Spielbericht des HBW-Pressedienstes
An der gallischen Betonabwehr beißen sich die Kieler Zebras die Zähne aus
Das ist dem THW Kiel wahrscheinlich schon lange nicht mehr passiert. Fast 15 Minuten blieb der amtierende Deutschen Meister ohne Treffer in der Balinger SparkassenArena. Die von Davor Dominikovic überragend organisierte HBW-Abwehr war für das Kieler Starensemble ein fast unüberwindbares Hindernis. Dass es am Ende, nach einer Zwei-Tore-Führung, für die Gallier von der Alb dann doch „nur“ zum 22:22-Unentschieden gereicht hat, war nach dem Schlusspfiff ziemlich schnell abgehakt. Die Freude über einen völlig unerwarteten Punktgewinn im Kampf um den Klassenerhalt kannte ziemlich schnell keine Grenzen mehr. Mit zwei Punkten Vorsprung und dem gegenüber allen Konkurrenten klar besseren Torverhältnis bleiben die Balinger zwar weiterhin auf dem 14. Tabellenplatz können aber bis zum Spiel der Spiele in neun Tagen gegen den ThSV Eisenach erst einmal etwas durchschnaufen.
Das Geschenk zum 60. Geburtstag hätte für HBW-Coach Frank Bergemann sicher nicht größer sein. Von seiner Mannschaft hatte er verlangt, dass sie am Gegner wachsen soll und das haben seine Jungs nicht nur vor einer Woche in Melsungen getan, sondern auch gegen den THW Kiel. Obwohl die Zebras mit voller Kapelle angereist waren und Trainer Alfred Gislason fast die Qual der Wahl hatte, musste der amtierenden Deutsche Meister einen mächtigen Dämpfer im Kampf um die 21. nationale Meisterschaft hinnehmen.
Der haushohe Favorit ging in der Balinger SparkassenArena fast erwartungsgemäß in Führung, aber die Hausherren ließen sich deshalb nicht aus der Ruhe bringen. Im Vergleich zu den letzten Spielen, waren sie gegen die Kieler von Beginn an hellwach und zogen ihren Plan durch. In der zehnten Spielminute steppte zum ersten Mal der Bär in der Balinger SparkassenArena, als Martin Strobel den Ball an Weltklasse-Torhüter Niklas Landin vorbei in die Kieler Maschen zimmerte. Auch eine Unterzahl – Jannik Hausmann musste für zwei Minuten auf die Bank – konnte die Gallier von der Alb nicht aus dem Tritt bringen. Julian Krieg traf zum 5:4. Nach dem 6:5, das Olivier Nyokas erzielt hatte, scheiterte Yves Kunkel mit einem Strafwurf am Kieler Torhüter Landin, der in der Folge immer mehr zum Faktor wurde.
In der Schlussphase der ersten Hälfte hatte es dann aber doch den Anschein, als ob der Favorit mehr und mehr an Oberwasser gewinnt. Bis zum Pausenpfiff konnte sich das Starensemble auf 13:10 absetzen und als die Gallier von der Alb dann auch noch ein etwas holprigen Start in die zweite Hälfte hinlegten, schien das Spiel seinen erwarteten Lauf zu nehmen. Deener Jaanimaa traf zum 10:14 für Kiel und dieser Vier Tore-Vorsprung hatte zunächst einmal Bestand. Nach 13:17 durch Marko Vujin zündete aber Olivier Nyokas beim HBW urplötzlich seinen Turbo. Seine erste Fackel konnte Torhüter Landin zwar noch abwehren, aber der Franzose holte sich den Abpraller und mit dem Nachwurf ließ er dem Kieler Keeper dann keine Chance mehr. Auf der anderen Seite hatte HBW-Coach Bergemann zwischenzeitlich zum wiederholten Male seinen Torhüter gewechselt, denn von dieser Position bekam der HBW bis dahin überhaupt keinen Rückhalt. Der jetzt zwischen den Pfosten stehende Peter Johannesson konnte im Anschluss an das 14:17 gegen Europameister Rune Dahmke klären und mit dem ersten Tempogegenstoß bracht Nyokas den HBW wieder zurück ins Spiel. Nach seinem Treffer zum 15:17 brach in der SparkassenArena die Hölle los. Jetzt war Druck im Kesseln und beim Meister begannen die Nerven zu flattern.
Beim 17:19 nach 43 Minuten, nahmen die Kieler eine Auszeit, um sich neu zu sortieren. Unmittelbar danach musste der Balinger Christoph Foth für zwei Minuten von der Platte und Kiel konnte per Strafwurf das 17:20 erzielen. Dass dieser Treffer für die Kieler allerdings der letzte für fast 15 Minute sein sollte, konnte zum diesem Zeitpunkt noch niemand erahnen. Julian Krieg traf erneut in Unterzahl zum 18:20 und kurze Zeit später gelang Jannik Hausmann auf Anspiel von Nyokas zum 19:20. Als der Franzose zwölf Minuten vor Spielende den Ausgleich markierte, verstand man in der „Hölle Süd“ sein eigenes Wort nicht mehr. Wer allerdings geglaubt hatte, dass dieser Lärmpegel nicht mehr zur toppen ist, den belehrte Nyokas mit seinem Kracher zum 21:20 eines Besseren und als Yves Kunkel ein Strafwurf sicher zum 22:20 verwandelte, hielt es gab es in der SparkassenArena keine Sitzplätze mehr. Alles stand und peitschte die Balinger nach vorne.
In dieser Stimmung wuchs auch Torhüter Peter Johannesson über sich hinaus. Er parierte gleich zwei Strafwürfe in Folge und auch sonst hielt der Schwede alles was auf seinen Kasten kam. Allerdings stand zwischenzeitlich auf der anderen Seite der Ex-HBW-ler Nikolas Katsigiannis zwischen den Pfosten und der wurde in den letzten Minuten für die Balinger zum unüberwindlich Hindernis. Mit unglaublichen Reflexen und Paraden war er es, dem die Kieler letztendlich den glücklichen Punktgewinn noch zu verdanken hatten. Seine Paraden nutzten sie zu erfolgreichen Tempogegenstößen und trotz Unterzahl reichte es für den Meister noch zum glücklichen 22:22.
Die Mannschaften
HWB Balingen-Weilstetten: Matej Asanin, Peter Johannesson (TW); Fabian Böhm 2, Christoph Foth, Olivier Nyokas 7, Jannik Hausmann 1, Dennis Wilke, Christoph Theuerkauf 2, Martin Strobel 1, Yves Kunkel 4/4, Julian Krieg 5, Niklas Ruß, Davor Dominikovic;
THW Kiel: Niklas Landin Jacobsen, Nikolas Katsigiannis (TW); Domagoj Duvnjak 3, Torsten Jansen, Blazenko Lackovic 2, Steffen Weinhold, Niclas Ekberg 3/2, Igor Anic, Joan Canellas Reixach 3, Rune Dahmke, Dener Jaanimaa 3, Ilija Brozovic 4, Marko Vujin 4/1;
Zeitstrafen
HBW 3, THW 2;
Strafwürfe
HBW 6/4, THW 5/3;
Nächstes Spiel
HBW Balingen-Weilstetten – ThSV Eisenach, 29. April 2016, 19:45 Uhr, SparkassenArena in Balingen.