Vorbericht des HBW-Pressedienstes
"Gallier von der Alb" möchten Auswärtsbilanz aufpolieren
Mit einem Blick in die Vergangenheit könnte man zu dem Schluss kommen, dass der HBW Balingen-Weilstetten am Freitagabend in der Frankenstolz-Arena in Aschaffenburg als klarer Außenseiter antreten wird. Sieben Mal deutscher Meister, vierfacher Pokalsieger, zweifacher Gewinner des Europapokals der Landesmeister (heutige Champions League), IHF-Pokalsieger, EHF-Champions-Trophy Sieger und Europapokal-Sieger City Cup stehen als Erfolge in der Historie des TV Großwallstadt. Die aktuelle Situation sieht aber alles andere als rosig aus für den ersten Deutschen Meister der eingleisigen Handball-Bundesliga. Als Vorletzter mit fünf Punkten Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz befindet sich der TVG bei nur noch vier ausstehenden Spielen in akuten Abstiegsnöten. Die Leitung der Partie, die für den TV Großwallstadt für lange Zeit das vorletzte Bundesligaspiel sein könnte, haben die beiden Unparteiischen Christoph Immel und Ronald Klein. Spielbeginn ist um 19:45 Uhr.
Beim TV Großwallstadt war man sich von Anbeginn der Saison darüber im Klaren, dass es eine schwere Saison werden würde. So hochkarätige Spieler wie Steffen Weinhold, Jens Tietke, Stefan Kneer und Moritz Schäpsmeier, die den Verein zum Ende der letzten Saison verlassen haben, konnte man nicht einfach eins-zu-eins ersetzen. Dazu fehlten dem einzigen bayerischen Vertreter in der stärksten Liga der Welt, schlicht und einfach die finanziellen Möglichkeiten. Dass das Ganze aber in einem sportlichen Desaster enden könnte und der einst so glorreichen Handball-Hochburg am viertletzten Spieltag nur noch ein winziger Schritt in die Zweitklassigkeit fehlt, damit hatte man bei den Mainfranken trotz allem nicht gerechnet.
Damit aber nicht genug der Großwallstädter Probleme. Vor knapp einer Woche verkündete die HBL, dass der TVG für die kommende Saison keine Lizenz bekommt. „Beim TV Großwallstadt ist erhebliche Nacharbeit nötig", sagte Rolf Nottmeier, Mitglied der unabhängigen Lizenzierungskommission der HBL. Offensichtlich bestehen größere Liquiditätslücken und Spielergehälter konnten nicht bezahlt werden. „Dass wir in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation stecken, ist bekannt. Dennoch sind wir von dieser Nachricht sehr überrascht, da unserer Ansicht nach die eingereichten Unterlagen werthaltiger als in den Jahren zuvor sind", zeigte sich Guido Heerstraß, Geschäftsführer des TV Großwallstadt, dennoch überrascht und kündigte einen Widerspruch gegen den Beschluss an.
Gepaart mit der prekären sportlichen Situation, alles andere als optimale Voraussetzungen, um mit einem Griff nach dem wohl aller letzten theoretischen Strohhalm, vielleicht doch noch das Unmögliche möglich zu machen. Trotzdem wird den HBW Balingen-Weilstetten ein heißer Tanz in der Frankenstolz Arena erwarten. Realistisch betrachtet gibt es für die Mainfranken zwar kaum noch eine Chance, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, aber einige der Spieler werden genau deshalb ums nackte Überleben kämpfen. Im Falle des Worst Case, also Abstieg und / oder keine Lizenz für den Bundesligaspielbetrieb ginge es für Großwallstadt womöglich bis runter in den Landesverband und einige Lizenzspieler wären ab 1. Juli arbeitslos und müssten sich neue Arbeitgeber suchen. Das fällt mit guten Leistungen wesentlich einfacher und daher werden die TVG-Spieler versuchen alles um sie herum aus zu blenden und sich so gut wie möglich zu verkaufen.
Die „Gallier von der Alb" können die Fahrt in Richtung Aschaffenburg völlig entspannt in Angriff nehmen. Sie haben den Klassenerhalt bekanntlich längst in der Tasche und könnten aus den letzten Spielen ein reines Schaulaufen machen. Wer allerdings den Balinger Trainer Dr. Rolf Brack kennt, der weiß, dass er von Kaffeefahrten überhaupt nichts hält. Das konnte man auch im Laufe der Trainingswoche sehen. Mit viel Akribie bereitete der Balinger Coach seine Mannen auf das vorletzte Auswärtsspiel vor und musste sich wieder einmal Gedanken darüber machen, wie seine Mannschaftsaufstellung am Freitagabend aussehen wird. Während kaum zu erwarten ist, dass von den Langzeitverletzten Sascha Ilitsch, Matthias Puhle und Dragan Tubic einer zurück kommt, muss Rolf Brack in Großwallstadt mit Sicherheit auch auf Fabian Gutbrod verzichten. Er hat sich im Spiel gegen den HSV Handball eine Fußverletzung (Verdacht auf Mittelfußbruch) zugezogen und wird für den Rest der Saison ausfallen. Auch Roland Schlinger droht mit einem Kapselriss auszufallen und Florian Billek hoffte Anfangs der Woche, dass sein Baumuskelverletzung weniger schlimm ist, wie sie sich zunächst dargestellt hat und er am Freitagabend vielleicht doch auf laufen kann. Da auch noch Christoph Theuerkauf angeschlagen ist, musste Rolf Brack für die Vorbereitung einige Spieler aus dem Perspektivkader im Training mit dazu nehmen. Wen er von den Nachwuchsspieler am Freitagabend mitnehmen wird, wird vor allem davon abhängen, wer von seinen Stammkräften einsatzfähig ist.
„Egal, wie die Mannschaft am Freitagabend auch aussehen wird – ich erwarte von jedem, dass er sich voll reinhängt und nichts verschenkt wird", will HBW-Manager Bernd Karrer nicht nur zwei Punkte, um die trotz allem magere Auswärtsbilanz etwas auf zu polieren, sondern er will sich auch nie dem Vorwurf ausgesetzt sehen, dass die Schwaben mit einer halbherzigen Leistungen den Abstiegskampf beeinflusst haben.