Spielbericht aus dem Zollern-Alb-Kurier

"Gallier von der Alb" können deutliche Führung nicht behaupten

Marcus Arndt
Auf der Börde verpasste der Balinger Handball-Bundesligist gestern Abend die Sensation. Beim 26:26 (11:19) gegen EHF-Cup-Halbfinalisten Magdeburg verspielten die Schwaben eine klare Führung.

Bereits vor dem Duell mit dem Ex-Meister stapelte HBW-Coach Rolf Brack tief: „Ich habe momentan das Gefühl: Je mehr ich von den Ausreißern rede, desto weniger werden sie Realität. Wir können nichts herbeireden oder erzwingen. Wir müssen einfach hoffen, das Top-Gegner wie Magdeburg oder Göppingen gegen uns einen schwachen Tag erwischen und wir dann in der Lage sind, das auch auszunutzen.“

Die Börderländer, welche sich mit dem Heimsieg über Hamburg eine hervorragende Ausgangssituation im Kampf um die internationalen Plätze verschafft haben, waren ein schlagbarer Gegner. Nach der besten Saisonleistung, welche die Truppe von Trainer Frank Carstens im Nachholspiel gegen den HSV auf die Platte zauberte, folgte ein ganz schwacher Auftritt des ersten deutschen Champions Legaue-Siegers. Nach einer Herth-Fahrkarte sorgte Stian Tönnesen für die Magdeburger Führung, welche Andreas Rojewski konservierte (2:1/ 2.). Roland Schlinger sorgte mit seinem zweiten Treffer für den Ausgleich. In der Folgezeit stellten die Schwaben die bessere Mannschaft, legten durch Dennis Wilke, Benjamin Herth, Felix König und erneut Herth vier Tore vor (2:6/ 7.). Der 5:0-Lauf schockte die Ostdeutschen, welche in der Offensive keinen Druck entwickelten und auch in der Defensive keine Mittel fanden. Herth und König bauten den HBW-Vorsprung auf komfortable sechs Tore aus (2:8/ 9.). SCM-Coach Carstens regierte und bat seine Mannschaft nach nicht einmal zehn Minuten zur Extrabesprechung an die Seitenlinie. Ohne Erfolg: Herth erhöhte auf 9:2 gegen völlig verunsicherte Gastgeber, die auch weiterhin nicht entscheidend verkürzten. Den dritten SCM-Treffer durch Yves Grafenhorst konterte König (3:10/ 13.).

Carstens wechselte die Torhüter, brachte kurzeitig den Isländer Björgvin Gustavsson für den angeschlagenen Gerrie Eijlers. Die Rochade zwischen den Pfosten zeigte keine Wirkung: König netzte zum 11:3 ein (15.). Erst in Überzahl HBW-Kapitän Wolfgang Strobel hatte sich die erste Zeitstrafe eingehandelt kam der EHF-Cup-Halbfinalist auf 7:12 heran (18. Minute). Rückkehrer Sascha Ilitsch sorgte mit einem Doppelpack für das 14:7 (20.), ehe der Österreicher Robert Weber Ergebniskosmetik betrieb. Was war nur los mit Magdeburg, das dreieinhalb Minuten vor der Pause mit 10:17 zurücklag. Auch in den Schlussminuten der ersten Spielhälfte dominierte der HBW auf der Börde: unglaublich effektiv im Abschluss und effizient in der Defensive. Hochverdient: Die 19:11-Pausenführung des Aufsteigers von 2006, der sich auf der Börde in allen Mannschaftsteilen stark verbessert präsentierte.

Nach dem Seitenwechsel konnte der HBW nicht mehr an die Leistung der ersten 30 Minuten anknüpfen und nach einem 5:1-Lauf kamen die Bördeländer wieder heran. Wilke hielt per Siebenmeter den Tabellensechsten vorerst auf Distanz (16:21/ 41.). Doch bereits nach der ersten Minuten der zweiten Spielhälfte war klar: Das wird noch eine ganz enge Kiste. In einer nun zerfahrenen Partie mit vielen Fehlern auf beiden Seiten traf Schlinger zum 22:16, doch noch waren 15 Minuten zu spielen.

Die Schlussphase läutete Carstens mit einer Auszeit ein (47.). Der Assistent von Bundestrainer Martin Heuberger hatte sich noch lange nicht mit der Heimniederlage abgefunden und versuchte, seine Mannschaft noch einmal neu einzustellen. Seine Ansprache zeigte Wirkung, obwohl der HBW beim 26:20 fünf Minuten vor dem Ende wie der sichere Sieger aussah. Die letzten Minuten waren dann an Dramatik kaum zu überbieten. Tor um Tore holte der Traditionsverein aus Sachsen-Anhalt auf, welcher schließlich vier Sekunden vor Spielende ausglich. Symptomatisch für die spielentscheidende Phase: Während Ösi-Bomber Schlinger an Eijlers scheiterte, netzte sein Landsmann Weber auf der Gegenseite nervenstark ein.

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