Spielbericht aus dem Zollern-Alb-Kurier

An Peinlichkeit nicht zu überbieten

von Marcus Arndt
Schwacher Auftritt der Schwaben im mittelhessischen Hexenkessel: Mit 29:31 (9:20) unterlag der HBW Balingen-Weilstetten in Hüttenberg nach einer desolaten Leistung in den ersten 30 Minuten.

Nach dem Punktabzug der HSG Wetzlar am Grünen Tisch (Urteil des DHB-Bundessportgerichts, d. Red.) hat das Duell zwischen dem Tabellen-Vorletzten Hüttenberg und dem HBW Balingen-Weilstetten zusätzlich an Brisanz gewonnen. Gerade einmal drei Zähler trennten die Truppe von Trainer Jan Gorr vom hessischen Rivalen vor dem Anpfiff nach Spielende waren es nur noch zwei. Dr. Rolf Brack hatte dem Branchenneuling ohnehin realistische Chancen eingeräumt, „einen Klub abzufangen.“ Der Sportwissenschaftler ist überzeugt von den Qualitäten des couragierten Aufsteigers: „Wenn die Runde noch zehn Spiele dauern würde, hätte Hüttenberg die Klasse gehalten. Die Hessen wurden von Spiel zu Spiel besser und haben eine klare Spielphilosophie.“

Die „Gorr‘sche Handschrift“ war auch im Kellerduell gegen die Schwaben unverkennbar. Mit einer aggressiven 3:2:1-Abwehr stellte der TVH den arrivierten Erstligisten aus Balingen vor große Probleme von Beginn an! Mit Ösi-Bomber Roland Schlinger, aber ohne große Ideen präsentierte sich der HBW in den Anfangsminuten. Der Aufsteiger hingegen war hellwach, suchte konsequent die Nahtstellen in der Balinger Defensive und fand sie auch. Timm Schneider brachte mit einem Schlagwurf aus neun Metern die Maschen erstmals zum Glühen (2:1/ 4.) und Michael Stock legte von Linksaußen den dritten Hüttenberger Treffer nach. Der HBW hingegen fand in der Offensive nicht statt und nach dem dritten Ballverlust des Tabellen-13. binnen 90 Sekunden erhöhte Sebastian Weber vom Kreis auf 5:1 (7. Minute). Brack reagierte rasch und brachte den siebten Feldspieler. Ohne Erfolg!

Dennis Wilke beendete zwar die Balinger Torflaute: mit dem 2:6 (9.), doch die kollektive HBW-Verunsicherung hielt an. Florian Billek konservierte mit seinem vierten Treffer gegen seinen künftigen Arbeitgeber die komfortable Fünf-Tore-Führung (11.). In doppelter Unterzahl fielen die Schwaben weiter zurück: auf 3:9 (14.). Auch in der Folgezeit dominierte der TVH gegen schwache Schwaben, welchen vor 1450 Zuschauern nur die Statistenrolle blieb. Brack ließ kräftig auf der Platte rotieren, doch was er auch versuchte, sein Gegenüber hatte die bessere Antwort parat. Und einen überragenden Billek, der mit seinen Toren sieben und acht zum 15:7 erfolgreich war (22.). Der Rückstand wuchs weiter an: kurz vor der Pause erstmals auf zehn Treffer (9:19). Symptomatisch: Nahezu ohne Gegenwehr netzte Matthias Gerlich zwei Sekunden vor der Pause auf 20:9 ein. „Nicht akzeptabel“, fasste HBW-Kapitän Wolfgang Strobel die ersten 30 Minuten zusammen, „Hüttenberg musste sich nicht einmal großartig anstrengen, wir haben dem Gegner den Ball in die Finger gespielt und das hat der TVH konsequent zu Kontertoren genutzt.“

Auch nach dem Seitenwechsel blieb der HBW seine Erstligatauglichkeit zunächst schuldig. Total von der Rolle: die Abwehr und auch im Angriff funktionierte nicht viel. Allein Schlinger traf: zum 15:24 (40.). Das war natürlich viel zu wenig gegen hochmotivierte Hüttenberger, die um ihre wohl letzte Chance kämpften. Nach einem Balinger 7:0-Lauf wackelte der TVH in den Schlussminuten und plötzlich war nach dem 24:28 durch Schlinger (54.) wieder alles offen. Die schwäbische 5:1-Abwehr hatte die Hessen im Griff, doch vorne leistete sich der HBW wieder drei Fehler in Folge. „Elf Tore Rückstand sind schon eine Hausnummer“, meint Strobel, der unumwunden einräumt: „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren.“ Zumindest betrieb der Aufsteiger von 2006 konsequent Ergebniskosmetik und verkürzte auf 29:31. „Es tut mir dennoch leid für unsere Fans“, sagt HBW-Manager Bernd Karrer abschließend: „So eine erste Halbzeit habe ich noch nie erlebt.“

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