Interview mit Alexandros Vasilakis

Eine Kameradschaft wie in der Balinger Mannschaft, habe ich bisher noch nicht erlebt

Vor dem heutigen Heimspiel gegen den Bergischen HC haben wir uns noch mit unserem Griechen Alxeandros Vasilakis unterhalten. Er hat uns einiges über seine Karriere, seine Eindrücke von Balingen, aber auch über seine Gedanken zu seiner Zukunft erzählt.

Hallo Alexandros, du bist jetzt ziemlich genau seit einem halben Jahr in Balingen. Hast du dich zwischenzeitlich etwas eingelebt und wie gefällt es dir auf der Schwäbischen Alb?
"Ja, mir gefällt es hier sehr gut. In der Mannschaft steckt sehr viel Potential und auch die Stimmung im Team ist unglaublich. Das Publikum in der SparkassenArena ist genial und ich muss sagen, dass ich so etwas in meiner Karriere noch nie erlebt habe. Auch das Wetter in Balingen ist perfekt."

Mit 36 Jahren hast du bereits viel Erfahrung gesammelt. Du hast in Griechenland Handball gespielt. Du warst viele Jahre in Deutschland, aber auch in Frankreich und im Katar. Wo hat es dir insgesamt am besten gefallen und warum?
"Es gab überall Für und Wider. Aix en Provence in Frankreich war zum Beispiel eine ganz tolle Stadt, aber bei mir dreht sich halt alles um Handball. Ich schaue nicht nur ob es in der Stadt schön ist oder das Drumherum passt. Es muss im Paket passen und das tut es für mich hier in Balingen bisher am besten."

Bevor du jetzt nach Balingen gekommen bist, hast du ja insgesamt zehn Jahre in Deutschland gespielt. Du warst in Wilhelmshaven, Düsseldorf, Magdeburg und Melsungen. Was unterscheidet den HBW von diesen vier Vereinen oder gibt es da keine Unterschiede?
"In Magdeburg hatten wir eine ganz gute Mannschaft mit vielen Stars. Auch die Stimmung in der Halle war gut, aber wir hatten in der Mannschaft nicht die Stimmung wie hier. In Melsungen war es ähnlich. In Wilhelmshaven und auch in Düsseldorf war ich noch zu jung und zu unerfahren. Da habe ich das Umfeld noch gar nicht wahrgenommen. Ich wollte nur Handball spielen. Balingen hat zwar eine kleine Halle, aber die Stimmung und das Publikum sind mindestens so gut wie zum Beispiel in der Kieler Halle und einen Zusammenhalt und eine Kameradschaft wie in der Balinger Mannschaft, habe ich bisher noch nicht erlebt."

Du bist erst im September des vergangenen Jahres zum HBW gekommen. Du warst zu diesem Zeitpunkt in deinem Heimatland in Griechenland. Ist es dir leicht gefallen, erneut die Koffer zu packen und wieder nach Deutschland, zurück in die Bundesliga zu wechseln oder musstest du lange überlegen?
"Nein, da musste ich nicht lange überlegen. Ich freute mich darauf wieder in der Bundesliga spielen zu dürfen. Ich habe sofort die Koffer gepackt und ab nach Balingen. Der Anfang war aber brutal hart für mich. Ich hatte vier Monate lang nichts mehr gemacht. Eigentlich hatte ich ja schon aufgehört, aber ich habe dann mit mir selber eine Wette abgeschlossen. Ich wollte es mir beweisen, dass ich es nochmals schaffe."

Als du dich entschieden hast, nach Balingen zu wechseln, war dir bewusst, dass du zu einer Mannschaft wechselst die gegen den Abstieg spielt. War das für dich ein besonderer Reiz oder hat das in deinen Überlegungen überhaupt keine Rolle gespielt?
"Mit Ausnahme von Magdeburg und die ersten zwei Jahre in Melsungen, habe ich immer in Mannschaften gespielt, die gegen die Abstieg gekämpft haben. Ich habe es aber mit meinen Ex-Vereinen immer geschafft, in der ersten Liga zu bleiben. Als ich nach Balingen gekommen bin, habe ich natürlich gewusst, dass der HBW in der letzten Saison eigentlich abgestiegen war. Ich bin aber überzeugt davon, dass das in dieser Saison nicht passieren wird."

Wenn du mal auf die sechs Monate zurück schaust, bist du mit dem was du zusammen mit dem HBW erreicht hast zufrieden oder würdest du sagen, dass mehr möglich gewesen wäre und wie schätzt du deine eigene Leistung ein?
"Wenn ich im Moment auf die Tabelle schaue und sehe, wie viele Punkte wir haben, bin ich sehr, sehr zufrieden. Wir haben gegen Kiel gewonnen, wir haben gegen Hamburg zwei Mal gewonnen, wir haben gegen Lübbecke zu Hause unentschieden gespielt und wir haben auch auswärts wichtige Punkte geholt. Letzte Saison hatte der HBW 19 Punkte, jetzt haben wir schon 22. Das ist einfach geil.
Für mich selber war es nach zwei Jahren ziemlich schwer, mich wieder an das Niveau der Bundesliga zu gewöhnen. Die französische Liga ist einfach nicht mit der Bundesliga zu vergleichen. Da ist es ziemlich chaotisch und Katar ist noch schlimmer. Ich glaube aber, dass ich auf einem guten Weg bin."

Beim letzten Heimspiel war ja eine unglaubliche Stimmung in der Halle. Dein Trainer Markus Gaugisch hat gemeint, dass die Fans für dieses eine Tor verantwortlich waren, das am Ende den Ausschlag gegeben hat. Würdest du das so unterschreiben und bekommt ihr das als Spieler überhaupt mit, wenn das Publikum so ein Höllenspektakel macht?
"Gegen Gummersbach, war unser Publikum der achte Spieler! Das war einfach überragend. Was ich auch genial finde am Balinger Publikum, dass du nicht fertig gemacht wirst, wenn du schlecht spielst. Die Fans helfen dir und treiben dich wieder nach vorne. Als Spieler freust du dich einfach, wenn du vor so einem Publikum spielen darfst."

Zum heutigen Spiel gegen den Bergischen HC. Wie stehen die Chancen für dich und deine Mannschaft, dass ihr das heutige Spiel wieder siegreich gestalten könnt?
"Für uns ist das heute eine Pflicht das Spiel zu gewinnen. Wir müssen es für das Publikum gewinnen und wir müssen es gewinnen, weil wir mit zwei weiteren Punkten ganz, ganz dicht vor dem Klassenerhalt stehen."

Abschließend noch eine Frage zu deiner Zukunft. Du hast beim HBW Balingen-Weilstetten einen Vertrag bis zum Saisonende. Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, was du in der nächsten Saison machst.
"Klar, habe ich mir schon Gedanken über meine Zukunft gemacht. Ich weiß, dass mein Vertrag eigentlich endet, aber ich würde unheimlich gerne in Balingen bleiben, weil ich im Moment dabei bin eine kleine Familie zu gründen. Meine Freundin ist schwanger und ich würde mit ihr gerne hier bleiben. Mit der Vereinsführung befinde ich mich deshalb auch in Gesprächen. Mal sehen was dabei rauskommt"

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