HBW macht es nach starker erster Hälfte nochmal spannend
Mit Kampf und Leidenschaft zum zweiten Heimsieg
Nach dem Schlusspfiff feierten die Spieler des HBW Balingen-Weilstetten minutenlang ausgelassen auf dem Feld, als hätten Sie die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Und tatsächlich war nach dem 27:25 (18:11)-Sieg gegen den Bundesliga-Aufsteiger SC DHfK Leipzig bei allen Beteiligten große Erleichterung zu spüren. Mit dem zweiten Heimsieg der Saison verließen die Gallier von der Alb die Abstiegsränge und sendeten nach zuletzt sechs Niederlagen in Folge wieder ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz im Kampf um den Klassenerhalt.
Die Partie in der ausverkauften Balinger SparkassenArena ging gleich rasant los. Bereits mit der ersten Angriffsaktion holten die Hausherren einen Siebenmeter heraus, den Yves Kunkel sicher verwandelte. Auf der Gegenseite musste dann Davor Dominikovic bei seiner ersten Abwehraktion gleich für zwei Minuten vom Feld.
Den Ausgleich von Leipzigs Weber konterte Olivier Nyokas mit einem Doppelschlag, während der wiedergenesene HBW-Keeper Peter Johannesson ebenfalls zweimal zur Stelle war – 3:1. Spätestens ab diesem Moment lief das Offensivspiel der Gastgeber wie am Schnürchen. Nahezu jeder Ball, egal aus welcher Lage abgefeuert, fand seinen Weg ins gegnerische Tor. In der Defensive errichteten die Gallier von der Alb ein aggressives Bollwerk und gingen die Gegenspieler früh und robust an. Der Aufsteiger schien von dieser kämpferischen Einstellung, gepaart mit einem gut aufgelegten Johannesson im Tor, überrascht und hatte große Probleme, eine Lücke in der Balinger Mauer zu finden. Und das obwohl der HBW gerade in der Anfangsphase mehrfach in Unterzahl agieren musste.
Mit dieser stabilen Defensive als Grundlage und ein bisschen Abschlussglück hier und da schafften es die Schwaben, ihre Führung kontinuierlich auszubauen und sich fast schon in einen Rausch zu spielen. Nach gerade mal zehn gespielten Minuten nahm DHfK-Trainer Christian Prokop bereits die erste Auszeit für die Gäste. Von dieser kleinen Unterbrechung ließen sich die Gallier freilich nicht beirren und beackerten sowohl vorne als auch hinten jeden Zentimeter des Parketts. Der Preis für dieses aggressive Spiel war die zweite Zeitstrafe für Abwehr-Ass Davor Dominikovic, der fortan zur Sicherheit häufiger auf der Bank Platz nahm.
Aber auch das konnte den HBW nicht aufhalten, der immer wieder mit Kampf und Durchschlagskraft in Richtung Leipziger Tor drängte. Noch vor der Pause und beim Stande von 15:9 für den HBW nahm Leipzig schon die zweite Auszeit. Es half alles nichts. Unter den Standing Ovations der „Hölle Süd“ gingen die Gallier von der Alb mit einem satten 18:11 in die Halbzeit.
Der zweite Durchgang ging zunächst genauso los, wie der erste aufgehört hatte. Zwar brauchte der HBW diesmal drei Anläufe, bis der Ball erstmals im gegnerischen Tor zappelte, doch weil auch Leipzig einige Fehlwürfe produzierte, blieb es beim 7-Tore-Vorsprung. Dann kam die Zeit der kuriosen Tore. Zunächst durfte Kunkel, nachdem Leipzig den siebten Feldspieler gebracht hatte, ins leere Tor einnetzen. Dann spielten Dennis Wilke und Fabian Böhm einen Spielzug mit einem sehenswerten Kempa-Trick zum 22:15 zu Ende. Leipzig nahm das letzte Timeout nach gerade mal 45 Minuten.
