Spielbericht des HBW-Pressedienstes
Jetzt hat es auch die Gallier erwischt
Jetzt hat es auch den HBW Balingen-Weilstetten erwischt. Ausgerechnet im letzten Heimspiel des Jahres unterlagen die Gallier dem VfL Potsdam mit 26:27(9:11). Über die gesamte Spielzeit hinweggesehen geht der knappe Erfolg des Aufsteigers durchaus in Ordnung, wobei der letzte Treffer der Partie noch lange nach dem Schlusspfiff für viel Diskussionsstoff sorgte. Trotz der Niederlage bleiben die Schwaben weiterhin an der Tabellenspitze. Der Rückstand auf die Verfolger hat sich verringert.
In der abschließenden Pressekonferenz gratulierte HBW-Trainer Jens Bürkle seinem Gegenüber Bob Hanning zu dem verdienten Sieg in Balingen, weil der VfL einfach weniger Fehler gemacht habe als seine Mannschaft. Es hätte einige Momente gegeben in dem der HBW am Drücker gewesen sei, aber das Momentum nicht genutzt habe. Was vom HBW-Coach nach dem Schlusspfiff ganz selten gehört wird, war Kritik an der ein oder andern Entscheidung der beiden Unparteiischen. Er verpackte diese zwar charmant, aber jeder wusste, was er damit sagen wollte. „Dann haben wir das 26:26 und wenn man ehrlich ist, da entscheiden weder Potsdam noch wir das Spiel, sondern leider die gut leitenden Schiedsrichterinnen mit einer Regelunkenntnis. So ehrlich muss man leider sein.“
Was war passiert? Auf der Uhr waren noch rund 80 Sekunden zu spielen und Potsdam war beim Stande von 26:26 in Ballbesitz. Die beiden Unparteiischen hoben die Hand zum Zeitspiel. Ein Potsdamer Wurf blieb im Balinger Block hängen. Jona Schoch und Emil Hansson vom VfL Potsdam hechten nach dem Ball, aber keiner bekommt ihn. Der lachende Dritte war der Potsdamer Moritz Sauter. Der spielte weiter und Tanja Kuttler und Maike Merz hoben das Zeitspiel auf. Das wäre aber nach Erklärung von Bürkle regeltechnisch nur dann richtig gewesen, wenn der HBW im sicheren Ballbesitz gewesen wäre. Er haderte auch mit der Zwei-Minuten-Strafe, die Daniel Ingason in der 56. Spielminute kassierte, weil ähnliche Situationen in den 55 Minuten davor eben nicht mit einer Zeitstrafe geahndet wurden: „Die Unterzahl haben wir mit 2:0 verloren und dann hecheln wir halt hinterher.“
Die erste Saisonniederlage der Gallier allerdings nur an den unglücklichen Entscheidungen von Kuttler / Merz festzumachen, würde den Spielverlauf nur unvollständig wiedergeben. Tatsächlich müssen sich die Schwaben die Niederlage selber ankreiden. Von Anfang an fehlte der Zugriff in der Abwehr und man hat gesehen, wie wichtig Kapitän Felix Danner für die Gallier ist. Der Abwehrchef und Kreisläufer konnte auf Grund einer Verletzung, die er sich am vergangenen Mittwoch im Spiel gegen Bietigheim zugezogen hatte, nicht mitspielen und fehlte an allen Ecken und Enden. Die Potsdamer fanden immer wieder Löcher, in der Balinger Abwehrmitte, die von den Kreisläufern ziemlich erfolgreich genutzt wurden.
Nach dem 6:6-Ausgleich der Gäste in der 21. Spielminute versuchte der Balinger Coach seine Jungs aus ihrer Abwehrlethargie herauszuholen. Energisch wie selten zuvor in anderen Begegnungen forderte er sie auf endlich aufzuwachen und gab ihnen ein neues taktisches Konzept an die Hand. Das fruchtete allerdings wenig, denn Potsdam zog anschließend bis auf 10:7 davon. Nach dem 8:11 in der 27. Spielminute drohte gar ein Vier-Tore-Rückstand, aber ein vergebener Strafwurf und ein glücklicher Treffer von Jona Schoch sorgten für den 9:11-Halbzeitstand.
Die Halbzeitshow der jungen Turnerinnen von der TSG Balingen sorgten für die ersten Jubelstürme auf den Zuschauerrängen und von denen ließen sich die Gallier offensichtlich inspirieren. Alles das, was man in Durchgang eins vermisste, bekam man jetzt von der Bürkle-Sieben zu sehen. Die Abwehr hatte Potsdam im Griff und im Angriff ging es Schlag auf Schlag. Nach nur fünf Minuten war die Partie gedreht. Die Gallier lagen mit 16:14 in Führung, die „Hölle Süd“ kam langsam auf Betriebstemperatur und Gäste-Trainer Hanning sah sich zu einer Auszeit genötigt. Nach der Auszeit war das Feuerwerk der Gallier dann auch schon wieder vorbei.
Der Zwei-Tore-Vorsprung der Hausherren hielt zwar noch bis zum 17:15 durch Tobias Heinzelmann, aber in der Folge verfielen die Jungs von Chef-Coach Jens Bürkle wieder in die gleichen Fehler wie in Halbzeit eins. Potsdam nahm die Zügel wieder in die Hand und beim 18:20 in der 42. Minute versuchte der HBW-Coach den Lauf der Gäste erneut zu bremsen. Mit dem taktischen Mittel des 7. Feldspielers ging das Konzept von Bürkle auf. Seine Jungs konnten den Potsdamer Vorsprung wieder ausgleichen und in der 50. Minute brachte Moritz Strosack die Gallier wieder mit 21:20 in Front. Dieser Ein-Tore-Vorsprung hielt bis zu der eingangs erwähnten Zeitstrafe gegen Daniel Ingason und der von HBW-Coach Jens Bürkle in der Pressekonferenz erwähnten Fehlentscheidung.
Die Mannschaften
HBW Balingen-Weilstetten: Simon Sejr Jensen, Mario Ruminsky (TW); Filip Vistorop 2, Elias Huber, Daniel Ingason 3, Guilherme Linhares de Souza, Oddur Gretarsson 5/3, Kristian Beciri 1, Tim Hildenbrand, Jona Schoch 8, Till Wente, Lukas Saueressig 1, Patrick Volz 1, Tobias Heinzelmann 2, Moritz Strosack 3;
VfL Potsdam: Blaz Voncina, Mark Ferjan (TW); Emil Hansson 3, Luca Leon Flathe, Josip Simic 4, Max Christoph Beneke 4, Vasilje Kaludjerovic, Joshua Thiele 3, Tim Grüner 2, David Cyrill Akakpo 2, Nils Fuhrmann 1, Max Günther, Moritz Sauter 5/1, Benedikt Kühn, Dustin Kraus 3;