Spielbericht des HBW-Pressedienstes
Vorweihnachtliche Bescherung der Gallier
Unglaublich! Die Gallier trotzen erneut einem Top-Team der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga einen Zähler ab und beschenken sich selbst zum Weihnachtsfest. Mit einer bärenstarken, höchst disziplinierten Abwehr, einem unglaublich nervenstarken und abschlusssicheren Vladan Lipovina und einem Spielmacher Björn Zintel, der der Berliner Abwehr zeitweise Knoten in die Beine spielte und sechzig Minuten alles im Griff hatte, hat die Mannschaft von Jens Bürkle immer wieder einen Rückstand aufgeholt und sich am Ende mit einem 26:26 (15:13)-Unentschieden für ihre aufopferungsvolle Arbeit belohnt. Zum zweiten Mal in Folge konnten Jona Schoch und Co ein Remis wie einen gefühlten Sieg bejubeln.
Mit buchstäblich dem letzten Aufgebot haben sich die Gallier auf die Reise nach Berlin gemacht. Der Abnutzungskampf im Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt hatte ihren Tribut gefordert. Neben den Langzeitverletzten Oddur Grétarsson, Marcel Niemeyer und Lukas Saueressig musste HBW-Coach wie schon im Heimspiel weiterhin auf James Scott verzichten und auch Kreisläufer Kristian Beciri und Rechtsaußen Gregor Thomann konnten die Reise nicht mitmachen. Insofern war das Vorhaben, die Füchse Berlin zu ärgern, ziemlich ambitioniert. Dennoch haben sich die Gallier am Mittwoch mit viel Zuversicht auf die lange Busfahrt nach Berlin gemacht und wie die Füchse ziemlich schnell merken sollten, hat den Galliern die lange Fahrt nicht geschadet.
Die Zuschauer im Fuchsbau haben sich nach den ersten zehn Minuten zum ersten Mal die Augen gerieben. Ihre Füchse, als haushoher Favorit gestartet, hatten mit dem Underdog sichtlich Probleme. Zu Treffern kam sie oft nur dann, wenn bei den Galliern die Rückzugsphase nicht richtig funktioniert. Gegen das stehende HBW-Bollwerk, einmal mehr überragend von Daniel Ingason organisiert, taten sich die Berliner schwer. Trotzdem schafften es die Hausherren, sich in der 18. Minute einen Zwei-Tore-Vorsprung zu erarbeiten und HBW-Coach Jens Bürkle reagierte mit einer Auszeit. Seine Gallier konnten zwar den Vorsprung der Füchse bis zum Pausenpfiff nicht mehr verkürzen, aber es gelang ihnen immer wieder kleine Nadelstiche zu setzen und den Favoriten zu ärgern.
In der zweiten Hälfte hatte man so ein bisschen die Angst, die Kräfte der Gallier könnten schwinden. Während der Favorit immer wieder neues bzw. ausgeruhtes Personal von der Bank bringen konnte, waren die Wechselmöglichkeiten von Bürkle beschränkt. Er hatte zwar mit Elias Huber, Elias Fügel und Till Wente drei Spieler aus dem Nachwuchskader mit dabei, aber solange seine Stammbesatzung noch funktionierte, wollte er die auch auf der Platte lassen. Die strafte jeden Skeptiker Lügen und vor allem Vladan Lipovina war einmal mehr „on fire“. Mit 12(!) Treffern steuerte der Montenegriner fast die Hälfte aller HBW-Tore zum Punktgewinn bei. Dass er immer wieder erfolgreich war, daran hatte Spielmacher Björn Zintel großen Anteil. Mit viel Übersicht lenkte er das Spiel, hatte immer wieder die richtigen Ideen und scheute auch das kalkulierte Risiko nicht.
Tatsächlich schafften es die Gallier bis zum Endstand nicht ein einziges Mal, die Führung der Berliner zu egalisieren, sie ließen sich aber auch nie abschütteln. Sie hielten den Stresspegel bei den Füchsen hoch und provozierten immer wieder Fehler. Auch von einem zeitweiligen Drei-Tore-Vorsprung, Mitte der zweiten Hälfte ließen sich die Gallier nicht aus der Ruhe bringen. Chef-Coach Bürkle nahm eine Auszeit, gab seinen Jungs die entsprechenden Spielzüge mit auf den Weg und lobte sie vor allem für ihre Abwehrarbeit.
Mit Beginn der sogenannten „Crunch-Time“ ging Bürkle dann „all in“. Er brachte im Angriff einen siebten Feldspieler. Das Risiko hat sich gelohnt, wobei auch so ein klein wenig das Glück des Tüchtigen hinzukam. Beim Stande von 26:25 verloren die Gallier im Angriff den Ball, aber Vladan Lipovina blockte den Wurf aufs leere Tor. Der Linkshänder war es dann auch, der sich neun Sekunden vor dem Schlusspfiff ein Herz fasste und den Ball zum Ausgleich unter die Latte zimmerte. Den letzten Berliner Angriff wehrten die Gallier genau so souverän ab, wie zuvor viele andere. Mit dem Schlusspfiff kannte der Jubel über den sensationellen Punktgewinn, dem ersten, den die Gallier auswärts in dieser Saison geholt haben, keine Grenzen.
Die Mannschaften
Füchse Berlin: Fredrik Genz, Dejan Milosavljev(TW); Jacob Holm 2, Lasse Bredekjaer Andersson 6, Hans Lindberg 4/4, Viran Morros de Argila, Matthes Langhoff, Valter Chrintz 2, Max Christoph Beneke 1, Tim Matthes, Moritz Sauter 1, Marko Kopljar 1, Milos Vujovic 6, Johan Koch 2, Mijajlo Marsenic, Paul Drux 1;
HBW Balingen-Weilstetten: Simon Sejr, Mario Ruminsky (TW); Vladan Lipovina 12/6, Elias Huber, Daniel Ingason 2, Tim Nothdurft 4, Fabian Wiederstein 2, Jona Schoch, Björn Zintel 2, Nikola Stevanović, Tobias Heinzelmann 1, Moritz Strosack 3, Till Wente, Elias Fügel;