Spielbericht aus dem Zollern-Alb-Kurier
Recken strecken Schwaben nieder
von Marcus Arndt
In Hannover gibt es für den Balinger Handball-Bundesligisten einfach nichts zu holen. Auch im dritten Anlauf blieb der HBW ohne zählbaren Erfolg – die Schwaben unterlagen deutlich mit 20:25 (9:12).
Nach einer zähen Vorbereitung ohne „Höhepunkte“, wie es HBW-Coach Dr. Rolf Brack formulierte, war das Auswärtsspiel bei den Recken in Hannover eine echte Standortbestimmung für die neu formierten Schwaben, welche mit sechs Neuzugängen auf die Platte gingen. „Wir haben ebenfalls?einen großen Umbruch zu bewältigen“, dämpfte auch TSV-Geschäftsführer Benjamin Chatton die Erwartungen, stellte aber klar: „Gegen Balingen-Weilstetten müs-sen wir zu Hause einfach gewinnen.“
Dem hatte Trainer Christopher Nordmeyer nichts hinzuzufügen, der den 2099 Zuschauern sechs „Neue“ präsentierte. Von Abstim-mungsproblemen war in den ersten Minuten jedoch nichts zu sehen, obwohl Tamas Mocsai nach den Olympischen Spielen gerade einmal viermal mit den Niedersachsen trainiert hatte. Die bessere Mannschaft stellte allerdings zunächst der HBW, welcher nach Toren von Kai Häfner und Dragan Tubic mit 2:1 vorne lag (5. Minute). Auf der Gegenseite entwickelten die Burgdorfer zunächst kaum Ideen im stehenden Angriff gegen eine grundsolide Balinger 3:2:1-Abwehr. Erst ein Katastrophenpass von Benjamin Herth ermöglichte Mait Patrail schließlich den Ausgleich (2:2/ 9.). Für die erste TSV-Führung sorgte schließlich Frej Gustav Rydergard (4:3/ 11.), welche Christoph Theuerkauf vom Kreis konterte. Morten Olsen konservierte den knappen Vorsprung und sorgte mit seinen Treffern drei und vier für das 7:5 (15.). Fabian Gutbrod und Florian Billek egalisierten erneut (7:7/ 16.) – und spätestens jetzt war klar: Es gewinnt das Team, welches weniger Fehler produziert.
Nordmeyer reagierte rasch und bat seine Truppe zur Extrabesprechung an die Seitenlinie. Mit Erfolg: Geschickt hebelten die Han-noveraner die HBW-Defensive über die linke Außenbahn aus. Das gefiel Brack überhaupt nicht – und auch der Sportwissenschaftler von den Fildern zückte früh die grüne Karte. Mit Rochaden auf drei Positionen sowie dem siebten Feldspieler stellte er die Norddeutschen vor neue Aufgaben. Die waren exzellent auf die taktischen Winkelzüge des Pfälzers eingestellt und lösten diese mit Bravour. „Wir hatten große Probleme im Rückraum“, räumte der 58-Jährige unumwunden ein, nachdem der Aufsteiger von 2006 über sieben Minuten ohne Torerfolg blieb. Erst Herth beendete schließlich die Flaute und brachte den HBW wieder heran: mit dem 8:11 (24.). In Überzahl scheiterte der Balinger Spielmacher jedoch aus sieben Metern an Torwart-Oldie Nenad Puljezevic, und der schwäbische Fusionsklub fiel weiter zurück: auf 8:12, ehe nach der zweiten brackschen Auszeit noch der neunte HBW-Treffer gelang. Per Kempa netzte Herth hartbedrängt zum 9:12-Pausenstand ein.
Nach dem Seitenwechsel stellte Torge Johannsen den alten Vier-Tore-Abstand wieder her, der auch nach 35 Minuten noch aktuell war (14:10). Symptomatisch für das Spiel der Schwaben: Eine schwächelnde Offensive, die ohne den erkrankten Ösi-Bomber Roland Schlinger (Sommergrippe, d. Red.), selbst in Überzahl beste Chancen liegen ließ. „Weiter, weiter“, peitschte Theuerkauf seine neuen Teamkollegen nach vorne, doch Balingen-Weilstetten war einfach zu schwach, um die Niedersachsen ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Überragend: der frühere Balinger Martin Ziemer (Fangquote: 50 Prozent), welcher gegen sein Ex-Team sensationell hielt. „Fantastisch“, schwärmte Brack, „er hat gezeigt, was wir an ihm verloren haben . . .“
Doch auch der Nationalkeeper war in der stärksten Phase der Schwaben chancenlos. Zunächst hatte allerdings Jan Fiete Buschmann zehn Minuten vor dem Ende das Ergebnis weiter in die Höhe geschraubt (21:14), während den Balingern nur die Statistenrolle blieb. Nach einem 5:1-Lauf kamen Ettwein & Co. zwar noch einmal auf 19:22 (57.) heran, ehe Hannover-Burgdorf in den letzten 180 Sekunden wieder für klare Verhältnisse auf der Platte sorgte. Dennoch war Nordmeyer nur bedingt zufrieden: „Der Sieg ist gut, aber alles andere muss besser werden.“ Dem konnte sein Balinger Gegenüber nach der Auftaktpleite nur zustimmen. „Wenn wir uns nicht deutlich steigern“, mahnte Brack, „gewinnen wir in dieser Saison kein Spiel mehr.“