Spielbericht aus dem Zollern-Alb-Kurier
Zu müde und nicht clever genug
von Marcus Arndt
Im schwäbischen Derby hat der Balinger Handball-Bundesligist die Chance verpasst, sich endgültig aus dem Abstiegskampf zu verabschieden. Mit 27:31 unterlag der HBW Frisch Auf und muss weiter zittern.
Nach der Hildesheimer Steilvorlage mit dem Sieg in Wuppertal hatte der HBW gestern Nachmittag die Riesenchance, „mit einem Heimsieg über Göppingen den Klassenerhalt zu 99 Prozent perfekt zu machen“, wie es Trainer Dr. Rolf Brack formulierte. Doch die Voraussetzungen waren erneut denkbar schlecht: Neben den Langzeitverletzten Frank Ettwein, Kai Häfner und Alexandros Alvanos fiel Felix König aus. In Magdeburg hat sich der Junioren-Weltmeister den Zeigefinger der Wurfhand gebrochen und fällt vier bis sechs Wochen aus.
Für König rückte Winter-Neuzugang Morten Slundt in die Anfangsformation, der für die erste Balinger Führung nach drei Minuten sorgte (1:0). Den knappen Vorsprung konservierte der Außenseiter zunächst: beim 3:2 und 4:3 (5. Minute). Diesen konterte Frisch Auf mit einem 3:0-Lauf (4:6/ 9.). Erst in Überzahl beendete Dennis Wilke eine fünfminütige Torflaute des HBW per Siebenmeter und Herth glich zum 6:6 aus (12.). Jetzt war Balingen-Weilstetten wieder im Spiel, holte sich die Führung zurück. Von Rechtsaußen netzte Wilke nervenstark ein. Beim knappen Vorteil der Gastgeber blieb es vorerst, doch die Truppe um Kapitän Wolfgang Strobel musste unglaublich viel investieren: mit einer intensiven Abwehrarbeit und langen Angriffen gegen die kompakte Göppinger 6:0-Verteidigung. Auf der Gegenseite versuchte der EHF-Cup-Sieger von 2011 in die Nahtstellen der Balinger Deckung zu stoßen wirklich erfolgreich war der Tabellenneunte jedoch nur über den Kreis. Das war in dieser Phase zu wenig: Kurz vor der Pause netzte Wilke zum 15:13 ein. Frisch Auf-Kommandogeber Velimir Pet-kovic reagierte und bat 15 Sekunden vor der Pause zur Extrabesprechung an die Seitenlinie. Ohne Erfolg: Es blieb bei der Zwei-Tore-Führung der Balinger. „Da waren wir noch voll im Soll“, bilanzierte Brack, der auch mit der Leistung seiner Truppe nach Wiederanpfiff zufrieden sein konnte.
Nach dem Seitenwechsel baute Herth den Vorsprung auf 16:13 aus, doch Manuel Späth stellte den alten Abstand wieder her. Doch wie schon in Durchgang eins tat sich der Altmeister im stehenden Angriff zunächst sehr schwer und fiel weiter zurück (19:16/ 37.). Mit seinem siebten Treffer brachte Späth den Europapokal-Aspiranten erneut in Schlagdistanz. Frisch Auf legte nach: mit drei Toren in Folge. Brack reagierte und zückte die grüne Karte. Mit Erfolg: Roland Schlinger hielt den HBW im Spiel und auch nach 45 Minuten war noch nichts entschieden (21:21).
Die Schlussphase war dann an Dramatik nicht zu überbieten. In doppelter Überzahl hatte der HBW alle Trümpfe in der Hand. „Doch da haben wir einfach zu viele Fehler gemacht“, räumte Slundt unumwunden ein. Es war ein ganze Verkettung von Unzulänglichkeiten in allen Mannschaftsteilen. Zu-nächst scheiterte Schlinger, welchem die Strapazen aus dem Magdeburg-Spiel doch deutlich anzumerken waren, frei an Frisch Auf-Keeper Enid Tahirovic. Dann lockte das Team vom Hohenstaufen ganz geschickt Philipp Keinath in die Wurffalle. „Der war völlig überfordert“, ärgerte sich Brack, nachdem sich der Linkshänder locken ließ. Sein Wurf war dann eine sichere Beute von Tahirovic. Auf der Gegenseite traf Momir Rnic zum 22:23 (47.). Wieder komplett, erhöhte Christian Schöne auf 24:22 für die Gäste. Die blieben am Drücker, bauten den Vorsprung auf vier Tore aus (22:26/ 52.). Brack zog den letzten Joker und brachte den siebten Feldspieler. Vergebens. Zehn Minuten blieb der HBW ohne Torerfolg. Göppingen nutzte die Schwächeperiode des schwäbischen Rivalen und zog davon. In den Schlussminuten betrieben die Gastgeber noch Ergebniskosmetik mehr nicht. „Uns hat einfach die Qualität in der Abwehr gefehlt“, gestand Brack ein, „man hat einfach deutlich gemerkt, dass unsere Leistungsträger nach dem Mittwochsspiel müde waren. . .“
Die Mannschaften
HBW Balingen-Weilstetten: Ziemer (1. 42., 21 Gegentore/ 8 Paraden), Puhle (ab 42., 10/ 4); Slundt (9), Schlinger (4), Herth (4/1), Wilke (4/3), Ilitsch (2), Bürkle (2), Gutbrod (1), W. Strobel (1), Sauer, Keinath, Wessig.
Frisch Auf Göppingen: Tahirovic (ab 30. und bei einem Siebenmeter, 13 Gegentore/ 9 Paraden), Rutschmann (1. 30., 14/ 3); Späth (9), Rnic (7/2), Mrvaljevic (4), Thiede (4), Oprea (3), Horak (2), Schöne (2), Kneule, Markicevic, Lobedank, Schubert, Anusic, Markez.
Schiedsrichter:
Fleisch/ Rieber (Ostfildern/Nürtingen).
Zuschauer:
2350.
Spielfilm:
2:2 (4.), 4:3, 4:6, 9:8 (16.), 10:9, 11:11, 13:13 (26.), 15:13 18:15 (36.), 19:17, 19:20, 21:21 (43.), 22:22, 22:27, 23:30 (57.), 27:31.
Zeitstrafen:
0:8 Minuten (Anusic/ 2, Schöne, Mrvaljevic).
Siebenmeter:
4/4:2/2.
Nächstes Spiel:
TuS N-Lübbecke HBW Balingen-Weilstetten (21. April, 20.15 Uhr, Kreissporthalle Lübbecke).