Interview Bernd Karrer
HBW-Geschäftsführer Bernd Karrer wünscht sich mehr Live-Übertragungen
Herr Karrer, am Ende der letzten Saison, war die Vorgabe für die aktuelle Spielzeit Kontinuität. Die Mannschaft sollte lediglich punktuell verstärkt werden. Nun gab es verletzungsbedingt doch einen größeren Umbruch. Wo sehen Sie die Mannschaft nach der Vorbereitung und nach dem vierten Spieltag in der DKB Handball-Bundesliga?
Die Schwierigkeit lag sicherlich darin, dass die Vorbereitung mit einigen angeschlagen Spielern nicht optimal verlief. Mit Krsto Milosevic und Manuel Liniger kamen zwei Spieler sehr spät. Von den Einzelspielern sind wir diese Saison stärker, aber die Mannschaft muss sich erst finden. Das Team präsentiert sich sicherlich noch nicht so geschlossen wie in den vergangenen Jahren. Dennoch hat man bereits gegen Lemgo erkannt, dass die Mannschaft dabei ist sich zu finden, jeder für den anderen kämpft und das Zusammenspiel zwischen Trainer und Mannschaft immer besser funktioniert.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Neuzugänge Liniger, Theuerkauf und Billek? Sie sind Topspieler, müssen sich aber auch erst in dem Spielsystem von Dr. Rolf Brack zurechtfinden.
Ja, das ist natürlich schwierig. Billek ist noch kein gestandener Bundesligaspieler. Er hat vor dieser Saison in Hüttenberg erst ein Jahr in der ersten Liga gespielt. Anders ist es bei den Nationalspielern Theuerkauf und Liniger. Bei den beiden ist es richtig, sie müssen sich erst mal reinfinden und erkennen, dass dieser Trainer vielleicht manche Dinge anders macht als andere. Aber ich denke die Neuzugänge wussten durchaus was auf sie zukommt und man merkt deutlich, dass die Zusammenarbeit mit Rolf Brack von Tag zu Tag besser funktioniert.
Die Vorgabe des Trainers lautete aus den ersten vier Spielen vier Punkte zu holen. Nun sind es nur zwei geworden. Gegen Wetzlar zu Hause verloren, dafür aber überraschend gegen Lemgo gewonnen. Ist der HBW, was den jetzigen Zeitpunkt angeht im Soll?
Meiner Meinung nach sind wir das. Wir haben zwar zu Hause gegen Wetzlar in einem Spiel in dem wir auf Augenhöhe waren, verloren. Jedoch muss man beachten, dass die HSG in dieser Saison sehr stark ist und ein Sieg somit zwei Extrapunkte gewesen wären. Gegen Lemgo haben wir zwar letzte Saison auch gewonnen, trotzdem waren diese Punkte nicht eingeplant. Aber sie sorgen für ein wenig Ruhe. Ich denke alles in allem sind wir, gerade im Hinblick auf die Tabelle, im Soll.
Ihre Einschätzung zum Gesamtpaket HBW Balingen-Weilstetten: Wo besteht zum jetzigen Zeitpunkt noch Handlungsbedarf?
Merchandising, da sind wir deutlich hinten dran. Wir nehmen da sehr gerne Ideen aus dem Umfeld auf, aber ich denke, wir müssen selbst noch kreativer werden, gerade unsere neuen Mitarbeiter. Des Weiteren besteht natürlich noch Handlungsbedarf was unsere finanziellen Möglichkeiten angeht.
Finanzielle Möglichkeiten sind eng mit Sponsoring verbunden. Sie hatten in den letzten Wochen extrem viele Gespräche zu führen und haben bereits die rund 170 Sponsoren erwähnt. Waren dies durchweg positive Gespräche oder gab es auch Nackenschläge?
Dieses Jahr waren es sehr viele positive Gespräche. Ich glaube hilfreich war, dass wir im Frühjahr unseren Sponsoren aufgezeigt haben, dass wir eine Schieflage hatten. Das wurde uns positiv angerechnet. Dass die Lizenz zu dieser Saison erfüllt wurde, hat dann die letzten Zweifler verstummen lassen und deutlich gemacht, dass es uns nicht darum geht mehr Geld für neue Spieler zu erhalten, sondern das Ziel ist es mindestens eine schwarze Null zu schreiben.
Und das wird dieses Jahr gelingen?
Wir haben diese Saison einen Rekordetat und haben die letzte mit einem leichten Plus abgeschlossen. Es wäre schön, wenn uns dies auch in diesem Jahr gelingen würde. Für uns bedeutet das, dass wir vernünftig wirtschaften, ohne riesige Sprünge machen zu können, aber auch ohne Etatlücken entstehen zu lassen.
Der HBW Balingen-Weilstetten würde gerne mehr Karten verkaufen, kann dies aber nicht weil die Halle zu klein ist. Diese Problematik wurde angegangen, es gibt Pläne und Gespräche. Wie ist der aktuelle Stand, was die „Hölle Süd“ angeht?
So etwas braucht natürlich seine Zeit. Arne Stumpp und ich haben erste Gespräche auf politischer Ebene geführt. Es gibt Planungen für eine wunderschön ausgebaute Halle, in der sich jeder Fan wiederfinden würde. Um diese Vision zu realisieren, benötigen wir entsprechende Fördermittel.
Bis wann soll dieses Projekt realisiert werden?
Wir sollten bis Ende des Jahres wissen, ob es für uns die Möglichkeit gibt Fördermittel zu bekommen. Ideal wäre, dass wir nächstes Jahr im Sommer anfangen können zu bauen. Wenn dies eine Saison später geschieht, wäre das auch nicht schlimm. Die Umbauzeit würde etwa ein Jahr betragen, hätte allerdings auch zur Folge, dass wir fast eine Saison nicht in der Balinger SparkassenArena spielen könnten.
Live-Spiele der DKB Handball-Bundesliga werden auf Sport1 übertragen. Viele Fans kritisieren, dass die regionalen Sender nichts über den HBW berichten. Gibt es Gründe warum dies nicht klappt?
Handball spielt leider nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Fußball ist omnipräsent. Die Übertragung geht bei dieser Sportart bis teilweise in die vierte Liga. Ich bezweifle, dass dies interessanter ist als Bundesliga-Handball. Hier im Südwesten wird das zu Recht von einigen bemängelt. Allgemein würde ich mir natürlich wünschen, dass Sport1 mehr Spiele von uns überträgt. Ich denke eine Partie wie die gegen den TBV Lemgo würde so etwas rechtfertigen. Aber ich vermute die Entscheider haben noch nie ein Spiel in Balingen gesehen, sonst würden mit Sicherheit mehr übertragen werden (lacht).
Geben Sie uns zum Abschluss einen Ausblick für die kommenden Wochen. Wo sehen Sie das Bundesligateam des HBW und welchen Weg wird es bestreiten?
Mein Ausblick ist, dass wir bis zur Winterpause auf einem Nicht-Abstiegsplatz stehen. Ich glaube, dass die Mannschaft sich weiter findet und wir ohne Verletzungen gut mitspielen werden. Meine große Hoffnung ist, dass wir die Aufsteiger und Großwallstadt im Zaum halten können. Des Weiteren wünsche ich mir natürlich einen Derbysieg zu Hause gegen Göppingen. Wir waren die letzten Jahre immer recht knapp dran und haben teilweise relativ unglücklich verloren. Deswegen wäre es schön, wenn wir dieses Mal zwei Big Points einfahren könnten.