Süd-Gipfel gegen die HSG Konstanz
Alles andere als nur eine Pflichtaufgabe für den HBW
Nach einer kurzen Länderspielpause biegt die aktuelle Saison in der 2. Handball-Bundesliga mit dem 32. Spieltag mit Vollgas auf die Zielgerade ein. Sieben von 38 Spieltagen haben die Gallier noch vor der Brust und schaut man sich den Spielplan genauer an, ist keines dabei, von dem man sagen könnte, es ist eine reine Pflichtaufgabe – auch nicht das Süd-Derby am Freitagabend gegen die HSG Konstanz. Spielbeginn in der Schänzle-Sporthalle ist um 20 Uhr. Das Spiel steht unter der Leitung der beiden Unparteiischen Philipp Dinges und Tobias Schmack (Stutensee / Stuttgart).
Wer nur oberflächlich auf den Spieltag und die Tabelle schaut und die Ausgeglichenheit der Liga außer Acht lässt, für den ist das Spiel der Gallier am Freitagabend nichts anderes als eine Pflichtaufgabe. Dem ist aber aus verschiedenen Gründen einfach nicht so. Dabei muss man gar nicht nur die alte Binsenweisheit bemühen, dass Derbys immer einen besonderen Charakter haben und mit anderen Spielen nicht vergleichbar sind. Da gibt es nämlich auch noch eine lange Tradition zwischen den beiden südlichsten Bundesligaclubs mit zahlreichen heißen und spannenden Begegnungen bis zurück in frühere, gemeinsame Regionalligazeiten. Auf Grund von zahlreichen Spielerwechseln zwischen den beiden Clubs liegt auch immer eine gewisse Brisanz über den Derbys und die zwei Fanlager versuchen sich bei jedem Spiel zu überbieten. Das wird am Freitagabend nicht anders sein und schon deshalb wird es kein Spiel zwischen einem Favoriten und einem Außenseiter, der seine Chance sucht, sondern eher ein Spiel, in dem sich die zwei Lokalrivalen auf Augenhöhe begegnen. Das konnte man auch im Hinspiel beobachten, das die Gallier erst in der Schlussphase für sich entscheiden konnten. Über weite Strecken war es ein ausgeglichenes Spiel, in dem die HSG Konstanz sogar einige Zeit in Führung lag.
Neben der lokalen und vereinsinternen Rivalität geht es im beginnenden Saisonendspurt für beide Mannschaften auch um ganz, ganz wichtige Punkte. Die Gallier möchten ihren Vorsprung von fünf Punkten auf den Tabellenzweiten nicht einbüßen und die Konstanzer müssen unbedingt punkten, um das Ziel Klassenerhalt nicht vorzeitig aus den Augen zu verlieren. Nach ihrem Auswärtssieg beim direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, den Wölfen Würzburg, fehlen der HSG noch vier Zähler auf den HC Elbflorenz, wobei die HSG auch noch das deutlich schlechtere Torverhältnis hat. Vier Punkte Rückstand auf das rettende Ufer sind zwar alles andere als ein Grund für Panikstimmung, aber mit jedem Spieltag, an dem die HSG nicht punktet, werden die Gelegenheiten weniger. Die Zeit, in der man am Bodensee einem Spiel gegen eine Top-Mannschaft gelassen entgegenblicken kann, weil man nichts zu verlieren hat, die sind für den 17. der Tabelle allerdings vorbei. Die HSG Konstanz auf dem ersten Absteigerplatz steht an jedem Spieltag unter Druck – egal wie der Gegner heißt und auf welchem Tabellenplatz er steht.
Für die Gallier ist der Druck nach dem Heimerfolg gegen den Verfolger TuS N-Lübbecke nicht ganz so groß. Ein Grund dafür, das Spiel deshalb auf die leichte Schulter zu nehmen ist das allerdings nicht. Noch sind 14 Punkte zu vergeben und die fünf Punkte Vorsprung auf den Dessau-Roßlauer HV können ganz schnell weg sein. Dafür genügt ein Blick auf die im Mai noch anstehenden Spiele für den Tabellenführer, denn die haben es in sich. Eine Woche nach dem Süd-Gipfel gegen die HSG Konstanz kommt mit dem ThSV Eisenach das nächste Schwergewicht in die Balinger SparkassenArena. Danach folgen die Spiele beim HSC Coburg, zu Hause gegen die SG BBM Bietigheim und beim VfL Potsdam. Da ist kein einziger Gegner dabei, von dem man sagen könnte, dass ein Sieg der Gallier sehr wahrscheinlich ist. Von daher kann man HBW-Trainer Jens Bürkle durchaus verstehen, wenn er von vorzeitigen Glückwünschen, wie zuletzt von Lübbeckes Trainer Michael Haaß, überhaupt nichts wissen will: „Wir werden uns jetzt erst einmal auf das Derby gegen Konstanz konzentrieren und danach Woche für Woche unsere Aufgaben abarbeiten. Die anderen können gerne rechnen. Wir werden das mit Sicherheit nicht tun. Dafür ist es viel zu früh und die Liga viel zu stark.“