Sensation haarscharf verpasst: Balingen verliert gegen den Ligaprimus 33:34

*Der Kampf der Löwen gegen die "Gallier von der Alb" war nicht immer ganz sauber, aber erfolgreich*
**Foto: Paul Bossenmaier**

Der HBW Balingen-Weilstetten hat eine große Überraschung in der DKB Handball Bundesliga nur ganz knapp verpasst. Gegen den Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen waren die „Gallier von der Alb“ über 45 Minuten lang das spielbestimmende Team und verloren am Ende unglücklich mit 33:34. Die Zuschauer in der wie gewohnt stimmungsvollen „Hölle Süd“ sahen dabei vor allem im Angriff ein hochklassiges Spiel, in dem sich der Außenseiter zum Schluss leider nicht für eine klasse Leistung belohnen konnte. Bester Werfer auf Seiten des HBW war Rückraumshooter Roland Schlinger mit neun Treffern. Für die Löwen aus Mannheim trafen Andy Schmid (11/6 Tore) und Bjarte Myrhol (10 Tore) am häufigsten.

Beide Teams starteten gut in die Begegnung und dem HBW gelang durch Schlinger der erste Treffer der Partie, welcher postwendend durch die Gäste, in Form von Bjarte Myrhol, egalisiert wurde. Danach entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit ständig wechselnden Führungen. Bis zum 10:10 durch Patrick Groetzki in der 20 Minute war die Begegnung völlig offen, ehe Daniel Wessig eine Zwei-Minuten-Strafe kassierte und sich die Gäste durch einen Doppelschlag von Myrhol erstmals eine zwei Tore Führung zum 10:12 erspielen konnten. Drei Tore in Folge für die mutig spielenden „Gallier“ drehten jedoch das Ergebnis und das 13:12 in der 27 Spielminute zwang den Tabellenführer in der lodernden SparkassenArena zur Auszeit. Diese zeigte aber nicht die gewünschte Wirkung und so war es erneut der Gastgeber der durch Kai Häfner zum 14:12 erhöhte. 30 Sekunden vor dem Halbzeitpfiff war es dann Andy Schmid, der die Gäste auf 15:14 heranbrachte und Trainer Dr. Rolf Brack nahm nun seinerseits eine Auszeit. Die Anweisungen des HBW-Coach zeigten dabei offensichtlich Wirkung und so war es wiederum Häfner der kurz vor der Pause zum 16:14 Halbzeitstand traf.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit war der Außenseiter aus Balingen dann die dominante Mannschaft und schaffte es durch Schlinger und König bis zur 34 Minute auf 20:17 zu erhöhen. Diese Führung konnte in der Folgezeit sogar weiter ausgebaut werden und das 23:18 in der 37 Spielminute durch den stark aufspielenden König veranlasste Gäste-Trainer Gudmundsson schon früh im zweiten Spielabschnitt zu einer Auszeit. Anders als in der ersten Halbzeit zeigte die Unterbrechung bei den Gäste nun die gewünschte Wirkung und den Löwen gelang es binnen vier Minuten auf zwei Tore heranzukommen. In dieser Phase war dabei deutlich zu spüren, dass der Tabellenführer nun immer besser in Spiel fand, auch wenn es Rückraumakteur Roland Schlinger in der 45 Minute mit dem 28:25 noch einmal schaffte eine 3-Tore-Führung herzustellen. Die individuelle Stärke von Schmid und Myrhol brachte die Gäste nun immer näher ran, die in der 49 Spielminute zum 28:28 ausgleichen konnten.

Die letzte Führung für die „Gallier von der Alb“ sollte dann Manuel Liniger beim 29:28 erzielen. In der Schlussphase gab dann aber der Favorit den Takt vor und konnte durch zwei Siebenmetertreffer vom Schweizer Andy Schmid auf 30:32 erhöhen. Tapfer kämpfende Balinger blieben aber auf Tuchfühlung und so schaffte Rechtsaußen Florian Billek drei Minuten vor Spielende den 33:33 Ausgleich. Der erfahrene Alexander Petersson war es dann, der das 33:34 erzielte. Doch noch waren etwas mehr als zwei Minuten zu spielen. Beiden Teams gelang allerdings kein Tor mehr, wobei Rolf Brack 15 Sekunden vor Spielende sogar nochmal eine Auszeit nahm. Den letzten Angriff brachten die Balinger aber nicht mehr im gegnerischen Gehäuse unter und am Ende stand eine unglückliche Heimniederlage zu Buche. Besonders bitter ist diese Niederlage, wenn man bedenkt, dass die „Gallier von der Alb“ nicht nur den letzten Angriff der Partie hatten, sondern in der Schlussminute sogar einen Siebenmeter vergaben.

Trotz ansprechender Leistung hat der HBW Balingen-Weilstetten die Sensation gegen den Tabellenführer aus Mannheim knapp verpasst. Die Niederlage hat dabei sicherlich gerade im Hinblick auf den Spielverlauf einen bitteren Beigeschmack, aber dennoch kann die Mannschaft stolz auf die gezeigte Darbietung gegen den Ligaprimus sein. Die Begegnung gegen die Rhein-Neckar Löwen stellt gleichsam den Hinrundenabschluss dar, die die Eyachstädter auf einem respektablen 12. Tabellenplatz beenden. Am Sonntag beginnt derweil bereits die Rückrunde im Heimspiel gegen den TSV Hannover-Burgdorf. Die „Gallier von der Alb“ freuen sich die Zuschauer bei diesem Highlightspiel in der Porsche Arena in Stuttgart begrüßen zu dürfen.

Stimmen zum Spiel

Dr. Rolf Brack, Trainer HBW Balingen-Weilstetten: „Es war ein intensives und hochklassiges Spiel. Gerade wenn man unsere Quoten ansieht, haben wir eine Angriffseffektivität von 70% und elf Kontertore bei gerade einmal zehn technischen Fehlern und zehn Fehlwürfen – das ist phänomenal. Im Grunde genommen, waren es dann aber vier Weltklasse-Spieler, angefangen bei Sesum mit sechs Toren, Petersson fünf Tore, Myhrol zehn und Schmid elf Tore, die in der Summe den ganz kleinen Unterschied gemacht haben.“

Gudmundur Gudmundsson, Trainer Rhein-Neckar Löwen: „Vielen Dank an Balingen für dieses Spiel – was für ein Krimi. Es war wieder einmal sehr schwer für uns und wir haben uns gut auf diese Begegnung vorbereitet. Das Team von Dr. Rolf Brack hat heute sehr gut gespielt - Das muss man klipp und klar sagen. Wir haben wechselhaft gespielt. In der zweiten Hälfte konnten wir uns steigern und Niklas Landin im Tor hat uns geholfen. Ich bin sehr glücklich über diesen Sieg, denn hier zu gewinnen ist sehr schwer.“

Die Mannschaften

HBW Balingen-Weilstetten: Putera, Katsigiannis, König (5), Foth (1), Herth (2), Tubic (1), Ettwein (1), Schlinger (9), Theuerkauf (1), Wessig, Häfner (4), Skvaril, Billek (4), Liniger (5/1)

Rhein-Neckar Löwen: Stojanovic, Landin, Schmid (11/6), Roggisch, Sesum (6), Guardiola Villaplana I., Sgurmannsson, Myrhol (10), Steinhauser, Groetzki (1), Guardiola Villaplana G. (1), Petersson (5), Ekdahl du Rietz