Spielbericht des HBW-Pressedienstes

Bittere Niederlage mit dem Schlusspfiff

Mit dem Schlusspfiff den entscheidenden Treffer für eine Niederlage hinnehmen zu müssen, ist in einem Handballerleben wahrscheinlich mit das Bitterste, was einem passieren kann. Vor allem auch noch dann, wenn es um ein „Vier-Punkt-Spiel“ im Kampf um den Klassenerhalt geht. Da verdrängt man dann gerne, dass es eigentlich nicht die letzte Sekunde war, in der man das Spiel verloren hat, sondern dass es viele Unzulänglichkeiten waren, die im Verlauf der sechzig Minuten erst dazu geführt haben, dass es in der Schlusssekunde zu der entscheidenden Situation gekommen ist. So geschehen am Samstagabend in der Balinger SparkassenArena bei der Partie des HBW Balingen-Weilstetten gegen die MT Melsungen. Nach der bitteren 28:29(15:16)-Niederlage stecken die „Gallier von der Alb“ wieder mitten im Abstiegsstrudel.

Sowohl die Gäste aus Nordhessen, als auch die Hausherren, hatten die Begegnung im Vorfeld zu einer richtungsweisenden Partie erklärt. Melsungen kam mit dem Rückenwind des Punktgewinnes aus der Partie gegen die SG Flensburg-Handewitt in die Balinger SparkassenArena und der HBW wollte sich den Frust der Burgdorfer Niederlage von der Seele werfen. Beide Mannschaften verfolgten das gleiche Ziel. Beide wollten mit einem Sieg den Anschluss an das Tabellenmittelfeld herstellen und damit einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Beste Voraussetzungen also für eine spannende Partie und die Zuschauer sollten nicht enttäuscht werden.

Es wurde zwar kein Handballleckerbissen, aber spannend und Nerven aufreibend war es bis zum Schluss, wenn auch die Anfangsphase noch nicht nach einem solchen Verlauf ausgesehen hat. Die „Gallier von der Alb“ legten nämlich los wie die Feuerwehr und Melsungen war „vermutlich noch im Hotel“, wie MT-Trainer Michael Roth den verschlafenen Spielbeginn seiner Mannschaft umschrieb. Egal wer sich beim HBW im Angriff einen Wurf nahm, der Ball fand den Weg am Melsunger Torhüter vorbei in die Maschen und egal was die Gäste im Angriff probierten, es funktionierte nichts. Nach etwas mehr als drei Minuten stand es bereits 5:1 für die Hausherren und man blickte bereits Richtung Melsunger Bank und wartete auf die „Grüne Karte“ von Roth. Eine Auszeit der Gäste war aber gar nicht mehr notwendig. Die HBW-Spieler leisteten sich auf der Platte trotz oder gerade wegen ihrer komfortablen Führung nämlich einen Aussetzer nach dem andern.

Plötzlich wurden die Angriffe nicht mehr ausgespielt und wer grad Lust hatte, nahm sich einen Wurf. In der Abwehr wurde nur noch halbherzig zugelangt und die angeschlagenen Gäste begriffen schnell, dass der HBW die Linie verloren hatte. Vukovic, Vasilakis und vor allem Sanikis nutzten ihre Freiheiten weidlich aus und als nach zwölf Minuten Karipidis das 5:6 erzielte, war die Partie endgültig gekippt. Jetzt hatten zwar die Hausherren begriffen, dass Melsungen auch auf der Platte steht und die zwei Punkte will, aber mehr als ein Kampf auf Augenhöhe kam nicht mehr zustande. Bis zur Halbzeitpause wechselte die Führung noch mehrmals hin und her, wobei die Nordhessen bei einer erneuten Zwei-Tore-Führung (10:8) der Schwaben davon profitierten, dass die beiden Unparteiischen mit Daniel Wessig und Kai Häfner zwei HBW-Spieler binnen weniger Sekunden mit einer Zwei-Minuten-Strafe belegten.

