Lemgo stellt Weichen im ersten Durchgang auf Sieg
HBW-Serie reißt in Ostwestfalen
Nach fünf Ligaspielen in Folge ohne Niederlage musste der HBW Balingen-Weilstetten durch das 24:27 (9:14) beim TBV Lemgo wieder mal eine Niederlage einstecken. Speziell im ersten Durchgang zeigten die Gallier zu wenig, kamen nach zwischenzeitlichem 7-Tore-Rückstand und einer stets ungebrochenen Moral doch noch einmal zurück ins Spiel, mussten am Ende aber eine in der Summe verdiente Niederlage hinnehmen. Für Lemgo war es ein enorm wichtiger Sieg im Kampf um den Klassenerhalt. Der HBW rutscht in der Tabelle zwar auf Platz 12 ab, hat aber weiterhin fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze.
Der TBV Lemgo musste kurzfristig auf Keeper Piotr Wyszomirski wegen eines Infekts verzichten, bei den Galliern fehlte Rückraum-Shooter Vladan Lipovina verletzungsbedingt. Sein Vertreter René Zobel, der ihn mit insgesamt 9 Toren mehr als würdig vertrat, eröffnete auch die Partie mit seinem ersten Tor nach rund einer Minute. Schnell entwickelte sich jedoch ein nervöser Beginn in beiden Angriffsreihen mit vielen Fehlpässen und Unkonzentriertheiten, weshalb schnelle Tore in dieser Anfangsphase erst einmal Fehlanzeige waren.
In den folgenden Minuten nahm die Partie dann an Fahrt auf, auch weil Lemgos Abwehr im Verbund mit Torhüter und Ex-Gallier Peter Johannesson besser ins Spiel fand. Doch im Angriff hatten die Gastgeber weiter mit zahlreichen technischen Fehlern zu kämpfen, weshalb die Balinger zunächst im Spiel blieben und das Ergebnis relativ ausgeglichen gestalten konnten. Doch weil sich Johannesson im TBV-Kasten von Minute zu Minute steigern konnte und der HBW-Angriff mit besten Chancen am Schweden scheiterte, konnte der TBV in der 13. Minute erstmals beim 6:3 einen kleinen Vorsprung herausspielen.
HBW-Trainer Jens Bürkle wechselte seine Angriffsformation auf vier Positionen durch, brachte unter anderem Kapitän Martin Strobel auf der Spielmacher-Position. Die Wirkung blieb allerdings zunächst aus, weil Balingen seine Angriffe weiterhin nicht mit letzter Konsequenz ausspielte. Lemgo hingegen tankte mit jeder Minute mehr Selbstvertrauen und spielte nun auch im Angriff mit erhöhter Durchschlagskraft. Bürkle reagierte nach 20 Minuten erneut und nahm beim Stand von 4:9 aus HBW-Sicht die erste Auszeit des Spiels.
Doch die Offensive des HBW kam auch weiterhin nicht ins Rollen. Meist schlossen die Gallier viel zu überhastet ab, und wenn ein Angriff mal sauber zu Ende gespielt wurde, scheiterten die Schützen der Bürkle-Sieben reihenweise am inzwischen überragenden Ex-Gallier Johannesson, der bis zum Pausenpfiff mit einer Fangquote von über 50% glänzen konnte. „Die erste Halbzeit war einfach nicht gut, wir hatten 14 Fehlwürfe aus teilweise besten Situationen“, machte Bürkle nach der Partie bei SKY den entscheidenden Faktor für den Pausenrückstand aus. Denn Lemgo ging mit einem beruhigenden 14:9-Polster in die Kabine und hätte sogar noch höher führen können, scheiterte allerdings auch dreimal am Aluminium und stand sich durch technische Fehler zum Teil selbst im Weg.
Dass es im zweiten Durchgang dann gegen Ende noch einmal spannend werden würde, lag auch an der ungebrochenen Moral der Gallier, die sich zu keinem Zeitpunkt des Spiels aufgaben. Doch zunächst sah es auch im zweiten Abschnitt nicht danach aus, als könnten die Gäste noch etwas Zählbares aus Lemgo mitnehmen. Dem TBV tat die Pausenführung sichtlich gut und die Hausherren agierten von Wiederanpfiff an mit mehr Überzeugung und Entschlossenheit in Angriff und Abwehr als noch zu Beginn des Spiels.
