Interview Dr. Rolf Brack

HBW-Trainer Dr. Rolf Brack: „Kadergrößen hoch und Gehälter runter“

Im HBW-Sportstudio sprach Hallensprecher Mike Händel mit unserem Trainer Dr. Rolf Brack. Neben den „Galliern von der Alb“ ging es auch um die generelle Situation der DKB Handball-Bundesliga und die Idee von Nationaltrainer Martin Heuberger die erste Liga von 18 auf 16 Mannschaften zu reduzieren. Hier erläutert der Handballprofessor seine Meinung und bringt eigene Vorschläge ein.

 

Herr Brack, Mitte November haben die „Gallier von der Alb“ in der laufenden Saison neun Punkte sammeln können. Wie schätzen Sie generell die sportliche Situation bis jetzt ein?

Wir hatten vor der Saison sieben Abgänge und aktuell haben wir sechs verletzte Spieler (Anmerkung:  Sascha Ilitsch, Roland Schlinger, Wolfgang Strobel, Matthias Puhle, Fabian Gutbrod und Mario Vuglac). Das sind 13 personelle Veränderungen innerhalb von sechs Monaten. Dennoch ist es uns gelungen dies durch disziplinierte Arbeit, speziell in der Vorbereitung, wegzustecken. Nichtsdestotrotz haben wir spätestens seit dem Ausfall von Puhle und Gutbrod im Spiel gegen Göppingen und der Verletzung von Schlinger eine richtig schwere Zeit vor uns.

Durch die Verletzung von Puhle, der mit seinem Kreuzbandriss den Rest der Saison ausfallen wird, mussten Sie auf der Torhüterposition reagieren. Mit Nikolas Katsigiannis  haben Sie einen Spieler bis zum Saisonende verpflichtet, der in das Konzept passt und bezahlbar ist. Wie beurteilen Sie ihren neuen Torhüter nach dessen längerer Verletzungspause?

Wir haben sehr akribisch nach einem Ersatz für Puhle gesucht und hatten einen Liste von rund 25 Torhütern, die in Frage kamen. Katsigiannis ist ein Torwart der 30 Monate verletzt war und nicht Handball spielen konnten. Dennoch hat er in 48 Stunden beim HBW-Probetraining vier Trainingseinheiten absolviert und hat dabei körperlich standgehalten und gut gehalten. Dass die Verpflichtung  aufgrund seiner Verletzungen ein gewisses Risiko birgt, ist mir und den Verantwortlichen klar. Die Entscheidung haben wir aber einstimmig getroffen und ich habe ein gutes Bauchgefühl.

Wollen wir nun kurz auf die Liga allgemein eingehen. Wenn man die Tabelle ansieht bemerkt man, dass momentan Traditionsvereine auf den Abstiegsplätzen stehen. Wie beurteilen Sie die Situation? Haben Sie die Lage so wie sie sich momentan darstellt erwartet?

Ich habe von Anfang an gesagt, dass es mit Wetzlar und Hannover Mannschaften gibt, bei denen es keine Überraschung ist, dass sie in dieser Saison in die vorderen Tabellenregionen vorstoßen. Dadurch rücken natürlich etablierte Verein wie Lemgo oder auch Göppingen eher in die zweite Tabellenhälfte. Die Ausgeglichenheit in der Liga ist alles in allem größer geworden.

Was bedeutet das für den HBW?

Für unsere Zielsetzung Klassenerhalt gilt es die Defizite durch Kampf Leidenschaft und taktische Reife auszugleichen.

Der Bundestrainer Martin Heuberger hat den Vorschlag gemacht die Liga von 18 auf 16 Mannschaften zu reduzieren. Wie nehmen Sie als Trainer solch einen Vorschlag wahr?

Da wird der Schwarze Peter von dem internationalen Spielkalender auf die Liga weitergeschoben. Ich persönlich finde, dass die Liga im Moment eine höhere Bedeutung für den deutschen Handball hat als die Nationalmannschaft. Wenn man sich die Leistungen der DHB-Auswahl derzeit ansieht, wird Handball bald zur Randsportart degradiert beziehungsweise immer mehr ins Hintertreffen geraten. Fernsehen und Medien interessieren sich kaum noch dafür.

Wie kann man dem entgegensteuern?

Die Problematik ist natürlich, dass die Spieler zu hohe Belastungen haben. Man könnte als Ansatz wählen, dass man die Kadergrößen in den Vereinen etwas nach oben setzt und die Gehälter gleichzeitig nach unten fährt, wodurch mehr Quantität an Spielern entsteht. Dadurch könnten mehr Spieler in der ersten Liga spielen, was auch der Qualität der deutschen Nationalmannschaft zu Gute kommt. Außerdem braucht man nach meinem Ermessen nicht in jedem Jahr eine Europa- oder Weltmeisterschaft. Wünschenswert wäre es, dass die Spiele in der Handball-Bundesliga wie im Fußball am Wochenende stattfinden und nicht immer unter der Woche. Das sind in meinen Augen die wahren Probleme.

Hier geht's zum gesamten Gespräch aus dem HBW-Sportstudio

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