Interview Michael Kintrup
Michael Kintrup: „Es geht um viele kleine Stellschräubchen“
In der vergangenen Saison spielte der Linkshänder Michael Kintrup noch in der 3. Liga West beim VfL Gladbeck. Er gehörte dort zu den gefürchtetsten Werfern aus dem rechten Rückraum und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der Aufsteiger Gladbeck den Klassenerhalt in der 3. Liga West geschafft hat. Lange Zeit, nämlich genau so lange bis er sein Jura-Studium abgeschlossen hatte, hat er sämtlichen Offerten von höherklassig spielenden Vereinen eine Absage erteilt. Als der HBW Balingen-Weilstetten allerdings auf ihn zugekommen ist, hat er nicht mehr lange überlegt und ist dem Ruf von HBW-Coach Dr. Rolf Brack zu den Gallier von der Alb gefolgt. Dem Sportwissenschaftler war der lange Schlacks bereits ein Jahr zuvor bei den deutschen Hochschulmeisterschaften ins Auge gestochen. Wie es dem sympathischen Blondschopf im Schwäbischen zwischenzeitlich geht, hat er uns im Interview verraten.
Herr Kintrup, seit Juli stehen Sie ihm Bundesligakader des HBW. Als Neuling tut man sich erfahrungsgemäß mit der Sprache und der Mentalität der Schwaben etwas schwer. Haben Sie sich hier zwischenzeitlich eingelebt?
Ja, ich habe mich sehr gut eingelebt. Die Mannschaft hat es mir aber auch einfach gemacht. Ich bin kürzlich erst umgezogen und da haben gleich mal sieben Mann mit angepackt und auch sonst passt die Truppe super zusammen. Wenn man durch die Stadt läuft, trifft man immer wieder auf nette Leute, die einen direkt ansprechen, was dem Klischee des zurück gezogenen und geizigen Schwaben völlig widerspricht. Die Leute sind alle sehr hilfsbereit und das macht es einem schon leicht, sich hier einzuleben.
Sie haben sich gleich in der Vorbereitung ziemlich schwer verletzt und waren lange Zeit zum Zuschauen verdammt. Was war das für eine Verletzung und wie geht es Ihnen heute?
Was es genau für einen Verletzung war, war sehr lange offen und konnte nicht genau festgestellt werden. Es gab unterschiedliche Diagnosen. Letztendlich war es wohl ein Anriss der Supraspinatussehne in der Schulter. Diese ist zwischenzeitlich aber wieder bei nahezu hundert Prozent und behindert mich beim Spielen überhaupt nicht mehr.
Nachdem Sie zwischenzeitlich wieder fit sind, sind Sie ein „Opfer“ des Balinger Luxusproblems geworden, dass es im Erstligakader keinen Platz mehr gab und mussten, um Spielpraxis zu sammeln in der zweiten Mannschaft spielen. Ist das nicht etwas frustrierend?
Also zunächst einmal bleibt festzustellen, dass ich mich dadurch nicht verschlechtert habe, weil ich ja aus der dritten Liga komme. Etwas frustrierend ist es natürlich schon, wenn man die ganze Woche mit den Jungs aus dem Erstligakader trainiert und sich selber die 1. Liga auch zutrauen würde, es aber auf Grund der Kadergröße einfach nicht geht. Allerdings macht das Handball spielen auch in der zweiten Mannschaft sehr viel Spaß, weil es eine junge und sehr ehrgeizige Truppe ist, die einen sehr guten Trainer hat, der einen auch weiter bringen kann. Letzten Endes ist und bleibt mein Ziel natürlich die Bundesliga.
Auch in der zweiten Mannschaft ist es für Sie im Vergleich zur vergangenen Saison beim VfL Gladbeck nicht so richtig gelaufen. Gerade erst im Drittligakader angekommen, mussten Sie auf Grund eines grippalen Infekts kürzlich schon wieder pausieren. Bis wann dürfen wir uns beim HBW auf Kintrup-Treffer am Fließband freuen?
Ich hoffe, dass die Seuche jetzt endlich ausgestanden ist und an mir soll es nicht scheitern.
In der letzten Saison gehörten Sie in Gladbeck auf Grund ihrer Torgefährlichkeit zu den am meisten beachtet und bewunderten Spielern. Diese Beachtung und auch Anerkennung fehlt Ihnen im Moment beim HBW. Ist es schwierig, damit umzugehen?
Natürlich ist es nicht ganz leicht damit um zu gehen, weil einen hier noch sehr wenige Leute kennen und man sich deshalb im Training umso mehr beweisen muss. Ich habe mich aber dazu entschieden, Profi zu werden und deshalb ist es auch mein Ziel anderen Leuten zu zeigen, dass man es verdient hat, in der Liga zu spielen. Da ich ein sehr ehrgeiziger Typ bin, habe ich damit also überhaupt keine Probleme.
Apropos Gladbeck: Verfolgen Sie das Geschehen beim VfL Gladbeck noch und haben Sie zu Ihren alten Mannschaftskameraden noch Kontakt?
Der Kontakt besteht auf jeden Fall noch. Ich habe dort lange und mit der jetzigen Mannschaft auch erfolgreich gespielt. Es war eine sehr verschworene Truppe, die zum größten Teil noch so zusammen geblieben ist. Wenn ich meine Eltern in Münster besuche, versuche ich immer mal noch kurz in Gladbeck vorbei zu schauen.
Wenn Sie die letzten vier Monate bei den Gallier von der Alb Revue passieren lassen. War es der richtige Schritt, gleich von der 3. Liga in die DKB Handball-Bundesliga zu wechseln und würden Sie es heute nochmals genauso machen?
Für mich gab es gar keine andere Alternative mehr. Um ins Profigeschäft zu wechseln, war es nach Abschluss meines Studiums die letzte Möglichkeit. Deshalb war es in jedem Fall die richtige Entscheidung und das will ich jetzt auch allen beweisen.
Woran liegt es nach Ihrer Einschätzung, dass es bei den Gallier von der Alb in den letzten Heimspielen gegen Wetzlar und Gummersbach nicht so richtig gelaufen ist und muss sich nach Ihrer Ansicht irgendetwas ändern?
Ich glaube nicht, dass es die einzige Hauptursache gibt, sondern dass es viele kleine Stellschräubchen gibt, an den gedreht werden muss. Man hat ja gesehen: Es fehlt nicht viel, um Spiele wie das gegen Gummersbach zu gewinnen. Wir müssen uns einfach jetzt das Selbstvertrauen wieder holen, damit wir die knappen Spiele künftig nicht verlieren, sondern diese für uns entscheiden.
Wie ist Ihre Einschätzung zum morgigen Spiel gegen die MT Melsungen?
Melsungen hat jede Position mit richtig guten Bundesligaspielern zweifach besetzt und steht verdient auf einem einstelligen Tabellenplatz. Für uns wird es darum gehen, möglichst lange dran zu bleiben und ich denke, dass wir dann am Ende auch um den Sieg mitspielen können.