Sportstudio mit Wolfgang Strobel

Wolfgang Strobel: „Es muss ein Gefühl für diese entscheidenden Spiele reifen.“

Die Erntezeit hat für die „Gallier von der Alb“ mit dem Sieg über den VfL Gummersbach erfolgreich begonnen. Vor der wichtigen Partie gegen Aufsteiger TUSEM Essen war der momentan verletzte Mannschaftskapitän Wolfang Strobel zu Gast beim HBW-Sportstudio und sprach über seinen Gesundheitszustand, das Spielsystem von Trainer Dr. Rolf Brack und die richtungsweisenden Begegnungen in den kommenden Wochen.

Herr Strobel, die Saison ist in vollem Gange und Sie sind leider verletzt. Erzählen Sie was passiert ist und warum Sie der Mannschaft aktuell beim Unternehmen Klassenerhalt nicht helfen können?

Es ist im Spiel gegen Wuppertal passiert. Da ist mir ein Gegenspieler ins Knie gefallen und man hat anfänglich gedacht, dass es eine starke Knochenprellung ist. Nach sechs Wochen Pause habe ich in den ersten zwei Wochen der Vorbereitung gemerkt, dass es noch nicht rund läuft. Es hat dann eine Kontrolluntersuchung gegeben, in der das volle Ausmaß der Verletzung zum Vorschein kam. Es war ein Knorpelschaden vorhanden, bei dem selbst der Knochen einen kleinen Schaden davongetragen hat. Dies wurde operiert und muss nun Ausheilen. Dies braucht allerdings noch einiges an Zeit.

Sie sprechen von Zeit. Wie lange geben Sie sich selber und wann möchten Sie wieder spielen?

Das Ziel ist ganz klar das erste Spiel im neuen Jahr, also der 13. Februar 2013. Das ist sicherlich ein ambitioniertes, aber kein zu hochgestecktes Ziel. Ich bin momentan voll im Plan. Ich werde ab November in die Reha gehen, darf ab Dezember leicht in der Halle arbeiten und Ziel ist es, ab Januar in der Rückrundenvorbereitung mit der Mannschaft zu trainieren.

Frank „Litty“ Ettwein, ein Freund und langjähriger Weggefährte von Ihnen, ist momentan auf dem Feld die Vertretung für Sie als Kapitän. Unterhalten Sie sich darüber, wo noch Defizite innerhalb der Mannschaft und im Spiel bestehen?

Auf dem Spielfeld ist das natürlich für ihn und für mich schwierig, da wir beide im Angriff nicht die Positionen ausfüllen, in denen man richtig große Akzente setzen kann.  Wir haben schon immer Mittelspieler gehabt, die das sehr gut machen. In der Abwehr ist das anders.  Da können er und ich während des Spiels härter und direkter durchgreifen und das sprechen wir natürlich ab. Wobei wir beide schon so lange zusammenspielen, dass wir genau wissen, was es da zu tun gibt.

Beim letzten Heimspiel sind Sie erstmals als „Offizieller“ auf der Bank gesessen. Nimmt man das Spiel passiv von der Bank anders war wie als aktiver Spieler auf dem Parkett?

Ich muss sagen, dass ich noch weniger wahrnehme wie wenn ich auf dem Spielfeld bin. Ich habe in der Partie gegen Gummersbach beispielsweise nicht darauf geachtet wer beim Gegner im Tor steht. Man bemerkt eher Dinge, die das eigene Team betreffen, sowohl in der Abwehr als auch im Angriff.

Vor der Saison gab es einen Umbruch in der Mannschaft. Leistungsträger und Identifikationsfiguren des Vereins sind gegangen. Einige neue Spieler sind hinzugekommen.  Wie weit ist die Mannschaft in Hinsicht auf die Integration der neuen Spieler?

Ich denke man sieht in jedem Fall einen Entwicklungsprozess. Die Partie gegen Berlin hat gezeigt, dass es vorangeht. Wobei wir nun den nächsten Schritt machen müssen, da das wichtige Spiel gegen Essen ansteht. Die Mannschaft ist für den Umstand mit der problematische Vorbereitung, in der wir sehr viele Verletzte hatten und viel umstellen mussten, auf einem guten Weg. Aber nun gilt es in den kommenden Spielen gegen Essen, Minden, Göppingen und Neuhausen die Leistung auf das Parkett zu bringen. Dabei muss ein Gefühl für diese entscheidenden Spiele reifen.

Trainer Dr. Rolf Brack spricht davon, dass die Integration in sein Spielsystem etwa fünf bis sechs Monate dauert. Was ist das Besondere am sogenannten „brack‘schen Spielsystem“?

Wir spielen eine andere Art von Handball mit weniger Kreuzen und praktizieren nicht die Standarthandlungen wie viele andere Mannschaften in der Liga. Wir haben zwar in der Vergangenheit die eine oder andere Sache aufgenommen, die in der Liga verbreitet ist, unsere Systeme sind dennoch anders gestrickt und legen auf andere Dinge Wert. Was bei Rolf speziell ist: Er will die einzelnen  Handlungen genau auf den Punkt gespielt haben. Es gibt eine Vorgabe und die muss möglichst exakt umgesetzt werden. Der Spielraum ist dabei sehr gering, was vielen neuen Spieler anfangs Probleme bereitet.

Experten sagen, dass der HBW in dieser Saison individuell so stark besetzt ist wie noch nie seit der Erstligazugehörigkeit. Wie sehen Sie den Leistungsstand nach der Vorbereitung und den ersten Spielen?

Das ist für mich schwierig einzuschätzen, da ich nicht selber auf der Platte stehe. Ich habe diese Erfahrung, das Ganze vom Spielfeldrand zu beobachten, noch nie gemacht. Bisher war ich immer selber im Training und im Spiel dabei und konnte das deshalb besser einschätzen. Dennoch denke ich, dass wir uns auf einem guten Weg befinden und die nächsten Wochen von entscheidender Bedeutung sind.

Sie sprechen die kommenden Begegnungen an. Der Anfang ist dabei das erste sogenannte „Vier-Punkte-Spiel“ gegen den Aufsteiger Essen. Für den HBW sind die Aufsteiger jene Teams, die man in jedem Fall schlagen muss und kann. Dies hat in der letzten Saison nicht immer funktioniert. Was ist das wichtige vor den kommenden Aufgaben und  was geben Sie der Mannschaft vor der Partie am Samstag gegen Essen mit auf den Weg?

Ich denke der Fokus ist das wichtige. Dass sich jeder Spieler zu 100 Prozent auf das Spiel vorbereitet und sich auch im Training ein gutes Gefühl holt. Wir sind in die Partie gegen Berlin mit dem guten Gefühl aus dem Gummersbach-Spiel gegangen und haben uns dort sehr gut verkauft. Nun müssen wir, trotz des kleinen Dämpfers, den die knappe Niederlage verursacht hat, die Trainingswoche positiv gestalten und mit Selbstvertrauen in die Begegnung gegen Essen gehen.

Zur Info:

Das gesamte Gespräch aus dem HBW-Sportstudio gibt es hier zu sehen:
HBW-Sportstudio mit Wolfgang Strobel

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