Dass die „Gallier von der Alb“ nach der Pleite im Lokalderby gegen den TV Neuhausen ausgerechnet auf die beste Vereinsmannschaft der Welt treffen, ist sicher nicht der Balsam den man sich für solche Wunden gerne wünscht, die die Niederlage am vergangenen Freitagabend in der Tübinger Paul-Horn-Arena hinterlassen hat. Da die DKB Handball-Bundesliga aber kein Wunschkonzert ist, bleibt den Schwaben nichts anderes übrig, als sich der Herkules-Aufgabe gegen den THW Kiel zu stellen. Spielbeginn in der Balinger SparkassenArena gegen den deutschen Rekordmeister und aktuellen Champions League-Gewinner ist am Mittwochabend um 20.15. Die Partie steht unter der Leitung der beiden Unparteiischen Nils Blümel und Jörg Loppaschewski aus dem DHB-Elitekader.
„Vielleicht ist es ja ganz gut, dass wir am Mittwoch auf den THW Kiel treffen und nicht auf eine Mannschaft, gegen die jeder einen Sieg erwartet“, glaubt HBW-Manager Bernd Karrer, dass der THW nach der Pleite gegen Neuhausen genau der richtige Gegner ist. Jeder könne befreit aufspielen, weil alles andere als eine Niederlage einer Sensation gleich käme. „Aber“, legt der Balinger Geschäftsführer sofort nach, „eine gewisse Art von Wiedergutmachung erwarten wir natürlich schon. Wir möchten gegen die Übermannschaft aus dem Norden wieder eine Mannschaft auf der Platte sehen, die die ureigensten Balinger Qualitäten wie Kampf, Leidenschaft und Emotionen in den Ring wirft und dem THW Kiel alles abverlangt.“ Eine Sensation wie vor knapp drei Jahren werde am Mittwochabend vom HBW sicher niemand erwarten, „aber wenn die Spieler nach dem Schlusspfiff die Halle mit erhobenem Kopf verlassen können und die Fans mit der gezeigten Leistung des gesamten Kollektivs zufrieden waren, haben wir viel erreicht“, nimmt Karrer die komplette Mannschaft in die Pflicht.
Dass es die nach dem Spiel gegen Neuhausen nicht einfach hat, weiß auch Trainer Dr. Rolf Brack. Im internen Kreis gab es einiges auf zu arbeiten, ehe er am Montagabend dann mit der Vorbereitung auf das Spiel gegen den deutschen Rekordmeister begonnen hat. Diese ist wieder nicht einfach, denn Brack muss erneut improvisieren. Der österreichische Torschütze vom Dienst, Roland Schlinger, hat sich im Spiel gegen Neuhausen eine Oberschenkelverletzung zugezogen, die einen Einsatz am Mittwoch unmöglich macht. Für ihn wird der tschechische Nachwuchsspieler Milan Skvaril in die Mannschaft rücken. Er stammt aus der Talentschmiede des HC Pilsen und gehört seit Saisonbeginn dem erweiterten Bundesligakader der Balinger an. Bisher kam er aber lediglich im Perspektivkader von Trainer Ecki Nothdurft zum Einsatz und hat dort einen guten Eindruck hinterlassen. Da ja auch Fabian Gutbrod zumindest bis zur Winterpause ausfällt, wird sich Skvaril die Königsposition im linken Rückraum aller Voraussicht nach mit Krsto Milosevic teilen.
Die Neuverpflichtung, die die Balinger am Montagnachmittag bekannt geben konnten, wird gegen den THW Kiel mit Sicherheit noch nicht zum Einsatz kommen. Der neue HBW-Torhüter Nikolas Katsigiannis trainiert zwar bereits seit Montagabend mit der Mannschaft, wird sich das Spiel gegen den Champions League-Sieger aber noch als Zuschauer anschauen. „Niko hat im Probetraining und auch heute Abend einen sehr guten Eindruck hinterlassen, ihn aber am Mittwochabend nach einer so langen Verletzungspause ins kalte Wasser zu schmeißen, käme einer Harakiri-Aktion gleich“, nahm Balingens Trainer Dr. Rolf Brack allen Spekulationen um ein Torhütergespann Milos Putera / Nikola Katsigiannis sofort den Nährboden. „Wir werden gegen den THW Kiel mit dem Duo Milos Putera / Paul Bar antreten“, hat sich der Sportwissenschaftler bereits festgelegt.
Nochmals rückblickend auf das Spiel gegen Neuhausen machte Balingens Trainer im Montagabendtraining übrigens einen relativ entspannten Eindruck. Intern sehe man die Niederlage gar nicht so dramatisch an, wie sie extern kommuniziert werde. „Wir mussten zu Beginn der Saison sieben Spieler ersetzen und hatten gegen Neuhausen zusätzlich fünf Verletzte auf die wir nicht zurück greifen konnten. Das lässt sich irgendwann einfach nicht mehr kompensieren“, verweist Brack darauf, dass gegen Neuhausen eine Mannschaft aufgelaufen sei, die weder im Angriff noch in der Abwehr eingespielt war. Da sich die Situation für das Spiel gegen den THW Kiel nicht entspannt, sondern durch das Fehlen von Schlinger noch verschärft wird, hofft der Balinger Sportwissenschaftler, dass die Niederlage gegen den THW nicht allzu heftig ausfällt.