Interview mit Gregor Thomann
Optimale Bedingungen und der HBW ist ein toller Verein
Unser Eigengewächs Gregor Thomann wir auch in der kommenden Saison für den HBW Balingen-Weilstetten auf Torjagd gehen. Der 22-Jährige hat bei den Gallier von der Alb dieser Tage seinen ersten Profivertrag unterzeichnet und steht damit kurz vor der Erfüllung seines größten Kindheitstraumes Bundesliga Handballer zu werden. Was aber seine primären Ziele sind und was er außer Handball spielen und Nachwuchs trainieren sonst macht, erzählte er Joachim Hausmann in einem Interview.
Gregor, Du hast eine super Hinrunde gespielt, warst mit 103 Toren der beste Torschütze deiner Mannschaft. Greifst Du jetzt nächstes Jahr in der Bundesliga an?
Mein Ziel ist es, nächstes Jahr in der 3. Liga zu spielen. Das ist das einzige, was für mich zählt, wir müssen die Klasse halten. An etwas anderes habe ich noch nicht gedacht. Ich habe in den letzten Spielen nicht das gezeigt, was ich kann, das ärgert mich und muss sich so schnell wie möglich wieder ändern.
Was lief in der Hinrunde schief beim HBW 2?
Das war bisher die schwierigste Saison. Wir hatten eine super Vorbereitung und ein tolles Mannschaftsklima und haben die ersten Spiele ordentlich gepunktet. Dann hat sich Thorben Kirsch schwer verletzt, und wir hatten keine Alternative mehr im Rückraum und fast keine Auswechselspieler. Wir haben dann, glaube ich, vier Spiele hintereinander mit einem Tor verloren, und wenn Du dann mal im Abstiegskampf steckst, kommst Du nicht mehr raus. Aber wir geben in jedem Training alles, mit Jan Remmlinger ist ein überragender Spieler nach seiner Verletzung zurückgekommen. Ich bin mir sicher, dass wir die Liga halten und nächstes Jahr voll angreifen können!
Du hast deinen Vertrag um ein Jahr verlängert, gab es auch andere Angebote oder war für dich von Anfang an klar, dass Du beim HBW bleibst?
Ich hatte in den letzten zwei Jahren interessante Angebote aus der zweiten Liga. Aber ich bin jetzt in meiner fünften Saison bei den Männern, und ich habe hier jedes Jahr einen Schritt nach vorne gemacht. Das wird auch im nächsten Jahr so sein! Ich kann in der dritten Liga viel Spielpraxis sammeln und auch bei der ersten Mannschaft trainieren. Die Bedingungen sind optimal, und der HBW ist ein toller Verein. Mein Ziel ist es irgendwann in der ersten Mannschaft zu spielen, daran hat sich seit der E-Jugend nichts geändert!
Spielte bei deiner Vertragsverlängerung auch eine Rolle, dass Du hier mit deinem Bruder Julian zusammenspielen kannst?
Natürlich, es macht mir riesigen Spaß, hier mit meinen Freunden und meinem Bruder zu spielen. Julian ist auf und neben dem Feld der wichtigste Mann für unser Team. Er ist ein Kämpfer, und ich kenne niemanden, der so trainiert wie er! Wenn er körperlich besser wäre, dann würde er heute in der Bundesliga spielen.
Worin siehst Du deine Stärken?
Meine größte Stärke ist mein Wille und mein Ehrgeiz. Ich glaube das kommt daher, dass ich nie etwas geschenkt bekomme. In der Jugend habe ich in keiner Auswahl gespielt und war auch nicht immer in den ersten Mannschaften der JSG. Ich habe bei den Männern in der Bezirksliga angefangen und mich über die Landesliga in die dritte Liga gearbeitet. Jeden Tag komme ich in die Halle und sehe Handballer, die größer, stärker und besser sind als ich. Dann will ich unbedingt trainieren, das ist wie eine Sucht! Ich hasse es, wenn jemand besser ist als ich, egal wobei. Ich finde, das ist auch das, was vielen Jugendspielern heute fehlt - sie halten es für selbstverständlich, nach ihrer Jugendzeit in der 3. Liga zu spielen. Aber die Liga ist stark, und nur wenige schaffen aus der A-Jugend den Sprung.
Und hast Du womöglich auch Schwächen?
Ich denke zu viel nach und habe manchmal zu wenig Selbstvertrauen. Wenn ich ein schlechtes Spiel mache, kann ich das manchmal nicht einfach abhaken. Abgesehen davon, habe ich sportlich in jedem Bereich noch großes Verbesserungspotenzial.
Du hast die heutigen Jugendspieler angesprochen, wie versuchst Du als Trainer deinen Spielern die richtige Mentalität einzuimpfen? Was bedeutet Dir das Traineramt überhaupt?
Ich hatte in meiner Jugend das Glück mit Jens Bürkle den besten Trainer zu haben, den es gibt! Er ist mein absolutes Vorbild als Trainer, aber auch als Mensch. Ich weiß, wie viel mir das damals als Jugendspieler bedeutet hat, von einem Trainer wie ihm trainiert zu werden - und ich versuche, für meine Spieler ein ähnliches Vorbild zu sein. Außerdem macht es mir einfach Spaß, zu sehen, wie die Jungs Fortschritte machen, und zu sehen, dass sie mit vollem Einsatz dabei sind.
Es ist noch nicht so ganz lange her, dass Du zusammen mit Deinem Bruder von zuhause ausgezogen bist. Wie klappt das Zusammenleben der Thomann-Zwillinge, und ist es besser als vorher bei euren Eltern?
Das klappt super! Wir haben da ein gutes System eingearbeitet: Juli macht den Haushalt, und ich liege auf dem Sofa.
Du bist ja noch kein Vollprofi, sondern „nebenbei“ auch noch Student. Wie bringt man Studium, Karriere und Jugendtraining unter einen Hut? Bleibt da überhaupt noch Zeit? Gibt es noch etwas Anderes außer Handball in Deinem Leben?
Es ist wichtig, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Mein Lehramtsstudium läuft auch ganz gut bisher, es macht zum Teil auch echt Spaß und ist genau das, was ich später mal arbeiten möchte! Aber seit meiner Kindheit möchte ich Bundesligaspieler werden, und diesem Ziel ordne ich alles unter. Klar muss man dafür jeden Tag trainieren, aber ich kenne das gar nicht mehr anders. Trotzdem gibt es eigentlich noch genug Freizeit, zumal man sich als Student über die Semesterferien nicht wirklich beklagen kann.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei und mit den Jung-Galliern.