Rückblick auf die Hinrunde
Perspektivteam zur Halbzeit noch im Soll
Aus dem Zollen-Alb-Kurier von Reinhard Linder
Der Handball-Drittligist HBW Balingen-Weilstetten 2 liegt im Soll: Zur Halbzeit belegt er Rang 13 und hat somit das Minimalziel erreicht, nicht von einem Abstiegsplatz aus in die Rückrunde zu gehen.
Allerdings ist es zum Ende hin knapp geworden. Die Mannschaft von Trainer Eckard Nothdurft leistete sich fünf Niederlagen in Folge und rutschte mit 11:19 Zählern auf den viertletzten Platz ab. „Ich habe damit gerechnet, dass das so kommt“, sagt der A-Lizenzinhaber ganz ruhig, „weder die Punkte noch die Platzierung haben mich überrascht.“
Es sei nicht legitim, die Mannschaft am Ergebnis der vorigen Saison zu messen, als sie im Endklassement den fünften Rang belegte. Denn während die Liga aufgrund der verschärften Abstiegsregelung stärker geworden sei, habe sein Team eher an Qualität verloren: „Unsere Schwäche wurde durch den Ausfall von Micha Thiemann und Philipp Eberhardt noch potenziert.“ Der Neuzugang aus Söflingen zog sich in der Vorbereitungsphase einen Kreuzbandriss zu, Thiemann fiel zunächst wegen Schulterproblemen im Angriff aus, konnte aber wenigstens in der Abwehr aushelfen. Die Verletzung heilte nicht, sondern wurde schlimmer, eine Operation war unumgänglich. Wie lange der Genesungsprozess dauern wird, weiß niemand. Nothdurft rechnet nicht damit, dass er in dieser Runde noch einmal spielt. „Micha war unheimlich wichtig für uns“, fährt der HBW-Coach fort. Seit er fehle, kassiere seine Truppe durchschnittlich fünf Tore mehr pro Spiel.
Zu Saisonbeginn war die Defensivabteilung vor dem starken Torhüter Paul Bar das Aushängeschild des Balinger Perspektivkaders. Die SparkassenArena wurde zur uneinnehmbaren Festung, selbst der Zweitliga-Absteiger SG H2Ku Herrenberg biss sich an der HBW-Abwehr die Zähne aus. „Dieser 31:25-Sieg waren aber unsere einzigen Bonuspunkte“, urteilt Nothdurft rückblickend. Zum Glück seien alle Heimspiele gegen die direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt gewonnen worden, „das war fast überlebensnotwendig“.
Nicht verhehlen will er die Auswärtsschwäche seiner Mannschaft. Nur beim Aufsteiger Stuttgarter Kickers reichte es zu einem Remis, die anderen Begegnungen wurden meist hauchdünn verloren. „Sämtliche Gegner haben zu den extrem heimstarken Teams gezählt“, relativiert der 46-Jährige. Trotzdem wäre mehr drin gewesen. In Neuhausen (25:26) beispielsweise, aber auch beim Tabellendritten TSG Groß-Bieberau (27:28): Dort führte die junge Truppe mit einem 21-Jährigen als Routinier nach einer grandiosen Aufholjagd kurz vor dem Abpfiff mit einem Tor und stand aufgrund eigener Dummheit am Ende doch mit leeren Händen da: „Diese zwei Punkte haben wir einfach weggeschmissen“, grollt Nothdurft noch immer, „hoffentlich rächt sich das nicht.“
In Groß-Bieberau verletzte sich zu allem Überfluss noch Benedikt Brielmeier, der bis dahin im Angriff den Ausfall von Thiemann glänzend kompensiert hat, seit jener Verletzung aber seiner Form hinterher läuft. Auch seine Kollegen im Rückraum zeigen höchst schwankende Leistungen. Bei der 24:29-Heimniederlage vor eineinhalb Wochen gegen die HSG Konstanz lief im Angriff überhaupt nichts zusammen: „Uns fehlt die Stabilität im Rückraum“, gibt Nothdurft denn auch unumwunden zu.
Entlastung erhofft er sich von Mario Vuglac, dem kroatischen Talent aus dem Erstliga-Kader, der bislang aber noch kein Spiel absolviert hat. Kaum war sein Kreuzbandriss verheilt, zog sich der 19-Jährige eine Schulterverletzung zu, die seinen Einstieg ins Training verzögerte. Nothdurft hofft, dass der Linkshänder am 2. Januar nach einem zehntägigen Urlaub, den die gesamte Mannschaft über Weihnachten genießt, seine ersten Einheiten absolvieren und zu einer wichtigen Stütze in Abwehr und Angriff werden kann. „Wir müssen den Kopf freibekommen und mit frischem Mut in die Rückrunde gehen“ , betont Nothdurft.