Der HBW versuchte dagegen zu halten, probierte es immer wieder mit frischem Personal und stellte die Abwehr zwischenzeitlich auf eine offensivere 5-1-Deckung um. Der Rückstand auf den TBV blieb aber weiterhin konstant, sodass es nach 40 Minuten 21:16 für die Mannschaft von Trainer Florian Kehrmann stand.
Mitte der zweiten Halbzeit musste der HBW dann doch etwas abreißen lassen, lag beim 16:23 zwischenzeitlich mit sieben Toren hinten. Lemgo kontrollierte zu diesem Zeitpunkt Spiel und Zeit, agierte nun vorne wie hinten weitestgehend ruhig und souverän und hatte auch weiterhin einen überragenden Johannesson im Kasten.
Womit wohl kaum jemand in der Phoenix Contact Arena mehr gerechnet hätte, war eine Aufholjagd der Gäste aus Schwaben. Mit Torhüter Mike Jensen, der in dieser Phase plötzlich mit einigen Paraden zum Faktor wurde, und mit Zobel und Tim Nothdurft zwei jungen Akteuren, die vor dem gegnerischen Kasten eiskalt agierten, holten die Gallier Tor für Tor auf. Fast wie aus dem Nichts legte die Bürkle-Sieben, teils in Unterzahl, bis zur 55. Minute einen 8:1-Lauf, teils hin und schlich sich langsam, aber sicher in die Köpfe der Lemgoer Akteure, die ihr im ersten Durchgang erlangtes Selbstvertrauen plötzlich wieder einzubüßen schienen.
Zum Happy End reichte es für den HBW letzten Endes aber nicht mehr. Rückraumspieler Jonathan Carlsbogard beruhigte die Nerven der Teamkollegen zwei Minuten vor dem Ende der Partie mit einem Doppelpack gerade noch rechtzeitig. Für den HBW war es aufgrund des Spielverlaufs eine ärgerliche, aber nicht unverdiente Niederlage. Auch Top-Torschütze René Zobel, nach dem Spiel bei SKY am Mikrofon, sah wie sein Trainer den Grundstein für die verlorenen Punkte im ersten Spielabschnitt: „Wir haben nie aufgegeben, dafür sind wir bekannt. Am Ende kommen wir noch einmal heran und machen es spannend. Zu mehr hat es dann heute nicht gereicht, weil wir in der ersten Halbzeit den Rückstand haben zu groß werden lassen.“
Für den HBW geht es in einer Woche weiter, dann erwarten die Gallier vor heimischem Publikum den Bergischen HC. Für den TBV Lemgo gehen die richtungsweisenden Wochen bereits am nächsten Spieltag weiter, wenn die Ostwestfalen beim Tabellen-Schlusslicht in Nordhorn zu Gast sind.
Die Mannschaften
TBV Lemgo: Peter Johannesson, Finn Zecher (TW); Bobby Schagen 7/2, Andreas Cederholm 6, Jonathan Carlsbogard 5, Christian Klimek 4, Christoph Theuerkauf 2, Bjarki Mar Elisson 2, Andrej Kogut 1, Isaias Guardiola Villaplana, Lukas Zerbe, Donat Bartok, Dani Baijens, Fabian van Olphen, Fynn Hangstein, Alexander Reimann
HBW Balingen-Weilstetten: Mike Jensen, Vladimir Božić (TW); René Zobel 9, Marcel Niemeyer 2, Romas Kirveliavičius, Filip Taleski 1, Jannik Hausmann, Gregor Thomann, Tim Nothdurft 4, Benjamin Meschke, Oddur Grétarsson 3/3, Martin Strobel 2, Juan de la Peña, Jona Schoch 2, Lukas Saueressig, Moritz Strosack 1
Strafwürfe
TBV 2/4, HBW 3/3
Zeitstrafen
TBV 1, HBW 4
Nächstes Spiel
HBW Balingen-Weilstetten – Bergischer HC, Donnerstag, 05. Dezember, 19 Uhr, SparkassenArena in Balingen