Spielbericht von Handball-World
HBW fehlt in den entscheidenden Phasen die notwendige Cleverness
Quelle Handball-World
4900 Zuschauer in der EWS Arena sahen über weite Strecken ein packendes Duell zwischen Frisch Auf! Göppingen und dem HBW Balingen-Weilstetten. Die Gäste drehten dabei erst nach einer Viertelstunde auf und kamen nach 1:4-Rückstand (13.) zum 8:8-Ausgleich (23.). Bis kurz vor der Pause konnte Göppingen die Brack-Sieben zwar nochmals auf drei Tore distanzieren, doch nach dem 12:10-Halbzeitstand blieb die Partie umkämpft und Göppingen konnte sich des Sieges nie allzu sicher sein. Momir Rnic (6 Treffer) steuerte in der entscheidenden Phase zwei wichtige Treffer zum knappen 22:21-Sieg bei, weitere Väter des neuerlich knappen Erfolgs waren Bastian Rutschmann (12/1 Paraden) und Ex-Balinger Felix Lobedank (5 Treffer). Herth gelangen 6/3 Treffer für Balingen.
Der HBW Balingen-Weilstetten kam zunächst gar nicht ins Spiel. Bevor die Gäste in der Göppinger EWS Arena ihren ersten Positionsangriff aufbauen konnten, hatten die Gastgeber schon das 2:0 vorgelegt. Horak erhöhte nochmals, ehe Benjamin Herth ein feines Anspiel an den Kreis gelang: Wolfgang Strobel setzte nach über fünf Minuten den ersten Treffer für Balingen. Felix Lobedank agierte derweil auf Göppinger Seite im rechten Rückraum, bei den Gästen bekam Roland Schlinger eine frühe Pause und Fabian Gutbrod erhielt an seiner einstigen Wirkungsstätte viel Einsatzzeit. Die Gästeabwehr formierte sich allmählich, in der Offensive kam der HBW aber trotz viel Geduld selten in Wurfpositionen. Obschon Göppingen mehrmals ungenau abschloss, unglücklich agierte und beste Chancen vergab, führte Grün-Weiß nach 14 Minuten noch immer mit 4:1.
Ausgerechnet in Unterzahl lief Benjamin Herth dann den ersten HBW-Gegenstoß, scheiterte allerdings an Tahirovic, bereits dessen vierte Parade. Drei weitere Male war der Ball vom Gebälk des Göppinger Tors abgeprallt. Daher hatte Göppingen weiterhin Oberwasser in dem emotional geführten und von hoher Nervosität geprägten Derby, das die beiden Schiedsrichter souverän leiteten. Früh rückte indes Momir Rnic im Göppinger Angriff aufs Feld und erzielte beim 5:1 (15.) direkt seinen ersten Treffer. Doch abschütteln ließ sich die Brack-Sieben nicht: Häfner und Strobel nutzten Göppinger Unachtsamkeiten und verkürzten binnen 17 Sekunden auf 4:6 (17.). Als etwas später Oprea an Ziemer scheiterte, war die Chance zum 8:7-Anschlusstreffer da.
Wieder war es Tahirovic, der diesen Coup zunächst verhinderte, doch auf der Gegenseite faustete Ziemer, der sich jetzt deutlich steigerte, den Ball nach einem Heber von Anusic über die Querlatte. Wolfgang Strobel bekam die Göppinger Deckung nicht in den Griff. Er war es auch, der nach 23 Minuten das 8:7 vom Kreis erzielte. Als danach Horak frei übers Tor warf, war es Felix König, der aus dem rechten Rückraum ausglich. Die Gastgeber saßen in einem Loch, waren nunmehr sechs Minuten ohne Treffer. Mrvaljevic beendete aber die Flaute mit einem verwandelten Strafwurf (25.) und hielt Grün-Weiß vorn. Kurz darauf hatte Michael Haaß Glück, als der Ball zum 10:8 von der Latte tropfte. HBW-Trainer Rolf Brack nahm die Auszeit, um sein Team auf die letzten knapp vier Minuten vor der Pause einzustellen. Mit einer offensiven Abwehr wollte Balingen das Ruder herumreißen.
