Spielbericht aus dem Zollern-Alb-Kurier
Schwaben im Abschluss zu schwach
von Marcus Arndt
Der Liga-Alltag hat den HBW wieder. Gestern Abend unterlagen die Schwaben dem SC Magdeburg mit 23:28 (13:17) und stehen nun vor einem schweren Restprogramm im Dezember.
„Die Mannschaft zeigt doch extreme Verschleißerscheinungen“, räumte HBW-Trainer Dr. Rolf Brack unumwunden ein, „wir müssen nun schauen, dass wir uns bis zum Spiel gegen den Bergischen HC deutlich steigern, um nicht einen weiteren Konkurrenten um den Klassenerhalt aufzubauen.“ Vergebens hoffte der Sportwissenschaftler gegen die Bördeländer auf eine Trotzreaktion seiner Mannschaft nach der Heimpleite gegen Hüttenberg. „Draufhauen bringt jetzt nichts“, meinte der 58-Jährige, „uns fehlt nach den vielen Ausfällen einfach die Substanz.“
Das wurde gegen den Ex-Meister deutlich, sehr deutlich. Der erwischte den besseren Start, führte nach zwei einfachen Toren mit 2:1 (3. Minute). Auf der Gegenseite taten sich die Schwaben erneut unglaublich schwer im stehenden Angriff. Aber zumindest die Abwehr stand sicher, die Konter rollten und das Publikum sorgte für die notwendige Unterstützung. So lagen die Balinger nach einem Wilke-Tempogegenstoß mit 4:3 (8.) vorne, verpassten es jedoch, sich abzusetzen. Zunächst fischte sich Gerrie Eijlers einen Siebenmeter von Dennis Wilke (10.), dann landete ein Ettwein-Pass im Niemandsland. „Das darf uns nicht passieren“, haderte Brack, „dass wir dem Gegner den Ball so hinwerfen.“ Der bestrafte die schwäbischen Fehler mit dem erneuten Ausgleich (6:6/ 14.), ehe Wolfgang Strobel vom Kreis für die abermalige Führung sorgte (7:6/ 15.) Auch in der Folgezeit setzte sich zunächst keine Mannschaften entscheidend ab. Roland Schlinger traf zum 8:7 Robert Weber glich erneut aus.
In Unterzahl fiel der HBW nach zwei König-Aussetzern mit 8:10 zurück (18.), ehe Kai Häfner die Chance zum Anschluss hatte. Doch auch der Ex-Göppinger scheiterte an Eijlers, der hinter dem Magdeburger 6:0-Bollwerk einen Klassejob machte. Der Balinger Kommandogeber reagierte und bat seine Truppe zur Extrabesprechung an die Seitenlinie. Mit dem siebten Feldspieler wollte er die Tormisere beenden. Zunächst ohne Erfolg: Bartosz Jurecki erhöhte vom Kreis auf 12:8 (23.) für den ersten deutschen Champions League-Sieger, ehe Schlinger und Daniel Wessig den Aufsteiger von 2006 wieder in Schlagdistanz brachten (10:12/ 25.). Doch die Ostdeutschen hielten konsequent dagegen: mit zwei Toren in Folge und Auszeit von SCM-Kommandogeber Frank Carstens. Mit Erfolg: Jure Natek stellte den alten Vier-Tore-Abstand wieder her (10:14/ 28.) und Yves Grafenhorst düpierte die Schwaben mit dem 15. Treffer der Gäste ins leere Balinger Gehäuse. Das tat weh, doch zumindest traf Wilke per Siebenmeter noch zum 13:17-Pausenstand.
Auch nach dem Seitenwechsel verkürzte der HBW zunächst nicht entscheidend (15:19/ 32.), doch die Gastgeber kämpften und hatten in Überzahl die Chance, noch einmal heranzukommen. Die nutzte Balingen-Weilstetten durch einen Wilke-Doppelpack (17:20/ 36.).
Jetzt war wieder alles drin und nach strittigen Schiedsrichterentscheidungen bebte die „Hölle Süd“. Erst recht, als Kjell Landsberg Benjamin Herth niederstreckte und Rot sah (37.). Wilke brachte mit seinem siebten Treffer den HBW weiter heran (18:20/ 39.). „Den Ausfall von Kjell haben wir sehr gut gelöst“, lobte Carstens seine Truppe, welche die Führung (21:18/ 41.) konservierte. Während der SCM immer wieder über den Kreis erfolgreich war, trafen die Schwaben einfach nicht mehr. „Unter dem Strich haben wir zu viele Fehler gemacht“, bilanzierte Brack, nachdem allein Schlinger dreimal in Folge scheiterte. Das rächte sich: Jurecki erhöhte auf 26:21 (51.). Die Vorentscheidung, zumal die Balinger auch in nummerischer Überlegenheit nicht mehr zwingend genug agierten. Nicht zuverlässig genug habe der Balinger Rückraum getroffen, analysierte Carstens, „zudem verteidigten wir gut.“ Dem konnte sein Gegenüber nur zustimmen: „Wir müssen uns steigern, sonst stehen wir vor einer schwierigen Rückrunde.“