Nach der Halbzeitpause konnte sich mit Melsungen die individuell besser besetzte Mannschaft mehr und mehr absetzen. Der HBW versuchte zwar mit Kampf dagegen zu halten, agierte aber im Angriff glücklos und hatte in der Abwehr vor allem in den Eins-/Eins-Situationen immer wieder das Nachsehen. Beim Stande von 23:28 für Melsungen schien die Partie in der 52. Minute eigentlich entschieden zu sein. Balingens Trainer Dr. Rolf Brack hatte bis dahin bereits zahlreiche taktische Veränderungen probiert und nach einer Auszeit zog er jetzt seinen letzten Joker. Er brachte in jedem Angriff den Siebten Feldspieler. Damit kam Melsungen überhaupt nicht zurecht und die Schwaben holten Tor um Tor auf.

Beim Stande von 26:28 in der 57. Spielminute nahm MT-Trainer Roth seine Auszeit und wollte damit die Aufholjagd der Schwaben unterbrechen. Da jetzt aber auch Balingens Torhüter Matthias Puhle auf dem Posten war, verfehlte die Auszeit ihre Wirkung und der HBW verkürzte zum 27:28. Nach dem sich MT-Spielmacher Vukovic einen unvorbereiteten Wurf genommen hatte und dieser über die Latte strich, stand die Balinger SparkassenArena Kopf. Erst recht als Kai Häfner im Gegenzug den 28:28-Ausgleich erzielte. Allerdings blieben den Gästen noch etwas mehr als dreißig Sekunden und die nutzten sie mit all ihrer Cleverness. Die beiden Unparteiischen fielen auf eine Schauspieleinlage herein, trafen für den HBW die wohl härteste Strafe, die man neun Sekunden vor dem Schlusspfiff treffen kann und schickten Daniel Sauer mit einer weiteren Strafzeit auf die Bank. Vasilakis nutzte die Überzahl und Verwirrung in der HBW-Abwehr bei seinem finalen Wurf und traf mit dem Schlusspfiff zum 28:29.

Die Mannschaften

HBW Balingen-Weilstetten: Martin Ziemer, Matthias Puhle (TW); Felix König, Benjamin Herth, Daniel Sauer 1, Dennis Wilke 8/7, Frank Ettwein 2, Roland Schlinger 5, Wolfgang Strobel 2, Daniel Wessig, Kai Häfner 4, Jens Bürkle 2, Alexandros Alvanos 1, Fabian Gutbrod 3;

MT Melsungen: Mario Kelentric, Per Sandström, Marc Lauterbach (TW); Jens Schöngarth, Michael Schweikardt, Alexandros Vasilakis 7, Christian Hildebrand, Felix Danner 4, Grigoris Sanikis 8, Savas Karipidis 5, Christian Zufelde, Nenad Vuckovic 5, Predrag Dacevic, Alin Sania;

Strafzeiten

HBW 5, MTM 3;

Strafwürfe

HBW 7/7, MTM 1/0;

Nächstes Spiel

THW Kiel – HBW Balingen-Weilstetten, Mittwoch, den 7. März, um 20.15 Uhr, Sparkassen-Arena in Kiel.

Spielbericht aus dem Zollern Alb Kurier

Vasilakis nutzt taktischen Aussetzer

von Marcus Arndt
Der Balinger Handball-Bundesligist hat das richtungsweisende Heimspiel gegen die MT Melsungen mit 28:29 (15:16) verloren bereits die vierte Niederlage in der fünften Partie nach der EM-Pause.

Es war ein kurioses Spiel mit dem besseren Ende für die Bartenwetzer, die mit dem Schluss-pfiff den Siegtreffer erzielten. „Ein taktischer Aussetzer hat uns einen Punkt gekostet“, haderte Balingens Trainer Dr. Rolf Brack, „Ettwein hat an irgendwas gedacht, nur nicht an seinen Gegenspieler.“ Der HBW-Routinier kam einen Schritt zu spät gegen Alexandros Vasilakis, welcher mit dem Schlusspfiff das Spielgerät in die Maschen jagte. „Der Sieg war nicht unverdient“, bilanzierte MT-Kommandogeber Michael Roth, der jedoch einen ganz schwachen Auftakt seiner Truppe sah.