Wer allerdings dachte, dass das Spiel damit gelaufen wäre, der hatte sich geirrt. In den folgenden Minuten fingen die Balinger an zu schwächeln, spielten einige Angriffe nicht sauber zu Ende und ließen hinten mehr Gegentreffer zu. Die Folge war, dass Leipzig Tor für Tor wieder herankam. Als der Vorsprung bereits auf vier Tore zusammengeschmolzen war, nahm HBW-Coach Markus Gaugisch die Auszeit und versuchte mit einem Torwartwechsel von Johannesson zu „Raša“ Ristanovic neue Impulse zu setzen.
Doch vergebens. Die Sachsen kamen immer weiter heran und als Kunkel zehn Minuten vor Schluss einen Siebenmeter vergab und Leipzig bis auf zwei Tore dran war, drohte das schon sicher geglaubte Spiel doch noch in Richtung der Gäste zu kippen.
Gerade noch rechtzeitig wachten die Gallier wieder auf und zogen das Tempo nochmal an. Wilke verwandelte einen ganz wichtigen Siebenmeter und Ristanovic gelang eine noch wichtigere Parade. Fünf Minuten vor Spielende machte Alex Vasilakis dann das 25:22 – Durchatmen HBW.
Doch dafür war nicht viel Zeit. Quasi im Gegenzug sah Dominikovic die dritte Zeitstrafe und damit die Rote Karte. Und Leipzig gab nicht auf, stemmte sich jetzt mit aller Macht gegen die Niederlage und kam drei Minuten vor dem Ende tatsächlich nochmal bis auf ein Tor heran. Aber zu mehr sollte es dann letztlich nicht mehr reichen. Vasilakis und Ristanovic machten 40 Sekunden vor Schluss den Deckel drauf und stimmten kurz danach mit den anderen Galliern und der gesamten Halle in die Jubelgesänge ein. Letztlich dürfte es den Hausherren wohl egal gewesen sein, dass es nochmal so knapp wurde. Was zählte war das 27:25, das nach 60 Minuten auf der Anzeigetafel stand und die zwei wichtigen Punkte, mit denen sich der HBW wieder auf einen Nicht-Abstiegsplatz schieben konnte.
Entsprechend groß war auch die Erleichterung nach dem Spiel bei HBW-Trainer Gaugisch: „Der Druck vor dem Spiel war sehr groß. Die Mannschaft hat diesen Druck aber über die gesamte Trainingswoche angenommen und auch positiv beantwortet. Das hat sie heute gezeigt. Dass der Grundstein für Balinger Handball sein muss, bedingungslose Bereitschaft auf allen Positionen zu zeigen und sich nicht zu schade für Drecksarbeit zu sein. Dieses Erlebnis muss sich in den Köpfen einbrennen, denn nur so können wir in der Bundesliga bestehen.“
Jetzt können die Gallier von der Alb aber erst einmal den Sieg genießen, bevor es dann am kommenden Sonntag, 6. Dezember, zum schweren Auswärtsspiel bei den Füchsen Berlin geht. Anwurf der Partie in der Hauptstadt ist um 17:15 Uhr. Leipzig hat ebenfalls bis zu diesem Tag Zeit, seine Wunden zu lecken. Dann ist die HSG Wetzlar bei den Sachsen zu Gast.
HBW Balingen-Weilstetten: Radivoje Ristanovic, Peter Johannesson (TW); Fabian Böhm 4, Christoph Foth, Olivier Nyokas 4, Jannik Hausmann, Dennis Wilke 4/1, Alexandros Vasilakis 5, Christoph Theuerkauf, Martin Strobel 5, Yves Kunkel 5/4, Niklas Ruß, Davor Dominikovic, Jan Remmlinger
SC DHfK Leipzig: Felix Storbeck, Milos Putera (TW); Franz Semper, Christoph Steinert 2, Aivis Jurdzs 3, Lucas Krzikalla 1, Philipp Pöter 4, Lukas Binder 3, Bastian Roscheck, Philipp Weber 8/7, Sergey Zhedik 2, Benjamin Meschke, Alen Milosevic 2
Strafwürfe: HBW 6/5 – Leipzig 7/7
Zeitstrafen: HBW 7 – Leipzig 4
Disqualifikation: Davor Dominikovic (HBW, 56.)
Nächstes Spiel: Füchse Berlin vs. HBW Balingen-Weilstetten am Sonntag, 6. Dezember, um 17:15 Uhr, in der Max-Schmeling-Halle.