Spielbericht aus dem Zollern-Alb-Kurier
In Stuttgart wächst der HBW über sich hinaus - 5000 begeisterte Fans
Bericht von Markus Arndt
In der Stuttgarter Porsche-Arena bleibt der HBW Balingen-Weilstetten eine Macht. An die 5000 begeisterte Fans feierten gestern Abend mit ihrem Team den 32:28-Sieg über den TBV Lemgo.
Die Schwaben stellten das klar bessere Team, und das Ergebnis wäre weit deutlicher ausgefallen, wenn nicht die beiden Herren in Schwarz-Gelb die Lemgoer klar bevorzugt hätten. In der ersten Halbzeit verhängten Robert Schulze und Tobias Tönnies aus nichtigem Anlass fünf Zeitstrafen gegen den HBW und nur eine gegen die Lipperländer. Dies brachte natürlich die Zuschauer auf die Barrikaden. Das Pfeifkonzert steigerte sich beim Stande von 9:6 zum Orkan, als die beiden Youngster Philipp Keinath und Felix König innerhalb weniger Sekunden auf die Strafbank geschickt wurden.
Mit den fast 5000 Besuchern in der Stuttgarter Porsche-Arena war HBW-Geschäftsführer Bernd Karrer mehr als zufrieden. Dass zu diesem Termin die Halle nicht komplett ausverkauft sein würde, sei abzusehen gewesen, meinte der 51-Jährige. Die anwesenden Zuschauer machten allerdings mächtig Lärm. „Der Mut der Verantwortlichen, schon zu diesem ungünstigen Zeitpunkt nach Stuttgart zu gehen, ist mit einer fantastischen Stimmung belohnt worden“, sagte Balingens Keeper Martin Ziemer: „Ich danke allen Fans, dass sie auch die Besucher, die nicht immer dabei sind, mitgerissen haben. Für uns war das ein ganz toller Ausflug.“
Unter den vielen Handball-Fans im HBW-Outfit hatten sich auch ein paar Frauen und Männer in Lemgoer Trikots gemischt. Diese kamen allerdings nicht aus dem Lipperland, sondern aus dem Schwäbischen. „Wir sind der Südableger der Lemgoer Hexen“, erklärte Sabine Gunst aus Heidenheim. Sie verpasse keinen Auftritt ihrer Lieblingsmannschaft gegen den HBW, wenngleich bei diesen Begegnungen immer zwei Herzen in ihrer Brust schlagen würden. Denn sie hege große Sympathien für den Balinger Bundesligisten.
Dieser begann vor den Augen von Bundestrainer Martin Heuberger unheimlich stark und geriet nur ein einziges Mal in Rückstand. Das habe daran gelegen, dass die Mannschaft zumindest zu Spielbeginn in Bestbesetzung habe antreten können, meinte Kapitän Wolfgang Strobel. Das Team habe sich vorgenommen, sehr diszipliniert aufzutreten, sich wenige Fehler zu leisten und vor allem mit einem raschen Rückzug die gefürchteten Lemgoer Konter zu unterbinden, was weitgehend geklappt habe.
Sein Bruder Martin wirkte natürlich weniger glücklich. Der Lemgoer Regisseur bemängelte die schlechte Chancenverwertung sei- nes Teams in der ersten Halbzeit: „So haben wir uns selbst in die Bredouille gebracht.“ Mit seiner eigenen Leistung und seinen sieben Toren war der Nationalspieler zufrieden „aber wenn wir verlieren, bringt das nichts.“
Überragender Akteur auf Balinger Seite war der Österreicher Roland Schlinger mit acht Treffern. „Lemgo war fällig. Das hatte ich schon vorher im Gefühl.“ Erstaunt sei er darüber, „wie souverän wir das runtergespielt haben.“ Dabei denke er nicht, dass die Leistung schon am oberen Limit gewesen sei: „Wir haben ein paar Fehler gemacht, die wir hätten vermeiden können.“ Schon seit Langem habe er sich auf diese Partie gefreut, weil er aus dem Vorjahr sehr gute Erinnerungen mit Stuttgart verknüpfe: „In der Porsche-Arena zu spielen, ist schon etwas ganz Besonderes.“
Vor einem Jahr war Benjamin Herth der umjubelte Held in der Landeshauptstadt, als er in letzter Sekunde mit einem Freiwurf den 29:28-Sieg über den VfL Gummersbach klarmachte. Dieses Mal mussten weder er noch die Fans so lange zittern. Als Schlinger zehn Minuten vor dem Ende zum 26:21 getroffen habe, sei er sich sicher gewesen, dass die Partie nicht mehr kippen werde. „Dieser Erfolg war sehr wichtig für uns im Hinblick auf das schwere Programm, das uns erwartet.“ Jeder Einzelne habe eine Topleistung abgerufen und „wir können alle stolz auf uns sein.“ Jetzt gehe die Mannschaft mit Selbstvertrauen ins DHB-Pokalspiel gegen Hamburg.