Der Versuch ging fehl. König gelang zwar nochmals der Anschluss, doch Göppingen spielte geschickt und Haaß und Rnic erhöhten auf 12:9 (29.). Es war zugleich der Auftakt zu einer Schlussminute, in der die Schiedsrichter für Ordnung sorgten: Erst schickten sie Rnic und Lobedank wegen zu intensiven Körperkontakts vom Feld, danach musste Balingens Fabian Gutbrod zusehen. Zwischenzeitlich hatte Herth getroffen. Velimir Petkovic nutzte die Situation acht Sekunden vor der Pause zu einer Auszeit. Mehr als ein Freiwurf aus aussichtsloser Position war danach nicht mehr drin. Es blieb bei der 12:10-Führung Göppingens. Doch Balingen hatte aber unverkennbar aufgedreht. Vor allem Nationalkeeper Martin Ziemer zwischen den Pfosten war zu einem Faktor geworden.
Die zweite Halbzeit begann Balingen mit einem Paukenschlag, Benjamin Herth bediente König zum Kempatrick, wieder war aus Gästesicht der Anschluss geschafft. Balingen deckte nun beherzt und Dennis Wilke entzückte die mitgereisten Fans mit einem Konter zum 13:12 (34.). Rolf Brack schien in der Kabine die richtigen Worte gewählt zu haben. Doch Göppingen ließ sich wecken, Momir Rnic vernaschte die Gäste-Abwehr und netzte zum 15:13 (36.) ein. Die Defensive zeigte hingegen mehr Schwierigkeiten, die aufgekommene Trägheit aus den Knochen zu schütteln und so geriet Göppingen zusehends unter Zugzwang. Bastian Rutschmann, der nach einer Abwehraktion kurzzeitig Knieschmerzen zu haben schien, verhinderte mit guten Aktionen Schlimmeres.
Mit der Balinger offensiven Abwehr konnte Göppingen indes wenig anfangen, das 17:14 vergab Mrvaljevic zudem aus sieben Metern. Herth glich wenig später mit einem frechen Wurf zum 16:16 (44.) aus, den nächsten Versuch luchste Rutschman ihm jedoch mit einer Doppelparade ab. Die Glanztat entfachte zugleich die Stimmung in der EWS Arena neu, in der Felix Lobedank wichtige Treffer für die Gastgeber setzte. Beim 20:17 gelang Lobedank auch die Drei-Tore-Führung (52.), die Göppingen gleichwohl sofort wieder wegwarf. Beim Stand von 20:19 schnappte sich dann Wilke den Ball, scheiterte allerdings im Gegenstoß an Rutschmann. Der Wurf von Herth saß allerdings. Dreieinhalb Minuten vor Schluss stand es 20:20. Alles war wieder offen.
Nun spielte erneut Momir Rnic seine Antrittsstärke und Wurfkraft aus, während Balingen weiterhin über Strafwürfe zu einfachen Treffern kam. Felix Lobedank wurde danach beim Durchbruch unsanft von Felix König gestoppt, der eine Zeitstrafe erhielt. Göppingen angelte über das Spiel hinweg diverse Abpraller, so auch kurz bevorRnic abermals seine Durchsetzungskraft ausspielte. Die Zeitstrafe gegen Strobel, der den in der Deckung gut agierenden Späth umgerannt hatte, besiegelte unterdessen wenige Sekunden vor Spielschluss die Spielentscheidung. Velimir Petkovic nahm zwölf Sekunden vor Schluss die Auszeit, Balingen öffnete alle Schleusen, aber Puhle parierte den letzten Wurf von Schubert. Beim Stand von 22:21 endete das schwäbische Derby wie so oft knapp zugunsten Göppingens.