Interview Micha Thiemann
Thiemann: „Zu alter Form zurückfinden und in der Abwehr souveräner agieren“
Micha Thiemann spielt bereits im vierten Jahr für den Balinger Perspektivkader. Trotz seiner erst 22 Jahre gehört der sympathische Lehramtsstudent zu den erfahrenen Spielern bei den „Jungen Wilden“ und übernimmt als Co-Kapitän reichlich Verantwortung. Im Interview sprach der aus dem Alb-Donau-Kreis stammende Rückraumakteur über das anstehende Topspiel in der dritten Liga Süd, sein Studium und die Handball-Wohngemeinschaft.
Micha, letzte Saison bist du wegen einer Schulterverletzung lange Zeit ausgefallen und konntest in dieser Saison nach überstandenem Mittelhandbruch am Wochenende endlich dein erstes Spiel bestreiten. Wie fühlt es sich an endlich wieder unter Wettkampfbedingungen Handball zu spielen?
Ich freue mich nach der langen Durststrecke mit der Mannschaft wieder auf dem Parkett zu stehen. In der letzten Saison und in den bisherigen Saisonspielen ist er mir schwer gefallen das Geschehen immer nur vom Spielfeldrand zu beobachten und nicht aktiv der Mannschaft helfen zu können. Von meiner Normalform, die ich vor meiner Verletzung letztes Jahr hatte, bin ich natürlich noch weit entfernt. Für mich gilt es nun jede Trainingseinheit und jedes Spiel zu nutzen, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden und meinen Leistungsstand von vor der Verletzung zu erreichen.
Auch ohne dich ist die Mannschaft fulminant in die Drittligasaison gestartet und belegt nach acht Spieltagen den ersten Tabellenplatz. Wie würdest du den Saisonstart bewerten und hast du mit diesem Ergebnis gerechnet?
Es ist natürlich überraschend nach acht Spielen immer noch auf Platz eins zu stehen. Ich bin der Meinung, dass wir mit der Unterstützung der ersten Mannschaften einen sehr starken und vor allem breiten Kader haben. Darüber hinaus sehe ich trotz der 13:3 Punkte deutliches Steigerungspotenzial, gerade im Hinblick auf das vergangene Auswärtsspiel in Groß-Umstadt oder die Heimniederlage gegen Friedberg.
Am Sonntag trefft ihr im Topspiel der dritten Liga auf den TV Großsachsen. Der Tabellenzweite ist im bisherigen Saisonverlauf ebenfalls ein Überraschungsteam. Was hat sich die Mannschaft für das Spiel vorgenommen und wie schätzt du den Gegner ein?
Den Gegner schätze ich als sehr solides, eingespieltes und kampfstarkes Team ein. Der TV Großsachsen spielt bisher eine richtig starke Saison und hat vergangenes Wochenende mit dem Sieg gegen Horkheim aufhorchen lassen. Wir müssen im Vergleich zur durchwachsenen Leistung in Groß-Umstadt unsere Abwehr deutlich stabilisieren und zusätzlich die Wurfquote aus dem Rückraum verbessern. Wenn uns das gelingt, bin ich optimistisch, dass wir auch dieses Heimspiel positiv gestalten können.
Was hast du dir persönlich für diese Begegnung vorgenommen?
Wir bereits angeklungen will ich auch dieses Spiel nutzen, um zu alter Form zurückzufinden und vor allem in der Abwehr aggressiver und souveräner agieren.
Neben deiner Handballtätigkeit studierst du in Tübingen Sport, Biologie und Geographie auf Lehramt. Ist es schwierig Sport und Studium zu verbinden?
Natürlich ist der zeitliche Aufwand drei Fächer zu studieren und gleichzeitig in einer Drittligamannschaft zu spielen sehr hoch. Man ist gezwungen im Studium manche Abstriche zu machen und muss für diverse Engpässe Lösungen finden. Aber im mittlerweile fünften Semester habe ich eine gewisse Routine entwickelt und es ist mir einfach wichtig neben dem Handball auch beruflich Fuß zu fassen.
Du wohnst mit sechs weiteren Spielern deiner Mannschaft in einer Handball-Wohngemeinschaft. Wie ist das Leben in der Handball-WG und gibt es von Zeit zu Zeit Streitigkeiten wenn so viele Handballverrückte auf einem Fleck zusammenleben?
Ich bin sehr glücklich in dieser WG zu wohnen. Das Zusammenleben ist unkomplizierter und strukturierter wie man es von einem Sieben-Mann-Haushalt erwarten würde (lacht). Natürlich gibt es hin und wieder kleinere Meinungsverschiedenheiten, aber das hält sich alles im Rahmen. Für Neuzugänge des Perspektivteams ist solch eine Wohngemeinschaft sicherlich von Vorteil, da der Integrationsprozess bei diesen Spielern deutlich schneller vonstattengeht.
Abschließend deine Einschätzung: Für den HBW Balingen Weilstetten 2 ist der erste Tabellenplatz eine Momentaufnahme. Wo werden die „Jungen Wilden“ am Ende der Saison landen und wer ist dein Meisterschafts- beziehungsweise Aufstiegsfavorit?
Ich traue uns zu, dass wir uns unter den ersten fünf Mannschaften platzieren. Da bei unseren Spielen aber auch äußere Einflüsse, wie die eigene Verletztensituation und die der ersten Mannschaft eine Rolle spielen, fällt es mir schwer eine genaue Prognose abzugeben. Meine Meisterschaftsfavoriten sind Friedberg, Konstanz und Horkheim, wobei diese Mannschaften erst mal an uns vorbei müssen (lacht).