Spielbericht von Handball-World
Ohne Roland Schlinger gab es bei der MT Melsungen nichts zu erben
Quelle: Handball-World
Ein überragender Patrick Fahlgren, der mit acht Treffern auch bester Werfer der Hausherren war, und eine konzentrierte Leistung in der Deckung waren am heutigen Samstag die entscheidenden Trümpfe für die MT Melsungen im Duell gegen HBW Balingen-Weilstetten. Kurz nach dem Seitenwechsel zogen die Gastgeber von 13:10 auf 17:11 davon und ließen sich diesen Vorsprung nicht mehr nehmen. Balingen musste sich auf Schadensbegrenzung beschränken, beste Werfer waren Herth und König mit je fünf Toren, dies gelang aber nur bedingt: Am Ende hieß es auch in der Höhe verdient 28:19 für Melsungen.
Die 1.843 Zuschauer in Melsungen sahen zunächst eine ausgeglichene Anfangsphase, in der Melsungen aber den Rückenwind des grandiosen Saisonstarts nutzte und von der ersten Minute an vorlegte. Von der ersten Niederlage der Saison in Flensburg zeigten sich die Mittelhessen vor heimischem Publikum von der ersten Minute an wenig beeindruckt: Michael Allendorf eröffnete den Torreigen, nach dem zuvor der erste Wurf der Balinger durch Alvanos nicht den Weg ins Ziel gefunden hatte. Doch die Anfangsphase war zerfahren und vor allem vom Kampf geprägt. Balingen mühte sich die Hausherren in Zweikämpfe zu verwickeln, nach acht Minuten standen dennoch bei Melsungen vier Treffer auf der Habenseite, die aufgrund der guten Deckungsleistung gleichbedeutend mit einem 4:1 waren.
Melsungen schien die Begegnung im Griff zu haben, das Team von Michael Roth setzte sich zunächst weiter ab - vor allem Patrick Fahlgren zeigte dabei immer wieder seine Klasse, auf sein Konto ging auch das 8:4 in der vierzehnten Minute. Die Zuschauer waren im Begriff sich zurückzulehnen, doch das Team von Rolf Brack fand nun in die Partie: Kai Häfner traf doppelt und in Überzahl konnte Jens Bürkle beim 8:7 den Anschlußtreffer erzielen. Die Partie war nun wieder offen, beim 9:9 gelang Herth per Strafwurf sogar der erneute Ausgleich.
Melsungen hatte die Vier-Tore-Führung aus der Hand gegeben und sah sich nach einem Treffer von König beim 9:10 sogar mit einem Rückstand konfrontiert. Michael Roth war in dieser Phase mit einigen Entscheidungen der Schiedsrichter Blümel/Loppaschewski allem Anschein nicht einverstanden - nach einer Gelben Karte kassierte er sogar eine Strafzeit. Seine Mannschaft konzentrierte sich in den letzten Minuten dann aber wieder auf das Geschehen auf dem Parkett. Sanikis setzte den Ausgleich, Schöngarth legte nach und nach Treffern von Mansson und Fahlgren nahmen die Gastgeber ein 13:10 mit in die Kabinen.
Die letzten vier Minuten des ersten Abschnitts hatten Melsungen wieder auf die Spur gebracht und die Hausherren setzten nach dem Seitenwechsel umgehend nach: Das 17:11 von Schöngarth baute den Abstand auf sechs Tore aus. Zeit für die Gastgeber auch in die Trickkiste zu greifen: Sanikis traf nach einem Kempatrick zum 18:12. Melsungen hatte das Heft in der Hand, das Team stand sicher in der Deckung und hatte in Per Sandström zudem weiterhin einen sicheren Rückhalt.
Balingen mühte sich zwar, konnte den Abstand aber nicht mehr verkürzen. Nach einem Doppelschlag von Karipidis drohte der Abstand beim 24:15 zehn Minuten vor Spielende in den zweistelligen Bereich zu rutschen, doch die Gäste konnten zumindest dies verhindern: Das 28:19 von Sania, der wie zahlreiche weitere Akteure in der Schlußphase von Roth Spielanteile erhielt, sollte den Endstand bedeuten.
Stimmen zum Spiel
Michael Roth, MT Melsungen: Der entscheidende Punkt war für mich, dass wir nur 19 Gegentore bekommen haben. Das zeigt, dass wir den Gegner ernst genommen haben. Gegen Balingen muss man sich immer irgendwas einfallen lassen. Nach der 8:4-Führung haben wir den Faden verloren. Aber es zeichnet meine Mannschaft aus, dass sie sich wieder gefangen hat und nach dem Rückstand sogar noch mit plus drei in die Halbzeit gegangen ist. Auch der gute Start in die zweite Hälfte war wichtig, da haben wir in der Vergangenheit manchmal geschlafen. Es macht einfach Spaß mit der Mannschaft jetzt, wo alle dabei sind. Wenn wir so konzentriert weiter arbeiten haben wir die Chance, vorwiegend nach oben zu schauen und nicht mehr nur nach hinten.
Dr. Rolf Brack, HBW Balingen-Weilstetten: Der Sieg von Melsungen war klar verdient und geht auch in dieser Höhe voll in Ordnung. Obwohl wir die große Stärke der MT, die schnellen Konter, nicht schlecht verteidigt haben. Nur sechs Tore sind dadurch gefallen. Das Rückzugsverhalten war also gut. Dann hörte es aber auch schon auf. Felix König hat noch ganz ordentlich gespielt, aber sonst war da nicht viel Budesliga-Reifes. Im Angriff waren wir links durch das Fehlen von Roland Schlinger gehandicapt, rechts haben Häfner und Alvanos mehr Stürmerfouls als gute Aktionen abgeliefert. Melsungen hat sich sehr gut entwickelt. Und war bisher unser stärkster Gegner. Nicht einmal die Rhein-Neckar Löwen haben uns so schlecht aussehen lassen.