Spielbericht aus dem Zollernalbkurier

Tabellenführer Kiel lässt dem HBW nicht den Hauch einer Chance

von Marcus Arndt
Erwartungsgemäß hat der Balinger Handball-Bundesligist beim souveränen Spitzenreiter Kiel gestern Abend mit 21:35 (8:19) verloren. Die Begegnung wurde mit einer einstündigen Verspätung angepfiffen.

Es läuft nicht rund bei den Schwaben. Nach der bitteren Niederlage gegen die MT Melsungen kassierte das Team von Trainer Dr. Rolf Brack in Kiel eine empfindliche Niederlage die neunte Auswärtspleite in der laufenden Saison. Bereits vor dem Anpfiff stapelte der Sportwissenschaftler tief: „Wir wollen in Kiel nicht total unter die Räder kommen. Im Kampf um den Klassenerhalt zählt auch das Torverhältnis, das sollten wir uns vom THW nicht vollends ruinieren lassen.“ Die Vorbereitung auf das gestrige Spiel verlief allerdings alles andere als optimal: Mehrere Stunden standen die Balinger bei Bad Bramstedt, nördlich von Hamburg, im Stau. Nach einem schweren Unfall auf der A 7 ging nichts mehr. „Da ist Benzin ausgelaufen“, hat der HBW-Coach beobachtet, „lange Zeit kamen wir einfach nicht weiter. Wir haben es unserem couragierten Busfahrer zu verdanken, dass wir wenigstens mit einer Stunde Verspätung doch noch spielen konnten.“ Erst kurz vor 21 Uhr betrat der Tabellenzwölfte umjubelt von den Kieler Fans die Halle. „Da war an eine konzentrierte Vorbereitung natürlich nicht mehr zu denken“, betonte der 58-Jährige, der trotz der Reisestrapazen einen couragierten Auftakt seiner Mannschaft sah. Die Schwaben lieferten dem Rekordmeister zumindest in der Anfangsphase ein Duell auf Augenhöhe, glichen nach drei Minuten zum 3:3 aus. Per Siebenmeter traf Dennis Wilke. Mit einem Hattrick sorgte Filip Jicha für eine 6:3-Führung des Tabellenführers (6. Minute), während die Württemberger immer wieder an THW-Keeper Andreas Palicka scheiterten. Fabian Gutbrod brachte den HBW beim 4:6 noch einmal in Schlagdistanz, doch die Kieler konservierten die Führung ohne an ihre Grenzen zu gehen. Das Schweden-Duo Andersson/Ahlm erhöhte auf 8:4 (10.), doch der Aufsteiger von 2006 spielte an Förde weiter munter mit, allein im Abschluss fehlte die letzte Konsequenz. Und so etwas rächt sich in Kiel: Mit einem 4:0-Lauf galoppierten die Zebras auf und davon (12:4/ 16.). Wilke beendete schließlich nach fast achtminütiger Flaute die Balinger Tormisere, doch die Partie war vor über 10 000 Zuschauern längst entschieden. Der Branchenführer aus Schleswig-Holstein blieb auch in der Folgezeit am Drücker, führte nach 24 Minuten erstmals mit zehn Toren Vorsprung (16:6). Markant: Während der THW fast 70 Prozent seiner Würfe verwandelte, traf der HBW nicht einmal bei jedem zweiten Versuch. Entsprechend klar der Pausenstand: Mit 19:8 lag der THW vorne, welcher in Schlussminuten immer am gut aufgelegten Martin Ziemer scheiterten.

Auch nach dem Seitenwechsel waren die Rollen klar verteilt. Wie schon in Durchgang eins leistete sich Balingen-Weilstetten zu viele Ballverluste. Die bestrafte der THW gnadenlos, führte nach 40 Minuten mit 25:10. Bereits zum neunten Mal traf Jicha, der von der HBW-Abwehr einfach nicht zu halten. Die Zebras machten weiter Tempo, um zu einfachen Toren zu kommen. „Das konnten wir nicht verhindern“, räumte Brack unumwunden ein. Dennoch gestaltete sein Team die Schlussviertelstunde offen: Jens Bürkle verwandelte sich vom Kreis zum 13:27 (45.), ehe Kim Andersson den alten 15-Tore-Abstand wieder herstellte. Als dann Aron Palmarsson zu schnell für die Balinger Defensive war, wanderte Daniel Wessig für zwei Minuten auf die Strafbank (50.). In Unterzahl drohte der HBW weiter zurückzufallen, doch Dominik Klein verfehlte beim Kempa-Trick das Balinger Gehäuse. Auf der Gegenseite trafen Bürkle und Alexandros Alvanos zum 18:32 (54.). Beim 14-Tore-Rückstand blieb es.

Nach der Klatsche in Kiel fiel der HBW auf Rang 13 zurück, mit nur noch drei Punkten Vorsprung auf den Tabellen-16. Bergischer HC, der in Hamburg mit 27:32 unterlag. Nächster Gegner der Balinger ist am Sonntag die HSG Wetzlar, welche ihr Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt nur knapp mit 24:26 verloren hat. Vor dem Duell mit den Lahnstädtern gibt es keine zwei Meinungen im schwäbischen Lager. „Wir müssen gewinnen“, forderte Brack, „sonst bekommen wir große Probleme.“

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