Spielbericht aus dem Zollern-Alb-Kurier
"Gallier von der Alb" schnappen sich Big-Points gegen TuS N-Lübbecke
Bericht von Marcus Arndt
Der Befreiungsschlag des Balinger Handball-Bundesligisten ist gelungen: In einem dramatischen Spiel setzte sich der HBW gestern Nachmittag mit 25:24 (14:12) gegen den TuS Nettelstedt-Lübbecke durch.
Die Ausgangssituation war klar: Gegen die Ostwestfalen brauchte der HBW zwingend zwei Zähler auf der Habenseite, um nicht weiter in der Rangliste abzurutschen. Die Voraussetzungen waren allerdings denkbar ungünstig: Neben Ösi-Bomber Roland Schlinger (Muskelfaserriss) fiel auch Martin Ziemer aus. Der Nationalkeeper verletzte sich beim Warmmachen (Oberschenkelzerrung). Den besseren Auftakt erwischten dennoch die Gastgeber: Nach Niemeyer-Fehlwurf erzielte Frank Ettwein die Balinger Führung. Die konterten Frank Loke vom Kreis und Kristian Svensson aus dem Rückraum zum 1:2 (3. Minute). Auf der Gegenseite tat sich das Team von Trainer Rolf Brack zunächst unglaublich schwer im stehenden Angriff gegen das schwarz-orange TuS-Bollwerk. Doch zumindest die Konter klappten – und so blieb es ein Duell auf Augenhöhe (3:3/ 7.).
Hinten hielt Matthias Puhle einmal mehr den Laden dicht, entschärfte serienweise die Lübbecker Würfe. „Er hat wichtige Bälle gehalten“, analysierte Markus Baur. Und unumwunden räumte der Lübbecker Coach ein: „Da haben unsere Spieler an sich gezweifelt.“ Doch auch der frühere Düsseldorfer konnte in der Folgezeit einen 3:0-Lauf des früheren Europapokalsiegers aus dem Wiehengebirge nicht stoppen, der nach einem Remer-Doppelpack mit 7:5 vorne lag (14.). Der HBW hielt dagegen: mit Toren von Wolfgang Strobel (2) und Dennis Wilke (8:7/ 18.). Der Aufsteiger von 2006 blieb am Drücker, legte in Überzahl sogar das 9:7 nach. Aus dem Rückraum häm-merte Benjamin Herth das Spielgerät in den rechten Torwinkel.
Bitter für Balingen-Weilstetten: In Unterzahl kamen die Lübbecker wieder in Schlagdistanz. Doch zumindest konservierte der HBW auch nach dem zwischenzeitlichen 11:11-Ausgleich (24.) den knappen Vorteil (13:11). Baur reagierte und zückte noch vor der Pause die grüne Karte. Die Ansprache des Weltmeisters von 2007 verpuffte. Puhle – wer sonst – hielt zur Pause die Zwei-Tore-Führung der Schwaben fest (14:12).
Die hatten nach dem Seitenwechsel noch größere Personalsorgen: Auch Abwehrchef Daniel Sauer (Prellung im Wirbelsäulenbereich) musste verletzungsbedingt passen. Das war es mehr als unglücklich, dass Routinier Ettwein gleich die erste Chance liegen ließ – und auf der Gegenseite Malte Schröder mit viel Glück zum erneuten Anschluss traf (14:13/ 31.). Wilke stellte den alten Abstand wieder her, welcher nach dem sechsten Herth-Treffer weiter Bestand hatte (17:15/ 36.).
Als binnen 37 Sekunden Strobel und Sascha Ilitsch auf die „Strafbank“ mussten, drohte die Partie zu kippen. Doch Puhle hielt – und Balingen-Weilstetten überstand diese kritische Phase unbeschadet. So richtig nahm der HBW-Express allerdings nicht mehr Fahrt auf. „Weil Lübbecke nicht mehr viel zu- ließ“, erklärte Brack, der König in den linken Rückraum beorderte. Die Taktik ging auf: Ein lupenreiner Hattrick des Junioren-Weltmeisters zum 21:17 (47.) beendete die Balinger Offensivtristesse.
Entschieden war jedoch noch lange nichts. In Überzahl – diesmal brummte Daniel Wessig eine Zeitstrafe ab – brachte TuS-Abwehrchef Mattias Gustafsson die Gäste wieder heran (22:21/ 52.). Jetzt waren Nerven gefragt! Die hatten Kai Häfner und Herth, die den knappen Vorsprung verteidigten (24:23/ 56.). Die letzten 60 Sekunden waren dann an Dramatik kaum zu überbieten: Wilke traf per Siebenmeter zum 25:24 (Brack: „Das war ganz wichtig!“) – dann Auszeit Baur, doch die Anweisungen des früheren Weltklassespielers fanden nicht die richtigen Adressaten. Tim Remer bekam als siebter Feldspieler das Spielgerät nach gelungener Wilke-Verteidigung nicht unter Kontrolle. Die Entscheidung im Tollhaus „Hölle Süd“. „Am Ende ein glücklicher Sieg“, freute sich Brack über die Pluspunkte acht und neun, während sein Gegenüber haderte: „Wenn man mit einem Tor Unterschied verliert, ist das immer sehr ärgerlich.“