Nicht einmal 90 Sekunden waren vor 2150 Zuschauern gespielt da führten die Schwaben bereits mit 3:0. Auf der Gegenseite taten sich die Bartenwetzer im stehenden Angriff zunächst sehr schwer, leisteten sich viele einfache Fehler und fielen weiter zurück (5:1/3.). „In den ersten Minuten war die Mannschaft wohl noch im Hotel“, sagte der Melsunger Coach lapidar, „doch dann haben wir die Bindung zum Spiel gefunden.“

Unbeeindruckt von der schwäbischen Anfangsoffensive spielten die Hessen unaufgeregt weiter und sorgten mit einem 4:0-Zwischenspurt für den Ausgleich (5:5/ 9.). In Unterzahl sorgte Nenad Vuckovic dann für die erste Gästeführung, welche Dennis Wilke per Siebenmeter, Kapitän Wolfgang Strobel vom Kreis und Kai Häfner konterten (8:6/ 15.). Den Zwei-Tore-Vorsprung konservierte der HBW zunächst: beim 9:7 und 10:8. In doppelter Überzahl sorgte Vasilakis für den Anschluss mehr war für die MT jedoch nicht drin, „weil wir ein paar Dinge eben nicht richtig gemacht haben“, haderte Roth.

Zwei Fehler von Alexandros Alvanos, der gegen seine griechischen Landsmänner einmal mehr blass blieb, nutzte Melsungen zur erneuten Führung (10:11/ 23.). Brack reagierte rasch und bat seine Truppe zur Extrabesprechung an die Seitenlinie. Mit kurzzeitigem Erfolg. Roland Schlinger egalisierte und Wilke versenkte den ersten Balinger Konter zum 12:11 (24.). Ein katastrophaler Wilke-Fehlpass sowie zwei strittige Zeitstrafen gegen die Schwaben sorgten für die erneute Wende: dem 14:13 durch Savas Karipidis (27.). Die psychologisch wichtige Führung nahm die Roth-Truppe mit in die Pause: In letzter Sekunde netzte Felix Danner zum 16:15 ein.

Nach dem Seitenwechsel erwischten die Bartenwetzer den besseren Start, zogen auf drei Tore davon (15:18/ 31.). Wilke hielt die Schwaben in Schlagdistanz, doch die 3:2:1-Abwehr brachte die spielstarke MT-Rückraumachse nie in den Griff. Dennoch blieb der HBW dran, obwohl die Unparteiischen Colin Hartmann und Stefan Schneider weiterhin konsequent gegen den Tabellenzwölften pfiffen. Das hatte Folgen: Grigorios Sanikis und Karipidis bauten den Vorsprung wieder aus: auf 20:17 (37.). Doch eigentlich hätte keiner der beiden Griechen zu diesem Zeitpunkt mehr auf der Platte stehen dürfen. Die hatten nur Sekunden zuvor erst Strobel dann Benjamin Herth rüde attackiert, blieben jedoch ohne Strafe.

Dass die Schwaben dennoch ebenbürtig waren, hatten sie einer Energieleistung und viel taktischer Finesse zu verdanken. Würde das allein reichen? Nicht ganz! Gegen die individuelle Klasse der MT fanden die Balinger einfach keine Mittel und fielen neun Minuten vor dem Ende mit 23:28 zurück. Brack zog noch einmal die Grüne Karte, brachte den siebten Feldspieler. Und tatsächlich schaffte der HBW 32 Sekunden vor dem Abpfiff den Ausgleich. Kai Häfner nahm sich auf Rechtsaußen den Wurf und ließ MT-Keeper Per Sandström keine Abwehrchance. „Das darf nicht passieren“, ärgerte sich Roth, „beim 24:28 müssen wir durch den Siebenmeter von Karipidis den Sack eigentlich zumachen.“ Dennoch reichte es für die Bartenwetzer zum Sieg, „mit einer sehr guten Aktion in Überzahl“, analysierte Roth abschließend, nachdem Vasilakis eine kurzzeitige Orientierungslosigkeit der schwäbischen Defensivabteilung mit dem 29:28 bestrafte.

aus dem Zollern Alb Kurier

Krasse Fehlentscheidungen der Schiedsrichter gegen die Schwaben


von Reinhard Linder

Zwei ganz wichtige Punkte sind dem HBW im Kampf um den Klassenerhalt in der Bundesliga flöten gegangen. Er scheiterte an einem Melsunger Griechen-Trio und an sich selbst.

