Spielbericht des HBW-Pressedienstes
HBW spielt eine nahezu fehlerfreie erste Halbzeit und gewinnt verdient mit 32:29
Was die „Gallier von der Alb“ im Spiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf in den ersten dreißig Minuten auf die Platte zauberten, war aller erste Sahne. Die Gäste hatten gegen eine hervorragend eingestellt Brack-Sieben nicht den Hauch einer Chance. Beim Pausenstand von 18:11 drohte der TSV, die am letzten Spieltag noch die Rhein-Neckar-Löwen besiegt hatte, in der „Hölle Süd“ sogar ein böses Debakel. In den zweiten dreißig Minuten konnte sich die Niedersachsen zwar deutlich steigern, weil auch die Hausherren ihr Niveau der ersten Hälfte nicht mehr halten konnten, aber die Führung und damit der zweite Saisonsieg für die Schwaben geriet bis zum Schlusspfiff nicht ernsthaft in Gefahr. Mit dem hochverdienten 32:29-Erfolg hat der HBW damit sein erstes, kleines Etappenziel von 4:4 Punkten erreicht und kann die nächsten, sehr schwierigen Aufgaben, gelassen ins Auge fassen.
Keine optimalen Voraussetzungen
Die Voraussetzungen für den zweiten Heimsieg der Schwaben waren alles andere als optimal. Zum einen hatte Trainer Dr. Rolf Brack die ersten drei Heimspiele der Niedersachsen gründlich analysiert und kam zu dem Schluss: „Hannover-Burgdorf war drei Mal die bessere Mannschaft und hat zwei Mal nur ganz unglücklich verloren.“ Er habe riesen Respekt und seine Mannschaft müsse sich im Vergleich zu den Spielen gegen Großwallstadt und gegen die Rhein-Neckar-Löwen schon gewaltig steigern, um der eingespielten Truppe von Trainer Christopher Nordmeyer Paroli bieten zu können. Zum anderen war Linkshänder Alexis Alvanos im Abschlusstraining nach 45 Minuten auch noch so unglücklich umgeknickt, dass er das Training mit einem geschwollenen Knöchel sofort beenden musste. Die Hoffnungen auf den zweiten Heimsieg tendierten bei dem Balinger Coach kurz vor Spielbeginn sogar gegen Null, als klar war, dass er auf Spielmacher Benjamin Herth auf Grund einer noch nicht abgeklungenen Erkältung verzichten muss.
Herr im eigenen Wohnzimmer
In der nahezu ausverkauften SparkassenArena warfen die „Gallier von der Alb“ aber mal wieder alle ihre ureigensten Eigenschaften in die Waagschale. Vom Anpfiff weg waren Strobel und Co. höchst präsent auf der Platte. Torhüter Matthias Puhle entschärfte den ersten Wurf der Gäste und Alvanos markierte per Tempogegenstoß die 1:0-Führung für die Hausherren. Bis zum 4:3 in der siebten Spielminute war die Partie offen. Nachdem aber Junioren-Nationalspieler Felix König, der nach dem Ausfall von Herth auf der Spielmacherposition die Verantwortung hatte, mit einer tollen Einzelaktion das 5:3 erzielte, wurden die Niedersachsen regelrechte überrollt. Bereits nach zwölf Spielminuten sah sich TSV-Trainer Nordmeyer zur Auszeit gezwungen. Seine Mannschaft hatte im Angriff gegen die hervorragend eingestellt Balinger 3/2/1-Abwehr keine Lücken mehr gefunden und ging dann doch einmal ein Wurf den Weg Richtung Balinger Gehäuse, wurde er eine sichere Torhüter Matthias Puhle. In der Abwehr wurden sie ein ums andere Mal von der Balinger Spielweise überrascht. Felix König, der eine überragende Partie ablieferte, hatte das Spiel auf der Spielmacherposition fest im Griff und macht mit seiner Schnelligkeit unheimlich viel Druck auf die offensive TSV-Abwehr.
