Spielbericht aus dem Zollernalbkurier
Der HSV Hamburg ließ dem HBW nicht den Hauch einer Chance
Bericht von Markus Arndt
Abrupt war der Traum des Balinger Handball-Bundesligisten vom Final Four vorbei: Mit 32:20 (16:8) fegte der HSV Hamburg die Schwaben von der Platte, die am Samstag erneut auf die Hanseaten treffen.
Die Rollen vor dem Drittrundenspiel im DHB-Pokal waren klar verteilt: Der HSV Hamburg musste gewinnen – der schwäbische Außenseiter nur gewinnen. „Nur, wer sich hohe Ziele setzt, kann diese auch erreichen“, hatte HBW-Coach Dr. Rolf Brack vor dem ungleichen Duell mit dem Deutschen Meister erklärt – und sich für die Risikovariante mit dem angeschlagenen Routinier Frank Ettwein entschieden. Allerdings beorderte der Sportwissenschaftler in den Anfangsminuten die 5:1-Abwehrformation auf die Platte, welche auch ordentlich arbeitete. Allein der Offensivabteilung fehlten die kreativen Momente – und so lag der HBW nach acht Minuten mit 0:4 im Hintertreffen. Brack stoppte den Balinger Blindflug mit der Grünen Karte. Die einminütige Extraansprache des Sportwissenschaftlers zeigte keine Wirkung: In Überzahl gelang Roland Schlinger zwar der erste Balinger Treffer (1:5/ 10.), doch die Alster-Auswahl zog unaufhaltsam weiter davon: auf 8:1 (15.).
Der Balinger Kommandogeber reagierte, stellte die Abwehr um und wechselte die Torhüter (Ziemer für Puhle in der 17. Minute). Mit überschaubarem Erfolg. Benjamin Herth (2 Tore), Roland Schlinger und Daniel Sauer gestalteten das Ergebnis zwar etwas freundlicher, entscheidend kam der HBW aber nicht heran (6:12/ 24.). Im Gegenteil. Hamburg hebelte die HBW-Abwehr gnadenlos über die Außen und den Kreis aus. Nach 30 Minuten war die Partie dann bereits entschieden: Die Hanseaten führten mit komfortablen acht Treffern Vorsprung (16:8). „Das war eine Mannschaft von einem anderen Stern“, räumte Brack unumwunden ein, der bei seiner Mannschaft wenig Positives sah: „Wir haben 17 technische Fehler gemacht, unvorbereitet und schlecht geworfen. Da hat man außerdem deutlich gemerkt, dass uns nach dem Sonntagsspiel gegen Lemgo zudem die physische Kraft gefehlt hat.“
So blieb den Schwaben vor 1750 Zuschauern auch nach dem Seitenwechsel nur die Statistenrolle. Mit einem lupenreinen Hattrick baute Hans Lindberg auf 19:8 aus (33.). Auf der Gegenseite wurden die schlimmsten Befürchtungen von Brack war: Gegen das HSV-Abwehrbollwerk fehlten den Balingern nicht nur die Ideen, sondern auch die individuelle Klasse. Erneut dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, ehe Felix König der erste HBW-Treffer nach der Pause gelang: zum 9:20 (37.). Doch auch der Junioren-Weltmeister setzte nur wenige Akzente – und so fielen die Schwaben noch weiter zurück: auf 12:27 (45.).
In der Schlussviertelstunde schaltete Hamburg einen Gang zurück, konservierte aber dennoch mühelos die klare Führung. Erst in den letzten Minuten gestaltete Balingen-Weilstetten das Resultat nochmals freundlicher: zum 20:32-Endstand. „Wir haben zunächst sehr gut gespielt“, lobte Per Carlén den konzentrierten und disziplinierten Auftritt der Norddeutschen. Dennoch war der Kommandogeber der Hanseaten nicht ganz zufrieden: „Wir haben nach der Pause nachgelassen.“
Allerdings machte der HSV-Coach auch eine Steigerung beim schwäbischen Kontrahenten aus, welcher am Samstagabend in der Liga auf den HSV trifft (20.15 Uhr, O2 World). „Das sind viele junge Spieler mit Potenzial“, lobte der Schwede und ergänzte: „Die haben eine interessante Zukunft vor sich.“ Dem mochte sich sein Gegenüber nicht anschließen. „Hamburg hat uns ganz klar unsere Grenzen aufgezeigt“, bilanzierte der Sportwissenschaftler, „der HSV hat in Balingen noch nie so gut gespielt.“ Auch Bernd Karrer war alles andere als angetan von der klaren Niederlage. Einzig Torhüter Martin Ziemer nahm der HBW-Geschäftsführer aus seiner Kritik aus: „Ohne ihn hätten wir heute wohl mit 40 oder mehr Gegentoren verloren.“
Die 20:32-Klatsche will Dr. Rolf Brack genau analysieren, „um den Knackpunkt zu finden, damit sich dieser Spielverlauf nicht wiederholt.“ Allerdings dämpft der 57-Jährige die Erwartungen vor dem Liga-Auftritt in der Hansestadt: „Uns fehlt einfach die Zeit.“
HBW Balingen-Weilstetten – HSV Hamburg: Teams & Tore
HBW Balingen-Weilstetten: Ziemer (ab 17., 22 Gegentore/ 12 Paraden), Puhle (1. – 17. und bei einem Siebenmeter, 10/ 2); Schlinger (4), König (3), Wessig (3), Herth (3/2), Alvanos (2), Gutbrod (2), Sauer (1), W. Strobel (1), Bürkle (1), Keinath, Ettwein, Häfner.
HSV Hamburg: Bitter (1. – 60., 19 Gegentore/ 13 Paraden), Beutler (bei einem Siebenmeter, 1/0); Lindberg (9/2), Vugrinec (4), Jansen (4), Duvnjak (4), Vori (3), Lackovic (3), Schröder (2), Hens (1), B. Gille (1), G. Gille (1), Flohr, Kraus (n. e.).
Schiedsrichter: Geipel/ Helbig (Steuden/Landsberg)
Zuschauer: 1750.
Spielfilm: 0:5 (8.), 1:5, 2:8, 3:10 (17.), 5:11, 6:13, 7:15 (28.), 8:16 – 8:19 (33.), 9:20, 11:24, 12:27 (45.), 14:29, 16:29, 18:31 (56.), 20:32.
Zeitstrafen: 6:4 Minuten (Häfner/2, Sauer – Vori/2).
Siebenmeter: 3/2:3/2 (Keinath scheitert an Beutler/47. – Lindberg scheitert an Puhle/5.).
Nächstes Spiel: HSV Hamburg – HBW Balingen-Weilstetten (29. Oktober, 20.15 Uhr, O 2-World)