SOS-Kinderdorf
Besuch beim SOS-Kinderdorf für Spendenübergabe
Es war das erste große soziale Projekt im Namen der „Gallier von der Alb“. Beim Verkauf des ersten Gallier-Fanshirts startete der HBW Balingen-Weilstetten gemeinsam mit dem Partner SPORLASTIC Orthopaedics eine Charity-Aktion. Jeweils vier Euro eines verkauften T-Shirts wurde an das SOS-Kinderdorf gespendet. Ein „Gallier von der Alb“ werden und damit eine gute Tat vollbringen hieß der damalige Slogan. Das ist gelungen – 1.000 Euro kamen durch die Aktion zusammen. Diese wurden im Rahmen eines Besuchs im SOS-Kinderdorf bei Schorndorf in Baden-Württemberg übergeben.
Vorurteile aus dem Weg räumen
Geschäftsführer Bernd Karrer und Mannschaftskapitän Wolfgang Strobel vertraten den HBW, Dr. Mark Melnyk war für die SPORLASTIC GmbH anwesend. Klaus-Dieter Kley, der Bereichsleiter der Kinderdorffamilien, erklärte in einem interessanten Gespräch den Aufbau eines SOS-Kinderdorfs und wie das Leben in einem solchen Dorf abläuft. Zunächst mussten einige Vorurteile aus dem Weg geräumt werden. So staunten Karrer, Strobel und Melnyk als sie feststellten, dass nicht so viel an das Leben in einem Heim erinnert. Im Gegenteil: Im Dorf leben mehrere SOS-Kinderdorfmütter, die mit den Kindern als ganz normale Familie zusammenleben. Dadurch ist gewährleistet, dass die Bezugsperson nicht ständig wechselt – Kinder und Jugendliche können so normal wie möglich aufwachsen.
Mit Blick auf die Geschichte kann Kley, Mitarbeiter im SOS-Kinderdorf sagen, dass sich „die Aufgaben in der Erziehung im Laufe der Jahre nicht so sehr geändert haben. Die Gründe, warum die Kinder hier sind, sind anders.“ In der Gründungszeit waren es Kinder, die ihre Eltern im Krieg verloren hatten. Heute werden die Kinder gemeinsam mit dem Jugendamt betreut, weil es die Eltern gerade aus den unterschiedlichsten Gründen nicht selbst tun können. Das SOS-Kinderdorf springt aber nicht erst dann ein, wenn es schon „fünf vor zwölf“ ist. Ein Großteil der Arbeit geschieht heute ambulant im präventiven Bereich, damit ein Kind gar nicht erst aus seiner leiblichen Familie heraus muss.
Kein Tabu
Wichtig ist, das Leben im Dorf so normal wie möglich zu halten. Eine bedeutende Rolle hat dabei der öffentliche Kindergarten, in den auch andere Kinder aus dem Ort Oberberken gehen. „Das SOS-Kinderdorfgehört zum Dorf Oberberken!“, sagt Kley. Die Kinder und Jugendlichen, die in die Schule gehen, laufen entweder selbstständig in die Grundschule von Oberberken oder fahren mit dem Bus in den nächst größeren Ort. „Es ist kein Tabu hier im SOS-Kinderdorf zu sein“, berichtet Kley. Die Kinder leben es bewusst, gerade weil der Kontakt zu den leiblichen Eltern gut gepflegt wird.
HBW-Geschäftsführer Karrer will wissen, was mit den Kindern passiert, die bis sie volljährig sind, das SOS-Kinderdorf verlassen müssen. Kley, der bereits seit 35 Jahren im SOS-Kinderdorf ist, bringt hier viel Erfahrung mit und kann berichten, dass „mit bis zu 80 Prozent der ehemaligen Kinder weiterhin Kontakt besteht“. Das geschieht übers Telefon, über persönliche Kontakte zu Kinderdorfmutter und Kinderdorfgeschwistern und ganz traditionell beim jährlichen Treffen an der „Hocketse“. Die Aussichten auf ein erfolgreiches eigenständiges Leben nach dem SOS-Kinderdorf sind gut. Probleme der jungen Menschen entstehen oft dann, wenn sie zu kurz in einer Einrichtung wie dem SOS-Kinderdorf leben.
Ganz anders wie vorgestellt
Dr. Melnyk von SPORALSTIC Orthopaedics will in Bezug auf den durchgehenden Kontakt der Kinder zu ihren leiblichen Eltern wissen, ob es für die Jüngeren nicht schwierig sei, zwischen den leiblichen und Pflegeeltern zu differenzieren. „Wir erleben schon das Spannungsfeld“, erzählt Kley und erklärt: „Gerade deswegen müssen wir mit den leiblichen Eltern intensiv zusammen arbeiten. Wenn die Kinder erleben, dass sich beide Seiten einig sind, dann ist es leichter für sie.“ Der Schwerpunkt des SOS-Kinderdorfes liegt noch immer bei den Kinderdorffamilien. „Unsere Leistungen gehen aber weit über das Kinderdorf hinaus“, sagt Kley. Der SOS-Kinderdorf e. V. biete über den stationären Bereich hinaus auch ambulante Hilfen, die Betreuung von behinderten Menschen, Familienzentren usw. an. Beim SOS-Kinderdorf e. V. wird danach geschaut, wo noch geholfen werden kann.
Nach einigen Einblicken zu Aufbau Organisation und dem Leben in der sozialen Einrichtung sagt Karrer: „Es ist alles ganz anders wie ich es mir vorgestellt habe.“ Die anwesende Runde bejaht. Für alle drei ist es der erste Besuch in einem SOS-Kinderdorf. Derweil berichtet Kley weiter: „Es gibt überall bedürftige und benachteiligte Kinder und Familien.“ SOS-Kinderdorf e. V. setzt sich auf der ganzen Welt für sie ein. „Wir sind auf die Hilfe angewiesen“, macht Klaus-Dieter Kley deutlich. Deswegen sind Spenden überlebensnotwendig. Der HBW und SPORLASTIC Orthopaedics freuen sich, dass dem SOS-Kinderdorf Schorndorf mit der Geldspende ein Stück weiter geholfen werden konnte. So verlassen Bernd Karrer und Wolfgang Strobel vom HBW als auch Dr. Mark Melnyk von SPORLASTIC Orthopaedics das Dorf aufgrund der vielen neuen Information überrascht. Andererseits aber auch beruhigt, da jedem ersichtlich war, wie viel Engagement hinter dem Projekt steckt.
Besonderer Respekt
HBW-Mannschaftskapitän Strobel bringt es auf der Fahrt nach Hause auf den Punkt: „Ich verlasse das SOS-Kinderdorf mit gemischten Gefühlen. Einerseits finde ich es gut zu sehen, dass das Geld unserer Spende für etwas sehr sinnvolles genutzt wird und den Kindern zu Gute kommt. Andererseits bin ich aufgrund der Schicksale, die hinter jedem einzelnen Kind stecken, etwas nachdenklich. Aber es ist gut zu sehen, dass was für sie gemacht wird und alle ein nahezu normales Leben führen können. Besonderen Respekt habe ich vor den Betreuern, die hier sehr viel leisten und investieren. Vor allem die „Mütter“, die ihr privates Leben mehr oder weniger eintauschen um hier helfen zu können.“