HBW-Geschäftsführer Bernd Karrer im Interview
Karrer: „Spiel gegen BHC wird schwerer als gegen HSV“
Sechs Punkte aus vier Spielen sind für den HBW Balingen-Weilstetten eine sehr gute Ausbeute. Vor allem der Bonuspunkt in Hamburg bescherte dem Geschäftsführer der Gallier von der Alb, Bernd Karrer, gute Laune. Der Verein versucht alles, um sich mit gemeinsamer Kraft gegen den Abstieg zu stemmen. Mit der aktuell laufenden Aktion auf Facebook soll die Fanreichweite innerhalb von sieben Tagen von 6.000 auf 7.000 „Gefällt mir“-Angaben erhöht werden. Sollte die Herausforderung geschafft werden, gibt es für das wichtige Heimspiel gegen den Bergischen HC 50 x 2 Freikarten zu gewinnen. Karrer setzt voll auf eine lautstarke SparkassenArena. Schließlich ist es das Spiel, mit dem der HBW die Abstiegsränge wieder verlassen kann.
Herr Karrer, bei den Gallier von der Alb läuft es im Moment richtig gut.
„Ja, wir können derzeit nicht klagen. Wir sind zusammen mit den Rhein-Neckar Löwen, die aktueller EHF-Pokal-Sieger sind und dem HSV Handball, immerhin Champions League-Gewinner, eine der drei Mannschaften, die 2014 noch kein Spiel verloren haben. Aber das ist nicht mehr als eine schöne Momentaufnahme.“
Fast wären es nur noch zwei Teams gewesen, die ungeschlagen sind. Der HBW war am Sonntag ganz dicht davor, den HSV zu schlagen.
„Wir können mit dem Unentschieden sehr gut leben und sind zufrieden, dass das Glück wieder zum HBW zurückgekehrt ist. In Berlin haben wir im Dezember ein ähnliches Spiel kurz vor dem Schlusspfiff verloren. Dieses Mal ging der letzte Ball der Hamburger am Tor vorbei. Klar, wir haben in der ersten Halbzeit mal mit drei Toren geführt und wäre der eine Siebenmeter von Manuel Liniger drin gewesen, hätte es vielleicht sogar für zwei Punkte gereicht, aber kein Vorwurf an Manu. Er hat schließlich gezeigt, dass er Mut besitzt und kurz nach seinem Fehlwurf erneut antritt, um das entscheidende Tor zum Unentschieden zu erzielen.“
Sie haben eben den Dezember angesprochen. Was hat sich seit damals beim HBW verändert? Zum Jahreswechsel schien die 2. Liga näher als der Klassenerhalt. Plötzlich herrschen wieder eine unglaubliche Euphorie und eine Stimmung, als ob es das Thema Abstieg niemals gegeben hätte.
„Stimmt, seit Anfang des Jahres hat sich einiges getan. Wir möchten allerdings das, was im vergangenen Jahr passiert ist, nicht wieder hervorkramen. Wir schauen nach vorne und seit dem Unentschieden gegen den HSV haben wir es zum ersten Mal wieder selbst in der Hand, die Abstiegsränge zu verlassen. Unser neuer Trainer Markus Gaugisch hat auf seine Art die verloren gegangenen Gallier-Eigenschaften reaktiviert. Das hat sich von der Mannschaft auf das komplette Umfeld, auf alle unseren ehrenamtlichen Helfer und die HBW-Fans übertragen. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie die Mannschaft wieder Handball spielt und sich in jedem Spiel voll rein hängt. Eigentlich schade, dass nicht alle unser Fans die Partie gegen den HSV sehen konnten.“
Am Samstag geht es gegen den Bergischen HC. Was erwarten Sie?
„Was ich erwarte dürfte klar sein: einen Sieg und zwei Punkte! Allerdings wird das vermutlich schwerer als gegen den HSV. In Hamburg hatten wir nichts zu verlieren. Am Samstag wollen und müssen wir gewinnen, um uns für die letzten vier Spiele zu belohnen. Allerdings kämpft auch der BHC ums Überleben und möchte in Balingen seinen Negativtrend stoppen. Wir wissen, dass der BHC mit starker Unterstützung kommt, denn vom Kartenkontingent, das die Gastmannschaft bekommt, kam nichts zurück.“
Das heißt, es wird auch auf den Rängen ein lautstarkes Duell der beiden Fan-Lager geben.
„Davon ist auszugehen. Ich bin mir aber sicher, dass sowohl unsere Fans als auch unsere Mannschaft am Ende die Oberhand behält. Wir werden alles versuchen, damit das, was die TSV Hannover-Burgdorf in der SparkassenArena erlebt hat, im Vergleich zu dem, was den Bergischen HC erwartet, ein laues Lüftchen war.“
Wie dürfen wir das verstehen? Gehört dazu unter anderem die Maßnahme, dass Sie mit der Karrer GmbH, Franchise-Nehmer der McDonald's Deutschland Inc. für die Begegnung Klatschpappen zur Verfügung stellen?
„Ganz einfach, die Mannschaft braucht unbedingt die Unterstützung der Fans. Wir haben vor zwei Wochen erlebt, was passiert, wenn die Halle unsere Spieler lautstark von der ersten bis zur letzten Minute anfeuert. Die Klatschpappen tragen einen großen Teil dazu bei. Damit können die Zuschauer die Mannschaft besonders lautstark unterstützen.“
Wie entscheidend ist für Sie das Spiel am kommenden Wochenende?
„Ich habe ja bereits erwähnt, dass wir es zum ersten Mal wieder selbst in der Hand haben, die Abstiegsränge zu verlassen. Sollte das passieren, und davon gehe ich ganz fest aus, ist der HBW noch lange nicht über den Berg. Wir werden keine Zeit haben, die Hände in den Schoß zu legen, denn die Konkurrenz schläft nicht. Es gibt danach noch neun Spieltage an denen alles passieren kann. Diese Saison ist die verrückteste seit der HBW in die 1. Liga aufgestiegen ist. Es gibt an jedem Spieltag Ergebnisse, mit denen man nicht rechnen konnte. Deshalb gehe ich davon aus, dass zum Klassenerhalt mehr als 20 Punkte notwendig sein werden. Sollten wir gegen den BHC gewinnen haben wir 16 und bräuchten also noch weitere Siege. Sollten wir verlieren, sind wir aber noch lange nicht abgestiegen. Unser Restprogramm gibt uns auch nach diesem Spiel noch die Chance, Punkte zu holen. Egal was am Samstag passiert – es wird bis zum letzten Spieltag spannend bleiben.“