Spielbericht des HBW-Pressedienstes

Gallier stürmen die Rothenbach Halle in Kassel

Mit einer ganz starken Leistung hat der HBW Balingen-Weilstetten in der Rothenbach Halle in Kassel einen Vier-Tore-Pausen-Rückstand innerhalb von zehn Minuten in eine eigene Führung umgewandelt und konnte am Ende den fünften Auswärtssieg der Saison feiern. Mit dem 24:25(16:12)-Erfolg sorgten die Gallier für den Überraschungserfolg des bisherigen Spieltages und beendeten eindrucksvoll ihre kleine Niederlagenserie.

„In den letzten Spielen hat uns im Team die Emotionalität gefehlt und das versuchen wir heute wieder besser zu machen“, beantwortete Mannschaftskapitän Jona Schoch im Sky-Interview vor dem Spiel die Frage nach der Aufarbeitung der letzten Niederlagen. Es war auch vom Anpfiff weg zu sehen, was Schoch damit meinte, aber Fortuna stand zunächst nicht auf Seiten der Gallier. Beim Treffer zum 2:1 der Melsunger kassierte Abwehrchef Romas Kirveliavičius sehr früh eine Zwei-Minuten-Strafe, die durchaus diskussionswürdig erschien. Die Schwaben ließen den Favoriten aber nicht wegziehen und trotz der paar kleinen Unsauberkeiten, die immer wieder zu Ballverlusten führten, stand es nach zwölf Minuten 7:7. Es war vor allem der Balinger Kapitän, der bis dahin im Angriff die Akzente setzte und die Balinger Abwehr war sehr gut auf den Melsunger Angriff eingestellt.

Die Nordhessen zeigten trotzdem immer wieder ihr Können. Mit ihrer offensiven 6/0-Abwehr drängten sie den Balinger Angriff immer wieder in Fehler und provozierten Ballverluste der Schwaben. Nach dem erneuten 11:10-Anschlusstreffer durch Gregor Thomann bekam Tim Nothdurft den Ball bei einer Abwehrbewegung an den Fuß und in doppelter Überzahl gingen die Hausherren erstmals mit drei Treffern in Führung. Diese bauten sie bis zum Pausenpfiff auf 16:12 aus.

Der Beginn der zweiten dreißig Minuten lief dann so, wie man es sich aus Sicht der Balinger nicht besser hätte vorstellen können. Mit einem lupenreinen Hattrick verkürzte Oddur Grétarsson auf 16:15 und hatte sogar die Chance per Strafwurf auch noch den Ausgleich zu erzielen. Er zimmerte das Spielgerät allerdings gegen den Pfosten. Wenig später war es dann aber doch so weit. Vladan Lipovina nutzte die Lücke in der Melsunger Abwehr, die sich auf Grund einer doppelten Unterzahl ergeben hatte und schweißte den Ball zum 16:16-Ausgleich in die Maschen. Mit einem etwas glücklichen, weil abgefälschten Ball besorgte Jona Schoch nur einen Angriff später die erste Balinger Führung.

Spätestens jetzt war es ein Spiel auf Augenhöhe. Die Gallier hatten sich fest vorgenommen, die Chancen zu nutzen, wenn ihnen Melsungen etwas bietet und sie spürten, dass der Favorit wackelt. Im Tor wurde Mario Ruminsky immer stärker. Mit einer Glanzparade verhinderte er den zwanzigsten Melsunger Treffer und im Gegenzug besorgte Oddur Grétarsson, der an den Kreis eingelaufen war, das 19:19. Trotzdem ging es mit einer 22:20-Führung für Melsungen in die letzten zehn Minuten – in die sogenannte Crunch-Time. Wieder war es Grétarsson, der den 23:23-Ausgleich besorgte. Die Melsunger Abwehr blockte erst eine Lipovina-Fackel, aber der Balinger Linksaußen stand goldrichtig am Kreis. Der Ball fiel im quasi in die Hände und er ließ dem Melsunger Torhüter keine Chance.

Die letzten drei Minuten hatten es dann noch in sich. Nach dem Ausgleich kassierte der Balinger Abwehrchef Kirveliavičius nach einer unglücklichen Aktion eine direkte Rote Karte. In Unterzahl sah es so aus, als ob sich Fortuna, wie schon im Hinspiel in den letzten Minuten den Nordhessen zuwendet. Es schien aber nur so. Teufelskerl Mario Ruminsky parierte eine Fackel des Melsunger Spielmachers Domagoj Pavlovic. Im Gegenzug machtes es der Balinger Spielmacher Lukas Saueressig besser. Mit einem Durchbruch durch die Melsunger Abwehr erzielte er trotz Unterzahl die erneute Balinger Führung. Per Strafwurf glichen die Hausherren zum 24:24 aus und HBW-Trainer Jens Bürkle nahm sofort seine letzte Auszeit. Die hatte nur ein Ziel: Seiner Mannschaft den Stress zu nehmen, die Spieler zu beruhigen, dass ja keiner mehr eine überhastete Aktion macht und Melsungen womöglich nochmals in Ballbesitz kommt. 26 Sekunden waren noch zu spielen. Elf Sekunden vor dem Schlusspfiff war es Linkshänder Lipovina, der sich mit einer geschickten Körpertäuschung den notwendigen Platz verschaffte. Er ließ seinem Landsmann Nebojsa Simic im Melsunger Kasten keine Chance. Die MT hatte zwar noch ein paar Sekunden, um den Ausgleich vielleicht doch noch zu erzielen, aber mit der Leidenschaft, die die Gallier die gesamte Spielzeit ausgezeichnet hat, verteidigten sie den letzten Angriff und als mit dem Schlusspfiff ein direkter Freiwurf von Nationalspieler Julius Kühn weit über das Balinger Gehäuse segelte, kannte der Balinger Jubel keine Grenzen.

Die Mannschaften

MT Melsungen: Silvio Heinevetter, Nebojsa Simic (TW); Marino Maric 2, Julius Kühn 5, Finn Lemke, Tobias Reichmann 3/3, Yves Kunkel 1, Lasse Mikkelsen, Felix Danner 1, Michael Allendorf, Ole Pregler, Stefan Salger 6, Timo Kastening 2, David Kuntscher, Domagoj Pavlovic 4, Paul Kompenhans;

HBW Balingen-Weilstetten: Mario Ruminsky, Mike Jensen, Vladimir Božić (TW); Vladan Lipovina 4, Romas Kirveliavičius, Gregor Thomann 1, Tim Nothdurft 1, Fabian Wiederstein, Oddur Grétarsson 9/1, Kristian Bećiri, Jona Schoch 6, Björn Zintel, James Scott 2, Lukas Saueressig 2, Moritz Strosack, Elias Huber;

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