Sein Scherflein zur 28:29-Niederlage trug aber auch das Schiedsrichtergespann Colin Hartmann/Stefan Schneider bei. Es traf Fehlentscheidungen auf beiden Seiten, in wichtigen Situationen aber ausschließlich zu Un-gunsten des Teams von Dr. Rolf Brack. Dem Treffer des Melsunger Kreisläufers Felix Danner zum 16:15-Halbzeitstand aus Sicht der Gäste war ein klares Stürmerfoul an Daniel Sauer vorangegangen, das 2100 Zuschauer gesehen hatten, nur eben die Unparteiischen nicht. Und als Benjamin Herth in der 36. Minute bei einem Konter von Savas Karipidis von hinten umgestoßen wurde, gab es weder eine Zeitstrafe noch einen Siebenmeter.

Dass es die Griechen mit dem Erfassen von Zahlen nicht so genau nehmen, ist spätestens seit der Schuldenkrise bekannt. Nach der Rechnung „drei plus drei gibt drei“ hat Alexandros Vasilakis beim Großteil seiner sieben Tore sechs Schritte gebraucht, um die Balinger Abwehr zu überwinden. Grigorius Sanikis und Karapidis standen ihm in dieser Beziehung in nichts nach. Komischerweise ertönte ein Pfiff erst, als Alexandros Alvanos, der Grieche in Diensten der Schwaben, seinen Landsleuten nacheiferte. Doch trotz der einseitigen Regelauslegung hätte der HBW dieses Duell um eine gute Ausgangsposition im Abstiegskampf gewonnen, wäre er sich nicht selbst im Wege gestanden. Im Angriff landete der Ball 19-mal in den Fängen von MT-Keeper Per Sandström oder rauschte am Tor vorbei. Und die Abwehr fand kein Mittel gegen die drei Griechen und den überragenden Spielmacher Nenad Vuckovic.

Hinzu kam eine bis zur 50. Minute desolate Torhüterleistung: In den ersten 38 Minuten parierten Martin Ziemer und Matthias Puhle zusammen vier Bälle. Zwar steigerte sich Puhle zum Ende der Begegnung, da war die Partie aber fast schon entschieden. „Leider haben wir der Mannschaft nicht die benötigte Hilfe geben können“, so Ziemer selbstkritisch, „und deshalb haben uns auch die einfachen Tore per Konter gefehlt.“ Der achtfache Torschütze Dennis Wilke, welcher seine sieben Strafwürfe sicher verwandelte, nahm die beiden Keeper in Schutz: „Wir sind in der Abwehr nicht in die Zweikämpfe gekommen und haben es unseren Torhütern schwer gemacht.“ Obwohl die Mannschaft mit einem 5:1 klasse gestartet sei, habe sie danach permanent einem Rückstand hinterherlaufen müssen. Zwar habe sie nie aufgesteckt und Moral bewiesen, „aber das Glück ist einfach nicht zu uns gekommen.“ Normalerweise müsse man sich das Glück erarbeiten, lautet das Credo von Mannschaftskapitän Wolfgang Strobel. Aber an diesem Abend habe er manchmal an der Richtigkeit dieser Aussage gezweifelt. Während beim HBW einige Bälle vom Innenpfosten oder der Lattenunterkante in den Kreis zurücksprangen, „ist bei Melsungen jeder Ball über die Linie gekullert.“

Dass es am Ende doch noch einmal spannend wurde, lag an den Paraden Puhles und der Brackschen Taktik, der offensiv verteidigen ließ und einen zusätzlichen Feldspieler brachte. „Bei einem Fünf-Tore-Vorsprung hätten wir dieses Spiel nicht mehr aus der Hand geben dürfen“, stießen diese letzten zehn Minuten dem Melsunger Michael Schweikardt sauer auf. Mit 28:23 führte seine Mannschaft, musste aber kurz vor dem Ende den 28:28-Ausgleichstreffer durch Kai Häfner hinnehmen. Erst in der Schlusssekunde gelang Vasilakis das entscheidende Tor: „Wir haben den Glauben an uns nicht verloren“, hatte Schweikardt, der am Saisonende zum TV Bittenfeld zurückkehrt, eine simple Erklärung parat.

„Wir hatten sie fast schon im Griff, wenigsten ein Punkt wäre noch ein schönes Ergebnis gewesen“, haderte Jens Bürkle mit dem Resultat. Strobel sprach von einer schmerzlichen Heimniederlage, die unbedingt am kommenden Sonntag zu Hause gegen Wetzlar wettgemacht werden müsse: „Wir brauchen noch ein paar Punkte für den Klassenerhalt.“

Bizerba Blickle Stumpp
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