Interview Manuel Liniger
Liniger: „Wir werden ganz anders auftreten!“
Der Schweizer Nationalspieler Manuel Liniger kam kurz vor der Saison 2012/13 zum HBW Balingen-Weilstetten. Der 32-jährige Linksaußen war zuvor zwei Jahre beim TBV Lemgo unter Vertrag und kann auf einige internationale Erfolge zurück blicken. Er wird nach dieser Saison auch der einzige aus dem jetzigen HBW-Kader sein, der weiterhin mit seinem heutigen Vereinstrainer Dr. Rolf Brack zusammen arbeitet. Der wird bekanntlich die Schwaben im Sommer verlassen und künftig als Cheftrainer der Schweizer Nationalmannschaft agieren. Im Interview befragten wir Manuel Liniger zur derzeitigen Situation beim HBW und wie er sich seine weitere Zukunft vorstellt.
Herr Liniger, Sie spielen zwischenzeitlich die zweite Saison bei den Galliern von der Alb. War es rückblickend nach der Zeit in Lemgo die richtige Entscheidung?
Ja auf jeden Fall! Ich war Balingen sehr dankbar, dass ich hier die Möglichkeit bekommen habe, wieder Bundesliga zu spielen. Das zweite Jahr damals in Lemgo war nicht einfach und ich war in der Folge zwei Monate ohne Verein. Deshalb war es für mich genial, dass der HBW auf mich zugekommen ist.
Wenn Sie die anderen Vereine in der Schweiz und in Deutschland, bei denen Sie bisher unter Vertrag waren, mit dem HBW vergleichen, gibt es Unterschiede und wo liegen diese?
Die Unterschiede in den Vereinen selber finde ich nicht sonderlich groß. In Winterthur und in Schaffhausen, wo wir Champions League und um die Meisterschaft gespielt haben, war alles schon sehr professionell, von daher gibt es keine großen Unterschiede. Einzig und allein die Liga ist komplett anders. Die hat in der Schweiz einfach nicht die Qualität und auch nicht die Breite wie die Bundesliga.
Die letzten zwei Spiele habt ihr deutlich verloren, woran lag es und kann man die zwei Niederlagen miteinander vergleichen?
Vergleichen kann man sie überhaupt nicht. Es waren zwei komplett andere Gegner. In Kiel haben wir zeitweise sehr vernünftig gespielt und es wäre nach meinem Gefühl auch ein besseres Resultat möglich gewesen. Man fährt aber nicht nach Kiel, um zu gewinnen. Das ist utopisch. Ins Spiel gegen Wetzlar sind wir hingegen ganz klar mit der Vorgabe gegangen, das Ding zu gewinnen. Es ging um zwei wichtige Punkte und die Voraussetzungen waren komplett andere. Wir waren aber als Mannschaft nie auf der Höhe des Geschehens. Wir haben alle unter unseren Möglichkeiten gespielt und bei Wetzlar hat dann alles funktioniert. Deshalb haben sie uns auch in unserer eigenen Halle dominiert und das war etwas, was mir in meiner Zeit in Balingen so noch nie passiert ist.
Unabhängig von diesen zwei Spielen, wie fällt Ihr Fazit zum bisherigen Verlauf der Saison aus?
Aus Sicht der Mannschaft fehlen ganz klar die zwei Punkte aus dem Spiel gegen Wetzlar und vielleicht wäre auch beim BHC ein Sieg möglich gewesen. Alles andere war aber auf Grund der Verletztenmisere zu Beginn der Saison nicht anders zu erwarten. Persönlich wäre ich natürlich gerne von Anfang an dabei gewesen. Ich hätte in den ersten drei Spielen gerne dazu beigetragen, dass man aus diesen etwas hätte mitnehmen können. Deshalb hat für mich die Meisterschaft eigentlich erst in Lübbecke begonnen. Das ist für mich etwas ärgerlich.
Sie teilen sich beim HBW die linke Außenbahn mit dem Balinger Urgestein Frank Litty Ettwein. Worin unterscheidet ihr zwei euch am meisten?
(Liniger lachend) Ich bin größer. Das ist mir noch nicht so oft passiert. Aber im Ernst: In der ganzen Liga ist bekannt, dass Litty ein sehr, sehr guter Abwehrspieler ist. Meine Stärken liegen ganz klar im Angriff und im Konterspiel. Ich glaube, dass diese Kombination uns beiden sehr viel geholfen hat. Obwohl wir bereits 36 und 32 Jahre alt sind, können wir noch viel voneinander lernen. Ich glaube Litty hat nochmals einen großen Schritt gemacht, was Abschluss und Angriffsspiel angeht und ich konnte von ihm sehr viel lernen, was die ganze Abwehrarbeit angeht.
Ihr Vertrag läuft noch bis zum Ende der Saison. Gab es schon Gespräch mit der Vereinsführung und könnten Sie sich vorstellen, über die Saison hinaus beim HBW zu bleiben.
Gespräche gab es bisher noch nicht, aber ich kann mir sehr gut vorstellen beim HBW zu bleiben. Es macht mir sehr viel Spaß mit der Mannschaft und auch mit dem ganzen Umfeld. Ich bin mir sicher, dass der HBW leistungsmäßig noch ein, zwei Schritte machen kann und diese würde ich gerne mitgehen. Ich gehöre nicht zu denen, die heute hier und morgen da spielen. Wenn ich wohin gehe, ist es mein Plan auch länger zu bleiben.
Vor kurzem wurde bekannt, dass ihr jetziger Trainer Dr. Rolf Brack den HBW verlassen wird und Chefcoach der Schweizer Nationalmannschaft wird. Wie haben sie diese Nachricht aufgenommen?
Ich war ziemlich überrascht, weil ich von absolut nichts gewusst habe. Ich hatte vom Schweizer Verband vorher nichts erfahren.
Wird sich dadurch im Schweizer Handball etwas verändern?
Wir sind im Moment in der Schweiz in einer sehr schwierigen Situation. Wir hatten in den letzten Jahren keinerlei Erfolge und jetzt ist es an der Zeit für einen Neustart. Dafür passt die Verpflichtung von Rolf ganz gut. Er hat bewiesen, dass er auch mit jungen Spielern gerne arbeitet und deshalb glaube ich, dass es eine gute Lösung ist. Es ist aber sehr schwer im Vorhinein eine Prognose zu wagen.
Worauf dürfen sich die Zuschauer beim heutigen Spiel gegen Gummersbach freuen und warum wird der HBW das Spiel gewinnen?
Die Zuschauer dürfen von uns erwarten, dass wir ganz anders auftreten, wie im letzten Heimspiel. Wir haben heute etwas gut zu machen und wollen den Zuschauern zeigen, dass es uns Spaß macht, vor eigenem Publikum zu spielen. Sie sollen auch wissen, dass wir sie unbedingt brauchen und, dass wir die Unterstützung auch nutzen werden. Unsere Fans dürfen sich darauf freuen, dass wir sehr gut vorbereitet sind und wir wissen, dass wir einiges gut zu machen haben. Genau deshalb werden wir das heutige Spiel auch gewinnen.