen Vorsprung mit zwei weiteren verwandelten Siebenmetern.
Dimitrios Tzimourtos brachte die Hausherren mit einem Doppelschlag zurück, doch als Fabian Gutbrod auf die Strafbank wanderte, konnten die Hildesheimer ihre nummerische Überlegenheit nicht in Tore ummünzen. Kaum war der Sünder zurück auf der Platte, lochte er auch sofort für das Team von HBW-Coach Dr. Rolf Brack zum 7:6 ein.
Jens Bürkle und Felix König hielten die Schwaben zunächst vorne, doch als Herth eine Zwei-Minuten-Strafe absaß, machten die Gastgeber mehr aus ihrer Überzahl als noch kurz zuvor: Morten Slundt und Bostjan Hribar ließen dem überragenden HBW-Keeper Matthias Puhle keine Chance, Nicolas Ivakno besorgte sogar die erste Zwei-Tore-Führung für den Tabellenletzten.
Nach fünf torlosen HBW-Minuten und zig Anläufen brachte Alvanos endlich einmal den Ball im Eintracht-Gehäuse unter, doch im Gegenzug erhöhte Slundt auf 14:12. Eine Brack'sche Auszeit 20 Sekunden vor der Pause verpuffte wirkungslos, Alvanos Wurf wurde wie so oft zur sicheren Beute Klockmanns.
Mit ihren Gedanken schienen die Schwaben in der Kabine geblieben zu sein, die Akzente nach dem Seitenwechsel setzten zunächst die Niedersachsen mit einem 3:1-Lauf. Selbst als Michael Quist auf die Strafbank wanderte, fiel den Schwaben nicht viel Gescheites ein, um Klockmann zu überwinden. Dies gelang erst Wilke wieder von der Siebenmeterlinie und etwas später König in Unterzahl.
Beim 18:14 durch Ivakno in der 42. Minute hätte wohl niemand mehr einen Pfifferling für den Balinger Bundesligisten gegeben, bei dem im Rückraum der verletzte Roland Schlinger arg vermisst wurde. Da schickte Brack den siebten Feldspieler auf die Platte – mit durchschlagendem Erfolg. Acht Minuten lang blieb der HBW dank der Paraden von Puhle ohne Gegentreffer, während Wilke mit einem Hattrick verkürzte, Jens Bürkle in der 49. Minute zum 18:18 ausglich und Alvanos nach der obligatorischen Hildesheimer Auszeit die Führung zurück zum HBW holte.
Diese wechselte zwar umgehend wieder zu den Niedersachsen, aber die erfolgreiche Aufholjagd hatte den Brack-Schützlingen sichtlich Mut gegeben. Wilke – wer sonst – verwandelte seinen achten Strafwurf zum 21:21, in der 55. Minute war Alvanos zum 22:21 erfolgreich.
In der turbulenten Schlussphase fielen die Tore wie reife Früchte. Ivakno glich aus, Herth legte per Siebenmeter wieder vor, Kai Häfner schließlich ließ mit seinem Treffer zum 24:22 die Eyachstädter an einen möglichen Erfolg glauben. Aber es blieb spannend. Zunächst stellte Michael Jahns per Siebenmeter den Anschluss für das Mudrow-Team her, HBW-Kapitän Wolfgang Strobel gelang eine Minute vor dem Ende sein erstes und einziges Tor. Die letzten 35 Sekunden musste er sich allerdings von der Strafbank anschauen, da er Tzimourtos, den Torschützen zum 24:25, etwas hart bedrängt hatte.
Brack holte seine Truppe noch einmal zu einer Extrabesprechung an die Seitenlinie, um die Marschrichtung für die letzten Sekunden vorzugeben. Zunächst scheiterte Herth mit einem Wurf an Klockmann, nicht besser erging es Sascha Ilitsch, erst Häfner ließ seine Mannschaft einen Wimpernschlag vor dem Schlusspfiff mit seinem Tor zum 26:24-Endstand befreit aufjubeln.
Eintracht Hildesheim – HBW: Teams & Tore
Eintracht Hildesheim: Klockmann (1. – 60., 25 Gegentore/ 25 Paraden),?Schulz (bei einem Siebenmeter, 1/0); Ivakno (4), Coßbau (3), Hribar (3), Tzimourtos (3), Jahns (3/3), Slundt (2), Stojanovic (2), Hoffmann (1), Nikolov (1), von Hermanni, Weißbach.
HBW Balingen-Weilstetten: Puhle (1. – 60., 24 Gegentore/ 23 Paraden), Bar (n.e.); Wilke (10/8), Alvanos (3), Bürkle (2), Gutbrod (2), Häfner (2), Herth (2), König (2), Ettwein (1), Ilitsch (1), Strobel (1), Keinath, Wessig.
Schiedsrichter: Blümel/ Loppaschewski (Berlin).
Zuschauer: 1902.
Spielfilm: 0:1, 2:1, 2:2 (4.), 2:4, 4:6, 7:9 (22.), 10:9, 12:10 – 14:11, 16:1, 18:14 (42.), 18:19, 21:21, 22:24 (58.), 24:25, 24:26.
Zeitstrafen: 6:8 Minuten (Hoffmann, Quist, Coßbau – Gutbrod, Herth, Ettwein, Strobel).
Siebenmeter: 3/3:9/9.
Nächstes Spiel: VfL Gummersbach – HBW Balingen-Weilstetten (7. Dezember, 20.15 Uhr, Eugen-Haas-Sporthalle Gummersbach).