Youngsters bauen Vorsprung aus
Die Auszeit von Nordmeyer verpuffte allerdings ohne Wirkung. HBW-Coach Brack stellte die Gäste nämlich vor ganz neue Herausforderungen. Er wechselte seine fast komplette Mannschaft aus – lediglich Puhle und König blieben auf der Platte – und der TSV Angriff, von Nordmeyer auf die bisherige 3/2/1-Abwehr eingestellt, agierte jetzt in der 5/1-Variante. Tor um Tor bauten die Schwaben ihren Vorsprung aus. Während Puhle im Balinger Gehäuse die TSV-Werfer zur schieren Verzweiflung trieb, brachten die beiden Gäste-Keeper Nenad Puljezevic und ab der 20. Spielminute Adam Weiner kaum eine Hand an den Ball. Die zweite Balinger Reihe mit den Youngstern Fabian Gutbrod, Kai Häfner, Felix König und Phillip Keinath, schafften es nicht nur, den Vorsprung zu halten, sondern bauten diesen sogar noch weiter aus. Einer der Höhepunkte in Durchgang eins war der sensationell heraus gespielte Kempa-Treffer von Phillip Keinath zum 15:8.
Burgdorf wurde stärker, aber nicht stark genug
Beim Stande von 18:11 wurden die Seiten gewechselt. Beim HBW war jedem klar, dass die zweite Hälfte so nicht weiter gehen konnte, denn die „Gallier von der Alb“ hatten am obersten Level gespielt und die Niedersachsen weit unter ihren eigenen Möglichkeiten. Die Hausherren kamen jedoch aus der Kabine und machten zumindest im Angriff dort weiter, wo sie vor der Halbzeitpause aufgehört hatten. Die Fangquote von Matthias Puhle begann allerdings zu bröckeln. Zum einen hatte der HBW-Keeper bei einigen Würfen Pech und zum anderen waren die Angriffe der Burgdorfer im zweiten Durchgang strukturierten und druckvoller und die HBW-Abwehr stand nicht mehr ganz so sicher, wie in Durchgang eins. Die TSV-Angreifer hatten jetzt bessere Lösungen gefunden. Die Schwaben konnten ihren Vorsprung jedoch lange genug halten und immer wieder zum richtigen Zeitpunkt den jetzt stärker werdenden TSV-Torhüter überwinden.
Rolf Brack: "Das Tor des Jahrhunderts"
„Als die Mannschaft in den letzten zehn Minuten klinisch tot war, haben Roland Schlinger und Wolfgang Strobel das Ding in die Hand genommen und die entscheidenden Treffer markiert“, war HBW-Coach Rolf Brack von der Leistung und Übersicht seiner arrivierten Kräfte sichtlich angetan. Spielentscheidend war sicher der Treffer von Roland Schlinger zum 30:25, als der HBW in Unterzahl auf der Platte stand. Aus zehn Meter nagelte der Österreicher die Kugel mit einer derartigen Wucht in den oberen langen Winkel, dass TSV-Torhüter Puljezevic nicht einmal auch nur ansatzweise reagieren konnte. „Das Tor des Jahrhunderts“, schwärmte Rolf Brack nach dem Schlusspfiff. Als dann Wolfgang Strobel in der vorletzten Spielminute das 31:26 markierte, war die Partie endgültig entschieden. Die folgenden Treffer bis zum Endstand von 32:29 waren für die TSV Hannover-Burgdorf nicht mehr als Ergebniskosmetik und hatten nur noch statistischen Wert.
Die Mannschaften
HBW Balingen-Weilstetten: Martin Ziemer, Matthias Puhle(TW); Felix König 7, Daniel Sauer 1, Philipp Keinath 1, Dennis Wilke 5/4, Frank Ettwein, Roland Schlinger 7, Wolfgang Strobel 4, Daniel Wessig, Kai Häfner 1, Jens Bürkle 1, Alexandros Alvanos 5, Fabian Gutbrod;
TSV Hannover-Burgdorf: Adam Weiner, Nenad Puljezevic(TW); Torge Johannsen 4, Mario Clößner 2, Hannes Jon Jonsson 5/1, Asgeir Ör Hallgrimsson 2, Jan-Fiete Buschmann, Lars Lehnhoff 5/1, Piotr Przybecki 1, Csaba Szücs, Vignir Svavarsson 3, Morten Olsen 7;
Zeitstrafen:
HBW 6, TSV 3;
Strafwürfe:
HBW 4/4, TSV 4/2;
Nächstes Spiel:
MT Melsungen – HBW Balingen-Weilstetten, Samstag, den 1. Oktober 2011, um 19 Uhr in der Rothenbach Halle in Kassel.