Spielbericht aus dem Zollern-Alb-Kurier
Berlin einfach eine Klasse besser
von Marcus Arndt
Es bleibt dabei: Der Balinger Handball-Bundesligist kann gegen die Füchse aus Berlin einfach nicht gewinnen. Gestern Abend kassierte der HBW eine klare 21:26 (11:15)-Heimniederlage.
„Es waren immer enge Spiele“, bemühte HBW-Coach Dr. Rolf Brack die Historie. Entsprechend die Taktik: Mit arriviertem Personal und einer aggressiven 3:2:1-Abwehr, die offensiv gegen Halbpositionen verteidigte, versuchte der Sportwissenschaftler dem Tabellendritten Paroli zu bieten. Mit Erfolg: Die Jaszka-Führung konterte Dennis Wilke mit einem Siebenmeter-Doppelpack zum 2:2 nach fünf Minuten.
In Überzahl legte Roland Schlinger den dritten Balinger Treffer nach (7. Minute), doch auch in der Folgezeit setzte sich keine der beiden Mannschaften entscheidend ab. Zunächst konservierte der HBW den knappen Vorsprung – auch in doppelter Unterzahl. Sascha Ilitsch traf nach feinem Schlinger-Anspiel, doch Ivan Nincevic konterte klassisch (5:4/ 12.).
„Wir müssen uns in der Abwehr helfen“, hatte der Balinger Kommandogeber gefordert – und genau das setzte seine Mannschaft zunächst hervorragend um. Die Hauptstädter kamen zwar durch Bartlomiej Jaszka zum Ausgleich, doch der HBW stellte weiterhin die aktivere Mannschaft. Dennoch ließ Brack kräftig auf der Platte rotieren – und wechselte die Defensivvariante. Vergebens. Berlin zog durch Sven-Sören Christophersen und Nincevic nach 21 Minuten erstmals mit drei Toren davon (7:10). Auf der Gegenseite tat sich Balingen-Weilstetten unglaublich schwer gegen die ebenso kompakte wie kompromisslose Defensivabteilung der Hauptstädter. Fabian Gutbrod beendete schließlich die Torflaute der Schwaben: mit dem 8:11 (24.).
Während die Schwaben weiterhin hart für ihre Treffer arbeiten mussten, lebte Berlin nicht nur in dieser Phase der Begegnung von den Hauptstädter freundlichen Pfiffen der Unparteiischen Immer/Klein. Und so behauptete die Truppe von Trainer Dagur Sigurdsson ohne große Probleme den klaren Vorteil zur Pause: mit 15:11.
Nach Wiederanpfiff wechselte Brack die Torhüter und die Abwehrformation. Doch darauf waren die Berliner eingestellt, welche nach einem Petersson-Solo erstmals mit fünf Toren vorn lagen (11:16). Alexandros Alvanos und Schlinger brachten den Außenseiter wieder in Schlagdistanz – und der Tabellendritte bekam tatsächlich Probleme. Erst recht nach dem 15:17 durch Benjamin Herth (35.). Weiterhin verlangten die Balinger dem Champions League-Halbfinalisten alles ab: Verteidigten mit viel Engagement und Leidenschaft – hatten jedoch Pech im Abschluss. Zunächst traf Schlinger nur den Pfosten, dann scheiterte Kai Häfner an Nationalkeeper Silvio Heinevetter. Und genau das machte gestern den Unterschied aus: Auf der Gegenseite nutzten Iker Romero und Colja Löffler ihre Chancen zum 17:21 (43.).
Entscheidend: Auch eine doppelte Zeitstrafe gegen Heinevetter, welcher mit diesem Verhalten für die DHB-Auswahl untragbar ist, nutzte der HBW nicht – und lag sechs Minuten vor dem Ende weiter mit vier Treffern zurück (19:23). Sigurdsson reagierte auf die hitzige Atmosphäre und zückte die grüne Karte. Genau die richtige Entscheidung. In den Schlussminuten gab das Spree-Ensemble die Punkte nicht mehr aus der Hand und gewann am Ende ungefährdet mit 26:21.
„Es war eine heiße Partie“, räumte der Isländer in Diensten der Hauptstädter unumwunden ein, „doch wir sind bis zum Schluss konzentriert geblieben und brauchen nun noch einen Punkt, um uns erneut für die Champions League zu qualifizieren.“ Ein Zähler fehlt ebenso noch den Schwaben, um auch rechnerisch den Klassenerhalt perfekt machen zu können. Nicht nur deshalb hat Brack seiner Mannschaft das freie Wochenende gestrichen: „Wir haben unsere Mindestqualität im Angriff nicht gewahrt – und müssen hart arbeiten.“ Und das beginnt bereits am heutigen Samstag. „Wir wollen den heiß ersehnten Punkt nun bei den Bergischen Löwen holen“, blickte der HBW-Coach voraus.
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HBW Balingen-Weilstetten:
Ziemer (1. – 30., 15 Gegentore/ 4 Paraden), Puhle (ab 30., 11/ 6) ; Wilke (5/4), Herth (4), Gutbrod (3), Schlinger (3), Alvanos (2) Ilitsch (2), Bürkle (1), Häfner (1), Slundt, Sauer, Ettwein, W. Strobel, Wessig (n. e.).
Füchse Berlin:
Heinevetter (27. - 49. und ab 54., 1 Tor/ 9 Gegentore/ 8 Paraden), Stochl (1. – 27., 49. – 54. und bei einem Siebenmeter, 12/ 2); Nincevic (5/2), Jaszka (4), Pevnov (4), Petersson (3), Christophersen (3), Romero (2), Bult (2/1), Löffler (1), Sellin (1), Stenbäcken, Spoljaric, Laen.
Zeitstrafen:
14:14 Minuten (Ettwein/ 3, Slundt, Sauer, Wilke, Ilitsch – Heinevetter/ 2, Petersson, Pevnov, Nincevic, Bult, Spoljaric). Rote Karte gegen Ettwein nach der dritten Zeitstrafe (56.).
Siebenmeter:
4/4:4/3 (Puhle hält gegen Nincevic/ 33.).
Nächstes Spiel:
Bergischer HC – HBW Balingen-Weilstetten (26. Mai, 19 Uhr, Klingenhalle Solingen).